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Die Wochenvorschau für BerlinDie Lethargie ist vorbei

Beginnt jetzt endlich der Wahlkampf? Vielleicht. Sicher kommen diese Woche: Stummfilmnächte, blinde Kicker und ein Besuch bei Merkel.

Kanzlerin Merkel lädt auch an diesem Sonntag wieder zur fröhlichen Selfie-Runde Foto: dpa

Grob gesagt lassen sich die Schulferien im Sommer immer in zwei Hälften teilen: Die ersten drei Wochen passiert in Berlin absolut gar nichts, so gut wie niemand ist da, es gibt Parkplätze selbst in den Altbaukiezen in Hülle und Fülle. Und die zweiten drei Wochen, in denen sich die Lethargie legt, viele Menschen schon wieder vor Ort ansprechbar sind – und die freien Parkplätze von Tag zu Tag knapper werden.

Mit dieser Woche sind wir bereits mitten in Hälfte zwei. Und das heißt: Hier geht wieder was. Zum Beispiel kulturell. Den Anfang machte die inzwischen fast schon legendäre Lange Nacht der Museen am vergangenen Samstag. Weiter geht es zum Beispiel mit den Ufa-Filmnächten ab Dienstag. Drei Abende lang werden mit Vorliebe nicht ganz bekannte deutsche Stummfilmklassiker einschließlich Live-Begleitung gezeigt, in der passenden Kulisse des Kolonnadenhofs der Museumsinsel.

Auch die Bundesregierung hofft auf zahlreiche Urlaubs- und Ferienrückkehrer, wenn sie am Wochenende die Bürger zum „Staatsbesuch“ einlädt – eine kunstvolle Umschreibung des doch etwas abgedroschenen Begriffs „Tag der Offenen Tür“. Samstag und Sonntag sind das Kanzleramt, 14 Ministerien und das Bundespresseamt geöffnet. Viele Ressortchefs werden auf Tuchfühlung mit dem Volk gehen, und auch die Kanzlerin gibt sich die Ehre, wie stets am Sonntagnachmittag. Mehr als 100.000 Besucher haben die als ganz verlässlich geltenden Statistiker der Exekutive in den vergangenen Jahren jedes Jahr gezählt. Anstehen ist also nicht ausgeschlossen.

Apropos Anstehen: Auch die kommende Theatersaison wirft (wie man so schön sagt) ihre Schatten voraus, wobei es sich weniger um die Schatten als vielmehr die Glanzlichter handelt. An vielen Theatern hat der Vorverkauf für die ersten Premieren begonnen oder beginnt in Kürze; wer nicht kurz vor knapp vor einer Vorstellung auf eine letzte zurückgegebene Karte hoffen will, sollte sich sputen, Spielpläne wälzen und Tickets bestellen. An vielen Häusern fangen neue Chefs, neue Ensembles und neue Regisseure an. September und Oktober – spannende Theatermonate also.

Bis zum Samstag noch wird nahe dem Anhalter Bahnhof in Kreuzberg um den Europameisterschaftstitel im Blindenfußball gekämpft. Das deutsche Team ist mit einem 2:0-Sieg gegen Italien ins Turnier gestartet, am Mittwoch (17 Uhr) wird es im Klassiker gegen England um den Einzug ins Halbfinale gehen. Auch spannend: Direkt im Anschluss (19.30 Uhr) trifft die Türkei auf Spanien.

Und die Politik? Die bleibt diese Woche noch etwas unberechenbar. Allerdings dürfte dem einen oder anderen Volksvertreter doch so langsam auffallen, dass ja Wahlkampf sein könnte – am 24. September wird immerhin der Bundestag gewählt und in Berlin über die Zukunft des Flughafens Tegel abgestimmt. Überraschend auftauchende steile Thesen sind also nicht ganz ausgeschlossen – und nicht mehr nur, wie bislang immer, von der Tegelsubventionierungspartei FDP.

Spätestens nächste Woche geht es dann richtig los mit dem Kampf um die Stimmen der Berliner. Dann ist Hälfte zwei der Sommerferien fast vorbei.

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