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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Die SPD erneuert sich im Alzheimer Programm, die taz diskriminiert Frauenfußball, und bei Opel ist alles nopel.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Diebesbande hat sich auf nächtlichen Abbau von Solaranlagen spezialisiert.

Was wird besser in dieser?

Bild: taz
Im Interview: 

Friedrich Küppersbusch ist Fernsehproduzent und wird von der taz jede Woche zum Zustand der Welt befragt.

Karlsson vom Dach! Ich! Werft mir Decken hoch!

General Motors verkauft seine Opel-Mehrheit an Magna. Wird jetzt alles gut?

GM behält 35 Prozent und damit Zugriff auf Know-how und, nach einer Sanierung, einen Rückkauf. Die Bundesregierung gibt 4,5 Milliarden - für die EU-Richtlinien schon zu viel, für eine Sanierung womöglich noch zu wenig: Nach China und USA soll "New Opel" nicht verkaufen dürfen, die Flucht ins Hochpreissegment gibt mehr Gedrängel mit anderen deutschen Herstellern: Mercedes, Audi, BMW. Statt "alte Technologie, nur teurer" liegt hier die Chance, "neue Technologie massentauglich" zu machen: "Staatsknete nur für Zukunftsautos". Wäre gewesen. Nopel.

Am Dienstag feiert die Krise Geburtstag: ein Jahr Pleite der Lehman Brothers. Wie macht sich das Geburtstagskind so?

Wir haben hier in Dortmund am Tag nach dem SPD-Kommunalwahlsieg erfahren, dass der SPD-OB ein 130-Mio.-Haushaltsloch wissentlich verheimlicht hat. Nun drohen Neuwahlen. Also zur Krise auf nationaler Ebene äußere ich mich gerne nach der Bundestagswahl. Wobei ich dort nach den dann folgenden Hose-runter-Wochen nicht auf Neuwahlen zu hoffen wage.

Die SPD will eine milliardenschwere globale Finanzmarktsteuer einführen. Gute Idee?

Nein, denn es handelt sich ja im Grunde um die gute alte Tobin-Steuer, die nur Dummbatzen wie Attac und Lafontaine wollten. Weswegen die schlaue staatstragende SPD bis gestern jahrelang dagegen war. Oder sagen wir mal so: Nach dem Godesberger erneuert sich die aktuelle SPD offenbar in einem Alzheimer Programm. Mit der schönen Schmähung "Schluss mit dem Komasaufen an den Finanzmärkten" profiliert sich Steinmeier als tauglicher Oppositionspolitiker; das ist beruflich vorausschauend. Der Hinweis, es müssten natürlich alle G-20-Länder mitmachen, umkreist den Realitätsgehalt des Vorschlags, leider.

Die Bundeswehr lässt in Afghanistan bombardieren. Ein eindrücklicher Beweis dafür, dass Deutschland dem Einsatz dort nicht gewachsen ist?

Ich könnte mich an den Toten und Verstümmelten auch nicht vaterländisch ergötzen, wenn sie, im Gegenteil, ein Kompetenznachweis unserer Killertruppe wären. Die Bundeswehr hat nach der Verfassung und ihrer Struktur dort nichts zu suchen. Wenn man über das Thema grübelt, zu dem uns nachfolgende Generationen fragen werden "Warum habt ihr nichts gemacht dagegen?" - hier isses.

Kriegen die Linken mit ihrer Sofort-raus-aus-Afghanistan-Forderung jetzt einiges an Prozentpunktgeschenken?

Ist doch eine hübsche Ironie, dass die PDS/Linke das Grundgesetz gegen die Bundesrepublik verteidigt. Schröder hat die SPD per Vertrauensfrage zum Afghanistan-Einsatz erpresst, Fischer die Grünen entkernt. Beide Parteien haben nicht den Mumm, sich davon zu emanzipieren, und also macht die Linke politisches Marketing und adoptiert die heimliche Mehrheitsposition. Eine Partei, in der noch Schießbefehl und Einmarsch in Prag gefeiert wurden, eine postpazifistische Avocado und die ewig zaudernden Sozis: Der deutsche Pazifismus scheint ähnlich professionell organisiert wie die Bundeswehr.

Was erwarten Sie von den nächsten zwei "heißen" Wochen vor der Bundestagswahl?

"Im Grunde wird das Land von der Wirtschaft regiert" und man hat allenfalls den Eindruck, bei gleichbleibender Schulleitung einen neuen oder die alten Verbindungslehrer wählen zu dürfen. Entsprechend gering ist die Aufwallung. Parteien, die hingegen darauf hinaus wollen, dieses Kräfteverhältnis zugunsten der Zivilgesellschaft zu korrigieren, werden allgemein als postkommunistisch gefürchtet. Leider zu Recht. Klebrige, lähmende, besinnungsarme Agonie.

Schon wieder ein Wahlsieg für Wirtschaftsminister zu Guttenberg. Er ist der bestangezogene Politiker Deutschlands, sagt die Fachzeitschrift "Textil-Wirtschaft". Der Minister, dem die Frauen vertrauen?

Die FDP bringt den Charly Chaplin des Wirtschaftsliberalismus schon gegen ihn in Stellung. Solms wird Guttenberg beerben, Guttenberg Steinbrück. Bei "kik" müssen die alle nicht shoppen.

Am Donnerstag startet die "Die neue Late-Night-Show" von Harald Schmidt in der ARD. Sie mischen hinter den Kulissen mit. Wie neu wird es denn?

Wird prima.

Ein Anti-Aids-Werbespot prangert mit einem Hitler-Double Gedankenlosigkeit beim Sex an. Safer Sex mit Hitler?

War das nicht Solms?

Die deutsche Frauen-Fußballnationalmannschaft ist Europameister, die Männer haben Mesut Özil. Ist der deutsche Fußball jetzt gerettet?

Ich hätte von der taz erwartet, dass sie Frauenfußball nicht durch gemeinsamen Aufenthalt in einem Satz mit ehemaligen Schalkern diskriminiert. Die Frauen spielen doch wirklich toll.

Und was machen die Borussen?

Wir wären ggf. bereit den s.o. Bürgermeister zu behalten und stattdessen das Spiel gegen Bayern wiederholen zu lassen.

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1 Kommentar

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  • H
    Heiko

    Vielen Dank für diesen bissigen Kommentar, weiter so Herr Küppersbusch!

    An einem Punkt habe ich allerdings gestutzt.

    Zitat:

    "Wenn man über das Thema grübelt, zu dem uns nachfolgende Generationen fragen werden "Warum habt ihr nichts gemacht dagegen?" - hier isses."

    Frage:

    Hier ist was? Das Thema? Die Antwort? Die Lösung? Ich habe diese Stelle x-mal gelesen, jedesmal denke ich, da fehlt eine Textzeile. Ich wüßte wirklich gern, was Sie damit gemeint haben!

     

    Herzlichst

    Ihr Leser

    Heiko K.