Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küpperbusch?

Beck ist das Kunststück gelungen, vorzuentscheiden, dass er 2009 gegen Merkel keine Chance haben darf. Mit welchem Werbeslogan wohl antreten will? Wie wäre es mit: "So Beck, als auch - SPD, vielleicht"?

taz: Was war schlecht letzte Woche, Herr Küppersbusch?

Friedrichs Küppersbusch: Wie Schröder zum Dank für alles Müntefering in den Rücken grätscht.

Was wird besser in dieser?

Ich habe ein Ende des Bahnstreiks beschlossen, aber das soll eine Überraschung werden.

Ist die SPD aus ihrem Hamburger Parteitag gestärkt hervor gegangen?

Sie findet keine überzeugende Geschichte. Bis Schröder mochte man glauben: Robin Hood muss bereit sein, notfalls selbst an die Stelle des verhassten Sheriffs zu treten - und dann auch Halunken aus dem Sozialwald zu dreschen. Mit Little Jo wusste er ja den Hüter des wahren Glaubens an seiner Seite reitend. Der aktuelle Plot "Robin reitet mit und gegen Frau Sheriff für und gegen die Leute da draußen" ist schon weltklassekonfus, ergibt aber auch noch den neuen SPD-Claim "Sie nehmen es den Armen und geben es den Armen". Hut ab. Beck findet an der Frage, wie Robin Hood zu einer vernünftigen Geschichte kommt, vor allem die Antwort interessant, nach der keiner gefragt hatte: "Scheißegal, aber ich bin Robin."

Die SPD-Basis hat sich gegen ihre Führung für ein Tempolimit auf Autobahnen ausgesprochen. Zu Recht?

Ja, das ist der "Traditionskreis Christoph Zöpel", der damit im Kanzlerwahlkampf 94 Scharping torpedierte. Siehe Grass: Für die Schnecke Fortschritt gelten in Deutschland doch allerhand Tempolimits. Und sie bewegt sich doch; Scharping ist inzwischen für alles unter 100 km/h zuständig.

Kurt Beck hat verhindert, dass der Parteitag gegen die Bahnprivatisierung votiert. Wäre es nicht ehrlicher und klüger, die Bahnprivatisierung zu stoppen?

Kaum ein Laden außer den Finanzämtern selbst war je so volkseigen wie die ehedem Bundes-, jetzt nur noch: Bahn. Als Steuerzahler, Bahnkunden und dann wieder als Bürgen für allerhand Managementfehler haben wir sie mehrmals bezahlt. Hülfe es Steinbrück, vorab die Bundes-Wehr zu verscherbeln? Immerhin brächte das die Hoffnung, private Investoren würden flugs unrentable Strecken stilllegen - etwa großmannssüchtige Auslandseinsätze.

Ist die Kanzlerkandidatur der SPD jetzt eigentlich entschieden? Oder wird Kurt Beck den Weitblick besitzen, einem aussichtsreicheren Kandidaten den Vortritt zu lassen?

Beck ist das Kunststück gelungen, jetzt bereits vorzuentscheiden, dass er gegen Merkel keine Chance haben darf. Die Leute stehen ja auf die irrsten Sachen. Sein Slogan wird nicht der der "besseren Hälfte" dieser beliebten Regierung sein können - denn das wäre Müntefering. Und nicht der einer Fundamentalkritik - das wäre Wowereit, der mit den Linken kann. Die Agentur, die Beck wird vermarkten müssen, ist schon jetzt nicht zu beneiden. ("So Beck, als auch - SPD, vielleicht.")

Der deutsche Auslandsgeheimnisdienst BND soll reformiert werden. Gut so?

Solange er sich parlamentarischer Kontrolle entziehen darf, kann man ja nicht mal ernsthaft Missstände diskutieren, denen eine Reform abhelfen sollte. Lag es an der inneren Struktur des BND, dass der CIA hier Leute entführen, in Folterländer bringen, und als Drehscheibe für Geheimdienstverbrechen nutzen konnte? Die Untersuchungen drehten sich eher um die Frage, wie aktiv der BND mitwirkte und warum es eine Handvoll Mitwisser geheimhalten konnten. Vor einer Reform des Dienstes stünde die gute alte "Wer bewacht die Wächter"-Frage.

Der Augsburger Bischof Walter Mixa findet Ehe ohne Trauschein "verderblich" und Claudia Roth erinnert ihn an Nazis. Soll man den Mann ernst nehmen? Oder lieber als Kabaretteinlage anschauen?

Im Gegensatz zu anderen, gleichwertigen Religionsführern (Geißen, Carpendale, Plasberg) kann Mixa nach seinen Clubregeln hier ja nur mit theoretischen Erwägungen Schlagzeilen erbetteln.

Harald Schmidt ist in der vergangenen Woche erstmals mit Oliver Pocher als Partner aufgetreten. Enttäuscht?

Ohne Schmidt hätte Pocher in 20 Jahren noch keinen Job bei der ARD bekommen. Das war ein durchaus köstlicher Moment, als Pocher Jauch diesbezüglich berufsberiet in der Show. Das Format selbst wünschte ich mir kürzer und öfter. Eine Late Night nur wöchentlich zu machen ist so wie die Zeit mit einer Beilage von Helmut Zerlett.

Kommt Frank Plasbergs "Hart aber fair" im Ersten besser an?

Er muss es alt oder sogar noch älter machen, weil er bei 14 - 49 keine Chance hat. Das ist aber in der ARD kein Problem, allenfalls wird ihn selbst irgendwann der ewige Reigen von Renten- und Gesundheitsthemen anöden. Ich wünschte ihm ein zweites Format im Dritten - weil die ARD so Leute, mit denen sie es gut meint, abzusichern pflegt.

Und was macht die Fußball-Bundesliga?

Bei SpiegelOnline votieren 37 Prozent für die Auffassung, kein anderer Club könne den Bayern dieses Jahr den Titel noch streitig machen. Am wenigsten (4,43 Prozent) Schalke.

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