Die Zutatvon Sarah Wiener:
Fertigprodukte mit Zusatzstoffen verachte ich. All die Feuchthaltemittel, Geschmacksverstärker und Emulgatoren ärgern meinen Gaumen und meinen Körper. Es gibt keinen Grund, sie zu essen. So viele Gerichte lassen sich schneller zubereiten als Fertigprodukte und sind viel gesünder.
Brot zum Beispiel. Wenn ich wenig Zeit habe, esse ich am liebsten Brot: frisches, handwerklich gebackenes Brot. So eine richtig gute Sauerteigstulle eben. Was gibt’s dazu?
Ich stöbere in meinem Kühlschrank. Und tataa: Vor mir liegt ein kleiner grüner Kohlrabi, ein heimisches, verführerisches Superfood. Klein ist gut. Das heißt, er hat weniger Wasser eingelagert und ist nicht ganz so schnell gewachsen wie seine Kollegen in der Steige. Ich suche mir beim Einkaufen immer die kleineren Genossen raus. Schließlich ist Größe als Qualitätskriterium eine Erfindung von Handel und Industrie.
Grün ist in Ordnung, obwohl ein violetter oder roter von den Inhaltsstoffen her noch besser gewesen wäre. Der Kohlrabi hat noch seine Blätter, und sie sind. knackig und prall. Wunderbar! Daran sehe ich, dass er frisch ist, und freue mich, weil in den Blättern besonders viel natürlicher Phosphor – zuständig und lebensnotwendig für die Energiespeicherung –, Carotin und Eiweiß enthalten sind. Also unbedingt die Blätter in Suppen oder Salaten mitverarbeiten! Kohlrabi enthält auch viel Selen und Eisen, Magnesium, Vitamin B und C und, und, und ...
In Butter angedünstet und mit ein bisschen Béchamel-Soße kennt jeder den Kohlrabi. Aber ich bin hungrig, ungeduldig und brauche auch mal etwas Knackiges zwischen meinen Zähnen – also bleibt er roh.
Ich schäle den Kohlrabi nicht. In der Schale stecken weitere gute Inhaltsstoffe. Deswegen hobele ich ihn sehr fein in ganze Scheiben. Diese drapiere ich auf einem großen Teller und beträufle sie mit Zitronensaft. Die Blätter und Stängel hacke ich und brate sie kurz in etwas Rapsöl an, bis sie hellbraun werden.
Ich verteile das angebratene Gemüse auf den Kohlrabischeiben. Nun reibe ich reichlich frischen Parmesan darüber und bestreue alles mit glatter, grob gehackter Petersilie.
Da alle Zutaten bio sind, benutze ich auch bei der Petersilie die Stängel und hacke sie fein, um zusätzlichen Biss zu bekommen. Manchmal kommt noch ein Hauch von frisch zerstoßenem Kreuzkümmel darüber oder etwas Chili. Beides zermahle ich vorher im Mörser.
Und nun packe ich das Ganze auf ein Butterbrot. Oder breche mir ein Stück dunkles, nach Koriandersamen und Kümmel riechendes Vollkornbrot ab und tunke es in die Marinade, während meine Kiefer den Kohlrabi krachend zerkleinern. Toll! Hinsetzen. Kosten. Genießen.
Die Köchin Sarah Wiener stellt hier jeden Monat eine ihrer Lieblingszutaten vor
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