Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Merkel besucht die USA, Westerwelle war in Polen, und Urmel aus dem Eis könnte in Afghanistan nachnominiert werden.
Was war schlecht letzte Woche?
Arbeitslosigkeit ? Erst mal sehn, was Quelle hat!
Was wird besser in dieser?
Friedrich Küppersbusch ist Fernsehproduzent und wird von der taz jede Woche zum Zustand der Welt befragt.
Gorbi, Kohl und Seniorbush sitzen bei Springer, feiern ein bisschen und … suchen was zum Wiedervereinigen bestimmt! "Mr. Lafontaine, tear down this Hasskäppchen!" Hoffnung für die SPD!
Angela Merkel wurde am Mittwoch im Bundestag wieder zur Kanzlerin gewählt. Pikant: Ihr fehlten neun Stimmen aus der eigenen Koalition. Wer wars? Und warum?
Und Lieberknecht fehlen vier Stimmen, und Carstensen bekommt eine übern Durst. Immerhin: Irgendwas hat - hier: die Regierungsbildung - überlebt. Reste von Gewissensfreiheit des Parlamentariers begrüße ich freudig. Merkels Problem wäre leicht erklärt - wenn Hermann Otto Solms neun Stimmen hätte. Oder will Seehofer sie düpieren ? Koch sie pürieren ? Haaaach … das macht Spaß.
Westerwelle hat seinen ersten Auftritt als Außenminister hinter sich. Wie hat er sich geschlagen?
Gar nicht, er hat da auch keine Haue verdient. Die FDP-Außenpolitik genießt in Polen hohes Ansehen, nachdem unter Scheel und Genscher die Anerkennung der polnischen Grenzen ("Oder-Neiße-Linie") zur deutschen Staatsräson wurde. Regierungschef Donald Tusk wurde früher als "der Westerwelle Polens" apostrophiert; ein Wirtschaftsliberaler mit klarem Westdrall. Die präsidiale Halbkartoffel freut sich, dass Durchtriebenenpräsidentin Steinbach nicht mitkommt und Westerwelle sie auch nicht mag - alles gut. Und, o. k. - als Bürgermeister von Warschau hat Kaczynski dort den CSD verboten, nun liebe ich es, ihn beflissen grinsend auf dem Foto neben Westerwelle zu sehen.
Wertet Günther Oettinger die EU ab?
Deutschland hat Altlast Bangemann geschickt, der als Kommissar erst den Telefonmarkt deregulierte und dann bei einer so begünstigten Telefonfirma anschaffen ging. Oder den Kabinettschef Manfred Brunner, der anschließend gegen EU-Verträge klagte und mit Haiderfans kompaktierte. Nach derlei Patron de Platz von der FDP hat die CDU jetzt auch mal einen Irren gut.
Daimler hat anscheinend bei Einstellungstests Blutproben verlangt. Der Autobauer hält nun an der Notwendigkeit dieser Maßnahme fest. Zu Recht?
Solche Musterung spricht mittelfristig für eine Fusion von Daimler und deutscher Armee … ach nee, das war ja schon mal. Wenn die Blutprobe auch für Daimler-Kunden obligat wird, bin ich dabei.
Merkel reist in die USA. Was können wir von dem Besuch erwarten?
Verzweifelte Dolmetscher. Eine obligate Gesundheitsversicherung einzuführen gilt in den USA als links oder liberal. Der deutsche Liberale Westerwelle will sie aber gerade abschaffen. Damit wäre er in den USA aber republikanisch, während Merkel, als Chefin der conservative party, für die US-Schwesterpartei verdächtig wäre: Rechte Kommentatoren pesten gegen Obamas Health Care als Euthanasie-Programm und diffamieren deren Logo als "Nazi-Rune". Wow, danach wäre die ostige Merkel dann eine … äh … kommunistische Nazifrau? Gesundheit. Also wenn es gut läuft, reden sie übers Wetter und Obama schenkt der FDP Nebraska zum Spielen.
Am Samstag beginnt die Stichwahl in Afghanistan. Ein Zeichen für Demokratie?
Nach dem Verzicht Abdullahs als einziger Gegner Karsais könnte man das Urmel und den Hohnsteiner Kasper nachnominieren. Umbau auf "Wahl der beliebtesten Marionette". Mehr als ein Drittel der Karsai-Stimmen im ersten Wahlgang waren gefälscht, und der Westen hält an Karsai als seinem Favoriten fest. Die Fortsetzung einer instabilen, außengesteuerten und im Lande nicht verankerten Regierung verlängert die rhetorischen Möglichkeiten, das Land völkerrechtswidrig besetzt zu halten.
Andre Agassi hat seine Biografie herausgebracht. Darin steht ein schockierendes Drogengeständnis. Hat dieser Mann unsere Steffi überhaupt verdient ?
Steffi hat doch Werbung gemacht für "Opel", vielleicht ist das ne Serie von den beiden Hasen. Kommt noch was über ihre Lieblingsmusik und ihre Finanzverhältnisse (Oper, Opec).
Und was machen die Borussen?
Wer anderen ungefragt zu einem besseren modischen Auftritt verhilft, bekommt entweder ne Show bei Pro7 - oder Knast in Dortmund: für die aktionsorientierte Typberatung, irregeleitete Fans mal vom Trikot, mal vom Schal eines Gelsenkirchener Vereins zu befreien, hat das Landgericht diese Woche einen Dortmunder verurteilt: Der zahlt 1.000 Euro Geldbuße, muss seine Dauerkarte abgeben (Fachkreise sprechen hier von Amputation) und erhält bundesweites Stadionverbot. Eindeutig zu weit geht das Gericht mit der Auflage, dem Opfer 50 Euro für einen neuen Schalke-Schal zu geben. Immerhin hatte die vorige Instanz neun Monate Haft aufgerufen; was ich bei Heidi Klum ab und zu auch gedacht habe, andererseits: die ersten Monate der Saison waren ja auch danach. Haben die Sky in der JVA ?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Grünes Wahlprogramm 2025
Wirtschaft vor Klima
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil
Foltergefängnisse in Syrien
Den Kerker im Kopf