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Die WocheWie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Es wird ein Nachfolger für die „Hitlerjugend“ gesucht und es gibt Ärger bei der Nobelpreis-Choreografie.

Na, erschrocken? Erich Honecker hatte auch immer tolle Wahlergebnisse. Bild: ap

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Das neue Design der „ARD-Tagesschau“ verzögert sich. AirBerlin fordert schon mal ein paar Milliarden Schadenersatz.

Was wird besser in dieser?

taz
Im Interview: 

FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

SPD lässt Duldungsstarre wie Enthusiasmus aussehen. Steinbrück wird mehrere Wochen Kanzlerkandidat sein.

Heute bekommt die EU ihren Friedensnobelpreis. Zu Recht?

„Der Friedensnobelpreis schießt mit Schrot“, für die Metapher gibt es 2013 den Literaturpreis. Ratspräsident Van Rompuy repräsentiert den Egoismus der nationalen Regierungen, Kommissionschef Barroso die Willkür nicht demokratisch legitimierter Kommissare und Parlamentspräsident Schulz einen entmündigten Souverän. Deshalb holen die Jungs den Pott auch zu dritt ab und rangeln um die Auftrittschoreografie. Also neoliberal oder sozial oder demokratisch oder Bürokratur: Egal ! Hauptsache, „Verbrüderung der Völker“ und „Verminderung der Heere“, wie Alfred Nobel es gefordert hatte. Und das – stimmt. Mal abgesehen davon, dass Norwegens Parlament lieber eine Kommission wählt, die der EU einen Preis gibt, als ihr beizutreten.

Auch der Chinese Mo Yan nimmt heute seinen Literaturnobelpreis entgegen – obwohl er die chinesische Zensur verteidigt. Hat er diesen Preis dann überhaupt verdient?

Vor drei Jahren erklärte der Friedensnobelpreisträger, warum Kriege nun mal sein müssten, und ließ anschließend völkerrechtswidrig Bin Laden ermorden. Da möchte China nicht zurückstehen.

Bald zehn Jahre nach dem Scheitern des ersten Versuchs soll ein neues NPD-Verbotsverfahren angestrengt werden. Lohnender Einsatz?

Ja. Wie die NPD der Sozialistischen Reichspartei nach deren Verbot folgte, wird es auch dann eine neue geben, vielleicht schlimmer, vielleicht lammfelliger. Es kann also nur um einen pädagogischen Akt gegenüber Orientierungslosen gehen, eine Art juristisch bewehrten Geschichtsunterricht. Es geht also nicht um die Insassen der NPD, sondern um die Nachricht an alle anderen: Das Land der NDP liegt hinter der Grenze der Menschlichkeit. Ein Parteiverbot ist dafür das rekordverdächtig schlechteste Mittel, weil es die Demokratie, die es schützen will, beschädigt. Ehrlich ist: Es ist eine sehr schlechte Lösung, man weiß keine bessere.

Die Innenminister planen einheitliche Regeln für den Umgang mit V-Leuten. So soll es künftig eine Probezeit geben. Honorare sollen objektiv nachvollziehbar sein. Wie könnte eine Probezeit für einen Spitzel denn ausschauen?

Vielleicht gründet Innenminister Friedrich eine Praktikumspartei. Der Name „Hitlerjugend“ gilt allerdings als historisch belastet, doch danach dürfte man die Skills für einen mittlere Laufbahn in Nazigangs haben. Der geplante Qualitätsspitzel ist weiße Salbe, mit der das Gesamtkonzept geschönt wird . Die V-Leute-Datei soll wie die „Antiterrordatei“ künftig bundeseinheitlich geführt – und mit Daten der Landeskriminalämter gefüttert werden. Da gehen gerade Grundrechte und Verfassungsprinzipien im halben Dutzend zuschanden: Polizei ist nicht mehr Ländersache, die Trennung von Polizei und Diensten wird geschreddert, der Staat darf nicht selbst zum Straftäter werden. Drollig, dass Innenminister immer die gleiche Antwort haben, egal wie die Frage lautet.

Mit 97,9 Prozent wurde Angela Merkel zur Parteivorsitzenden gewählt – zum siebten Mal. Ein Ergebnis wie in einer Diktatur?

Die einen sagen, sie bereite sich auf einen schönen Job in Europa vor, die anderen hören munkeln, sie strebe die nächste als letzte Kanzlerschaft an. Merkel selbst bleibt der tragbare Eine-Frau-Kreml, und je weniger sie sagt, desto mehr ist ihre Partei auf sie angewiesen. Kanzlerwahlverein at its best. Wieso zerlegt sich in Deutschland regelmäßig die Linke – in inzwischen vier Parteien –, während es zum Beispiel in den USA die Konservativen zersplittert? Die Union lässt sich von keinem Programm am Regieren hindern, sie sieht nur von außen wie eine inhaltlich getriebene Organisation aus.

Die CDU lehnt auf ihrem Bundesparteitag die steuerliche Gleichstellung homosexueller Paare ab. Richtig so?

Ja, sonst hätte Merkel kosmetisch unerwünschte 102 Prozent bekommen.

Und was machen die Borussen?

Omerta. Der Trainer hat gesagt: Niemand sagt was. Als schreibe ich auch nicht, dass die Wolfsburger zum Weihnachtsmarkt an die Reinoldikirche hätten gehen können, während Schiri Stark den BVB ganz allein 3:2 schlägt. FRAGEN: CAK

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4 Kommentare

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  • PM
    Peter Mueller

    "Wieso zerlegt sich in Deutschland regelmäßig die Linke – in inzwischen vier Parteien –, während es zum Beispiel in den USA die Konservativen zersplittert?"

     

    Nun, in den USA gibt es keine Linke, die sich zersplittern koennte. Die "Democrats" sind ungefaehr vergleichbar mit den deutschen Christdemokraten und die "Republicans" sind klar rechts von der FDP. Noam Chomsky hat sinngemaess gesagt, man habe in den USA die Wahl zwischen der rechten und der ultra-rechten Partei -- das kann man nicht besser sagen. Die Ultra-Rechten setzen sich aus verschiedenen Grueppchen zusammen (die Libertaeren, die Religioesen, die Superreichen, die Waffenfreunde, die Abtreibungsgegner, etc.), die derzeit hauptsaechlich vom Kampf gegen einen gemeinsamen Feind (den "kommunistischen Nazi aus Afrika", you know, Barack Obama) zusammengehalten werden. Da ist das gelegentliche Zersplittern vorprogrammiert (vor allem wenn man den Kampf gerade mal wieder verloren hat und ein Schuldiger gefunden werden muss).

  • F
    Friedensnobelpreis

    Der Friedensnobelpreis wird sich für die EU als nicht zu erfüllender Anspruch erweisen.

    Ein Folterlager auf Malta, Angriffskrieg gegen die Antipoden, extralegale Eleminierung ausländischer Teroristen. Das kriegen die im Leben nicht organisiert.

  • KK
    Karl K

    Geht klar.

     

    Es wird ein Nachfolger für die „Hitlerjugend“ gesucht und es gibt Ärger bei der Nobelpreis-Choreografie - und Schiedsrichter sind auch Menschen.

  • WD
    Wetten, dass..?

    Man darf es nicht so sehen, dass die Dortmunder verloren, sondern so, dass ein paar andere sehr viel Geld gewonnen haben (ohne, dass ich da jetzt etwas unterstellen wollte...).