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„Die Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen“

Der Bahnexperte Gerd Aberle glaubt, dass die Strecke in Nordrhein-Westfalen keine Probleme löst. In München könnte sich der Transrapid rechnen

taz: Herr Aberle, halten Sie den Einsatz des Transrapid auf den geplanten Strecken in Nordrhein-Westfalen und München für sinnvoll?

Gerd Aberle: Man muss die beiden Strecken unterschiedlich bewerten. Der Metrorapid in Nordrhein-Westfalen ist ein Prestigeprojekt, das aus Gründen der Industrieförderung verwirklicht werden soll. Verkehrspolitisch gesehen löst er keine Probleme, denn er wird nur schlecht in das komplexe Nahverkehrssystem einzubinden sein und voraussichtlich mit bestehenden Linien in Konkurrenz treten. Die Flughafenanbindung in München macht dagegen als schnelle Punkt-zu-Punkt-Verbindung deutlich mehr Sinn.

Die Vorteile des Transrapid als Hochgeschwindigkeitsverkehrsmittel kommen also im Regionalverkehr gar nicht zur Anwendung?

In Nordrhein-Westfalen nicht. Das sind 13 Minuten Zeitersparnis auf einer 78 Kilometer langen Strecke – bei Baukosten, die mit 3,7 Milliarden Euro sehr niedrig angegeben werden. In München schlägt die neue Fahrzeit des Transrapid von 10 statt bisher 40 Minuten zwischen Hauptbahnhof und Flughafen wesentlich stärker positiv zu Buche.

Werden die hohen Investitionskosten durch den Betrieb wieder hereinkommen?

Die Kosten für den Bau von Strecke und Fahrzeugen werden von den Landesregierungen und vom Bund als verlorener Zuschuss verrechnet. Sind die Strecken erst einmal gebaut, kann möglicherweise die in München wirtschaftlich betrieben werden. Wie man aus Erfahrung weiß, werden die Baukosten aber am Ende weit über den bisher angenommenen Beträgen liegen. Die Zahlen sind also bereits historisch und mit entsprechender Vorsicht zu genießen.

Die 3,2 Milliarden Euro, die die Bundesregierung zu vergeben hat, werden nicht für beide Strecken reichen?

In München ist bereits festgeschrieben, eine konventionelle Expressanbindung des Flughafens zu bauen. Die Landesregierung wird die Restmittel sicher auftreiben – und dann würde der anteilige Zuschuss ausreichen. Nehmen wir einmal an, dass die zur Verfügung stehenden Mittel anteilig vergeben werden und Nordrhein-Westfalen zwei Drittel erhält, dann besteht selbst bei den jetzt angenommenen Baukosten beim Metrorapid noch ein Riesenfinanzloch. Welche Entscheidung auch fallen wird: Es ist wahrscheinlich, dass sie nicht aus verkehrspolitischen Gründen fällt.

INTERVIEW: DANIEL FERSCH

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