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Die Wochenvorschau für BerlinViel Leid, viel Lied

Das bringt die Woche: ein Konzert für Deniz Yücel und alle anderen eingesperrten Journalisten, eine Ausstellung zu Berlin 1937 und eine leidige Debatte.

Wohl auf dem Weg zum Brandenburger Tor: mobile Deniz-UnterstützerIn Foto: dpa

Sich am Brandenburger Tor zu versammeln ist nicht jedermenschs Sache. Kann man ja als irgendwie zu staatstragend, peinlich offiziell, abgenutzt etc. ablehnen. Am Mittwoch gelten all diese Ausreden nicht, gar nicht, überhaupt nicht. Dann ist Tag der Pressefreiheit, und an ebendieses Tor lädt dann der Freudeskreis #Free Deniz zu einem Solikonzert ein.

Es geht – natürlich – um die Freilassung des ehemaligen tazlers und aktuellen Welt-Korrespondenten Deniz Yücel, der inzwischen seit mehr als zwei Monaten in der Türkei im Knast sitzt, weil er seine Arbeit als Journalist gemacht hat. Und – natürlich – auch um all die anderen Medienmenschen in aller Welt, die ihrer Arbeit wegen inhaftiert sind.

Und wem all das nicht als Grund reicht, hier die (nicht vollständige) Liste jener Künstler, die für die Pressefreiheit spielen, singen, tanzen etc.: Antilopen Gang, Die Sterne, Sookee, Kreidler, Jilet Ayse, Andreas Dorau und der taz-Chor. Motto des Abends, der gegen halb sechs beginnt: „Auf die Presse!“

Mit einem deutschen Diktator kann man sich ab Donnerstag beschäftigen. Da eröffnet die neue Sonderausstellung im Märkischen Museum, die sich mit dem Alltag während der Nazizeit beschäftigt. „Berlin 1937 – Im Schatten von morgen“ will anhand von 50 Objekten großstädtische Lebenswirklichkeiten unter den Bedingungen der Diktatur zeigen. Und man sollte sich fragen, ob das schon 80 Jahre her ist – oder erst 80 Jahre?

Womit wir beim Schlagwort der Woche wären, der unsäglichen Leitkultur, die besser mit „d“ geschrieben würde. Unter den wenigen einigermaßen vernünftigen Beiträgen zu dem Thema waren jene, die auf Europa als anleitende Idee verwiesen (die ja derzeit zugleich nicht wenig leidet).

Sollte also die vom Bundesinnenminister angeleierte Debatte bis Freitag nicht wieder vaporisiert sein, wird sicher Kultursenator Klaus Lederer (Linke) dazu noch was sagen. Schließlich ist er auch Europasenator, und an ebendiesem Tag – der 5. Mai ist Gründungstag des Europarats – beginnt die Europawoche mit zahlreichen Veranstaltungen. Wer will, kann am Sonntag dann wieder beim Pulse of Europe demonstrieren – am Gendarmenmarkt, einem fast so komischen Ort wie das Brandenburger Tor.

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