Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Trump macht den Klimawandel zum Wahlversprechen, die SPD ist als Geisterfahrer auf privaten Autobahnen unterwegs und alles über #covfefe.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Katar und Saudi-Arabien sind stinksauer, nicht auf Trumps Einreisestopp-Liste zu stehen.
Und was wird besser in dieser?
Die islamistischen Länder zeihen sich gegenseitig des Islamismus und behelfen sich so ein bisschen.
Die USA steigen aus dem Pariser Klimaabkommen aus. Überrascht?
Die USA steigen am Tag nach der nächsten Präsidentschaftswahl aus, frühestens. Der Mann, dessen Kopfschmuck allegorisch für schrumpfende Polkappen steht, macht aus dem Weltuntergang ein Wahlversprechen. Vorher können sie vertraglich nicht raus. Bis dahin steht Trump in einer Front mit Syrien, Nordkorea und dem „Berliner Kreis“ der CDU.
Letzterer sieht „die Vorteile der Erderwärmung vermutlich größer als die Nachteile“. Was immerhin die Erderwärmung als solche nicht bezweifelt und vermutlich am Schmorgrad der beteiligten Hirne jederzeit nachgewiesen werden kann. Trumpistan wird irgendwann viel Umwelttechnologie brauchen – da können wir dann als very bad Exportweltmeister gut dran verdienen.
Wo wir schon bei Trump sind: Neben seiner Absage an den Klimaschutz zieht er nun auch vor den Obersten Gerichtshof der USA, um den mehrmals verhinderten Einreisestopp für Menschen aus muslimischen Ländern doch noch durchzusetzen. Gibt ihm jetzt endlich mal ein Richter recht?
Er braucht fünf von acht und er wird jede Neubesetzung nutzen, seine Mehrheit herbeizumanipulieren. Eine Frage der Zeit. Seine besten Kumpels dabei sind Terroristen wie die in London.
Bundestag und Bundesrat haben für eine Neuordnung der Bund-Länder-Finanzen gestimmt. Grüne und Linke kritisieren, dass die Grundgesetzänderung eine Infrastrukturgesellschaft ins Leben ruft, die Privatisierungen ermögliche. Wollten Sie nicht auch schon immer in Autobahnen investieren?
Die SPD will eine Privatisierung dieser Gesellschaft und der Autobahnen selbst per Grundgesetzgebung ausschließen. Damit stellt sie sich gegen Pläne des SPD-geführten Wirtschaftsministeriums, wo unter Sigmar Gabriel genau dies lanciert worden war. Ein druckvoller Reigen an Lobbyisten – in zinslosen Zeiten auf der Suche nach leckeren Renditen – hatte die pfiffige Idee, den Staat Gebühren für etwas zahlen zu lassen, was ihm selbst gehört: die Autobahnen eben. Immer lustig, wenn die SPD merkt, dass der blödsinniger Geisterfahrer, der ihr entgegen rast, die SPD ist.
Der Rest des Reformpaketes ist hübsch frisiertes Scheitern der Föderalismusreform von 2006: Damals kaufte sich die GroKo Ruhe im Bundesrat, indem sie Zuständigkeiten bei Bildung und Umwelt an die Länder gab. Mit Wehner: „Das war schon vor der Wahl quatsch und ist jetzt noch quätscher“, vulgo: Auch vor zehn Jahren war gerade bei der zersplitterten Schulpolitik und den uneinsichtigen Umweltgefahren, die sich einfach nicht an Ländergrenzen halten, der ganze Deal Unsinn.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hat öffentlich gemacht, dass auch Audi die Abgassoftware seiner Dieselautos manipuliert habe. Wird der CSU-Mann jetzt zum großen Aufklärer?
Seehofer ist in seinem langjährigen Wahlkreis Ingolstadt geboren und Ingolstadt muss nun nach dem Bundesligaabstieg auch diesen heimtückischen Angriff auf sein größtes Unternehmen erleiden. Dobrindt scheidet mit seinen vaterlandslosen Äußerungen aus der bayerischen Thronfolge aus.
Am Donnerstag wählen die Briten. Premierministerin Theresa May geht jedem Wahlkampf aus dem Weg. Wo hat sie sich das nur abgeguckt?
Merkels „Sie kennen mich“-Valiumkampf mag ein probates Mittel bei bedecktem Himmel sein. Im Gewitter hingegen will man Handlungsstärke und Präsenz sehen. Die britischen Unterhauswahlen könnten die Ausnahme von der Regel werden, dass Terror die Konservativen stärkt und Unsicherheit die Flucht zum Bewährten.
Man versuche, im besoffenen Kopf „press coverage“ zu schreiben und sacke bei „press cov…“ mit der Bummsnase auf die Tastatur. Keine Ahnung, ob es so war, würde ich aber in einem Film so lösen.
Und was machen die Borussen?
Für leitende Angestellte kann eine eigene Meinung schnell zum Standortnachteil werden. Jeder sauerländische Mittelständler ist gut beraten, sich bei der Personalführung nicht an der BVBKgaA zu orientieren. Immerhin, der Watzke-Flügel kommuniziert über die Süddeutsche, die Reus-Fraktion über die Zeit, die Zielgruppenansprache für die Jungs auf der Süd ist präzise.
FRAGEN: MAX, JÜK
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