: Die Zeit nicht genutzt
■ Mannheim rückt durch den 2:1-Sieg dem FC St. Pauli dicht auf die Pelle
Nichts war so wie im Vorjahr. Damals gab es eine große Antifa-Demo, ein riesiges Polizeiaufgebot und einen 3:1-Sieg für den FC St. Pauli. Anno 2001 fehlte den Pauli-Fans diese ganz starke Rückende-ckung und Stimulanz. Zwar sprach Trainer Dietmar Demuth nach der vermeidbaren Niederlage von „70 Prozent Feldanteilen“, die der FC St. Pauli hatte, doch das war mehr als übertrieben. Überhaupt wundern sich nicht wenige im Südwes-ten des Landes, die Demuth noch aus seiner Zeit als Co-Trainer von Rainer Zobel beim 1. FC Kaiserslautern kennen, wieso diese Mannschaft ausgerechnet mit ihm so weit oben in der Tabelle steht.
Der durch Funktionärskrisen durcheinander gerüttelte SV Waldhof hatte sehr viel Respekt vor dem Tabellenzweiten, zumal es für die Blau-Schwarzen um die große Chance ging, in den Kampf um die Aufstiegsränge einzugreifen. Doch St. Pauli machte es seinem Gastgeber leicht, Ängste abzubauen. Nach acht Minuten war es der nur 1,70 Meter große David Montero, der per Kopfball das das Spiel prägende 1:0 erzielte. Auch als sich danach der SVW wieder ehrfürchtig zurückzog, konnte St. Pauli nicht profitieren. Ivan Klasnic fand in Torhüter Hollerieth seinen Meister, und Markus Lotter scheiterte mit einem Freistoß am Waldhof-Torhüter.
„CARPE DIEM“, stand auf einem der Transparente vor dem gut gefüllten Pauli-Block zu lesen, doch die elf Paulianer auf dem übel ramponierten Spielfeld verstanden die Aufforderung nicht. Die Zeit verrann ohne Gnade. Thomas Meggle hatte zwar in der 74. Minute den Ausgleich auf dem Fuß, doch er wartete so lange, bis seine beste Torchance vorüber war. Als der FC St. Pauli dann kurz vor Spielende aufmachte und zunehmend durch Mannheimer Konter unter Druck kam, unterlief sogar dem sonst so sicheren Torhüter Heinz Weber ein folgenreicher Fehler. Nach einer Ecke konnte er den Ball nicht festhalten, und der gerade eingewechselte Selim Teber staubte zum 2:0 ab. Das war s dann für Pauli, obwohl dem sonst so unglücklichen Meggle in der 90. (+4) Minute noch der Ehrentreffer zum 2:1 gelang.
Nach dem Spiel war dann klar, dass angesichts der neuen Tabellensituation nur der Platz eins an den 1.FC Nürnberg vergeben scheint. Um die Aufstiegsplätze zwei und drei sind Waldhof und St. Pauli – aber nicht nur sie – gut im Rennen.
Günter Rohrbacher-List
Mannheim: Hollerieth, Cissé, Santos (80. Vincze), Pasieka, Rehm, Vata, Montero, Vukotic (75.Balitsch), Skela, Licht (86. Teber), Klausz
St. Pauli: Weber, Stanislawski, Trulsen, Scheinhardt, Wehlage, Lotter (80. Patschinski), Bürger, Kolinger (58. Rahn), Meggle, Rath, Klasnic (58. Konetzke)
Sr.: Minskowski – Z.: 9000
Tore: 1:0 Montero (8.), 2:0 Teber (88.), 2:1 Meggle (90.)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen