Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
SPD-Chef Kurt Beck ist ein Scheinriese und der US-Demokrat Barack Obama noch kein neuer Nachfolger Kennedys. Und Norbert Geis hat Recht: Keine Buddhas für den Unsympathen unter den Fußballclubs.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?
FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.
Friedrich Küppersbusch: Kiste Bionade neuerdings 17 Euro, macht 71 Cent pro 0,33-Liter-Flasche, macht 2,13 Euro pro Liter.
Was wird besser in dieser?
Meine Kinder können sich auf günstigere Getränke freuen, zum Beispiel "Faber-Sekt" von Real oder "Super" von Aral.
Der CSU-Politiker Norbert Geis hat Jürgen Klinsmann wegen des Aufstellens mehrerer Buddha-Figuren auf dem Trainingsgelände des FC Bayern kritisiert. Wäre eine Jesus-Statue besser?
Äh. Was sagte der Genagelte den Spielern? "Vier reinkriegen ist keine Schande"? Jesu Martyrium auf Golgatha rustikal mit "Rumhängen im Strafraum" übersetzen? Bei Automatik-Hupen wie Geis muss wundern, dass er bisher die Kalamität des Spielplatzes (grün), die Herkunft des Sports (2 x Weltkrieg gegen uns) oder den Kader (Vollüberfremdet) nicht zum Zeilenbetteln genutzt hat. Zumal er aus Versehen recht hat: Bayern ist ein unsympathischer Club, der nicht mit Fremdanleihen auf dufte getunt werden sollte. Fass, Geis! Die Statuen in die Isar! ("Buddha bei die Fische")
Die beiden "U-Bahn Schläger" aus München, Serkan A. und Spyridon L., haben lange Haftstrafen bekommen. Der Ruf nach einer Abschiebung der beiden in ihre Herkunftsländer wird immer lauter. Verbannung oder Bestrafung?
Mir war lange nicht so schlecht wie bei der BZ -Schlagzeile vom "deutschen Kuschelknast", den die verurteilten Täter nicht verdient hätten. Die Denke, Häftlinge außerhalb der Landesgrenzen auch jenseits der Menschenrechte zu behandeln, findet also neben Guantánamo auch in der Springer-Redaktion Unterstützung. Warum also sollen wir kuschellesen, was anderswo zum straighten Arschabwischen hergenommen würde?
Bundestagsabgeordnete aller Fraktionen fordern ein Wahlrecht für Kinder von Geburt an. Gut so?
Im Taka-Tuka-Land? Oder für den lustigen Scheinriesen Kurt Beck? Sind die Kinder jetzt plötzlich alle hochbegabt? Muss ich meine Kinder jetzt nach "Junger" und "Schüler-" in der Windel-Union agitiert und benutzt sehen? Kinder sind vor Missbrauch zu schützen, auch vor politischem. Dass Eltern im Job abgestraft werden und jeder sich besser steht, der statt Kindern eine Lebensversicherung finanziert, ist so offenkundig wie etwa der latente Verfassungsbruch, uneheliche Kinder steuerlich zu benachteiligen. Politiker mit ehrlichem Anliegen müssen nicht Verstecken spielen.
Mit der öffentlichen Inszenierung des Sterbens hat sich Hamburgs früherer Justizsenator Roger Kusch zurück in die Öffentlichkeit katapultiert. Öffentliche Hinrichtung oder öffentliche Hilfe?
Ich dachte, "Roger, kusch!" sei ein Kabarettprogramm. Wer verzweifelten Sterbenden wirklich helfen will, geht von Haus zu Haus und überreicht Patientenverfügungs-Formulare. Man schuldet seinen Ärzten klare Ansage, wann sie von intensiver kurativer auf rein palliative Medizin umschalten dürfen: vom aussichtslosen Versuch, zu heilen - zum reinen Lindern der Symptome. Diese Arbeit ist nicht spektakulär und man kommt damit nicht in die Medien. Offenbar nichts für Kusch.
Die Bundesregierung streitet über den bevorstehenden Auftritt von US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama. Warum eigentlich?
Noch ist er kein Präsident, längst noch kein Martin Luther King oder wegen meiner Al Gore, denen man die Ehre hätte zuwidmen können, aus innewohnender Weltgeltung heraus präsidiale Auftritte wahrzunehmen. Allerdings gehts hier auch nicht um das Abschreiten einer Ehrenformation der Bundeswehr oder eine Rede vor dem Parlament. Sondern um die nicht protokollarische, dafür um so symbolischere Nachfolge Kennedys. Das untersteht nicht dem Protokoll der Bundesregierung. Und solange keiner kommt, der noch mal über SS-Gräbern Händchen halten will, isses doch hinnehmbar.
Am Mittwoch kommt UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zu Besuch nach Bonn. Warum interessiert das niemanden?
Dieser UN-Chef hat "sein" Thema bisher nicht gefunden. Entschuldung der Dritten Welt, Konflikt mit den beitragsrückständigen Amis, Gewaltmonopol der Völkergemeinschaft - Ban Ki Moon lässt bisher wichtige Themen liegen und wirkt konfliktscheu.
RTL muss für Dieter Bohlen wegen seiner derben Sprüche 100.000 Euro Bußgeld bezahlen. Richtig so?
Spektakulärer Fall. Vor allem am Nachmittag ist der Jugendschutz wirksam und gefürchtet; die Daylies und Court-Shows machen da deutlich häufiger Probleme. Mich hat gefreut, dass Bohlens Texte als Werk von AutorInnen aufgefasst wurden von den Gerichten und damit auf seine Honorare entsprechende Abgaben an die Künstlersozialkasse zu zahlen sind. Das nutzt armen Kulturschaffenden.
Welche Spieler muss Borussia Dortmund noch einkaufen?
Das weiß der erhabene Kloppo.
Und welche loswerden?
Wenns nicht klappt, nur den erhabenen Kloppo.
FRAGEN: CAK
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