editorial: Die Zeitung als Fotoausstellung. Und Wertschätzung
Surreal, entschleunigend oder erschütternd: Wir leben gerade in einer sehr besonderen Zeit. Das ist für die einen eine Erfahrung gesellschaftlicher Solidarität, für andere eine der schmerzhaften Isolation. Fest steht: Das betrifft uns gerade alle. Und in besonderer Weise die freien Fotograf:innen, die seit vielen Jahren für uns, die taz, tätig sind. Sie können gerade nicht so arbeiten, wie sie es sonst tun. Porträt-Termine sind schwierig, und sie können keine Fotos auf Veranstaltungen aufnehmen, weil es keine gibt. Sie bekommen insgesamt viel weniger Aufträge.
Das ist genau der Moment, in dem wir ihre Geschichten erzählen und für ihre Bilder einen herausragenden Platz in der taz schaffen wollen. Weil sie ein wichtiger Teil unserer Publizistik sind. Wir wollen ihnen ein solidarisches Zeichen geben – aber auch ihrem fotojournalistischen Blick auf diese Zeit. Wir haben die Fotograf:innen gebeten, das Leben im Land zu erfassen. Wie sieht ihr Alltag aus? Wie verändern sich ihre Sichtweisen auf das Alltägliche? Es wird ja trotz allem gerade wieder Frühling: Wie erleben sie ihn?
Sonntagabend war dazu Redaktionsschluss. Die Resonanz hat uns begeistert. In kürzester Zeit haben uns 49 Fotograf:innen Bilder geschickt, viel mehr, als in eine Zeitung passen. Eine Reihe von ihnen haben wir für diese Sonderausgabe ausgewählt, die Arbeiten ziehen sich durch die ganze Zeitung. Die Fotos beziehen sich nicht wie gewohnt direkt auf die Texte der Seite, sondern stehen für sich. Nur ein paar Gedanken hat jede/r Fotograf:in unter das Bild notiert. Die Zeitung als Fotoausstellung, zu der wir einladen: Sehen Sie selbst!
Weitere Fotos aus diesem taz-Projekt werden wir ab Dienstag nach Ostern hier auf der Seite 2 sowie auf der Website veröffentlichen. Gerade während der Coronazeit lassen sich viele der Veränderungen gut in Texten berichten und einordnen. Aber die Stimmung, die Atmosphäre lässt sich oft am besten in einem Bild zeigen. Und das wollen wir auch mit dieser Sonderausgabe sagen: Fotojournalismus wird gebraucht, gerade jetzt.
Nadine Torneri, Georg Löwisch
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