Die Woche: Wie geht es uns, Herr Hannemann?

Plagiat ist besser als Präzisionsgewehr, Rammstein besser als Heino, Spukschloss besser als Grinsen und alles ist besser als die Lindenstraße.

Der hellste Stern von allen: Heino auf dem Wacken. Bild: dpa

Herr Hannemann, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Uli Hannemann: Vor dem Schwimmengehen die Brille abzusetzen, um dann nach ausgiebigem Bad im See das behördliche Blaualgen-Warnschild zu entdecken, war sicher suboptimal. Der Volksseuche Kurzsichtigkeit kann über kurz oder lang nur mit größeren Buchstaben auf größeren Schildern begegnet werden.

Und was wird besser in dieser?

Die neue Bundesligasaison beginnt.

Nach Guttenberg und Schavan nun auch Bundestagspräsident Norbert Lammert. Wird der Plagiatsvorwurf zum neuen Mittel, um Politiker loszuwerden?

Das ist allemal geschmeidiger, als sie vom Hochhausdach mit dem Präzisionsgewehr zu erschießen. Von daher können wir die Methode nur begrüßen. Bedenken sollte man, dass Lammert mit der Note „cum laude“ (sine summa!) bereits gestraft genug ist, die sonst nur Sitzenbleibern und Volkshochschülern vorbehalten bleibt.

ist Schriftsteller und taz-Autor. Er vertritt an dieser Stelle den verdient urlaubenden Friedrich Küppersbusch.

Die Deutschen sind laut ARD-Deutschlandtrend zufrieden wie nie mit der Bundesregierung und das trotz NSA-Affäre und Drohnen-Debakel. Ist die Hitze schuld?

Was für eine Affäre? Welches Debakel? Ohne das Sommerloch wäre es doch nicht mal eine Kurzmeldung wert, dass wir seit Jahren bis aufs Mark durchleuchtet werden und Unsummen in einem Rüstungsorkus für bescheuertes Männerspielzeug verschwinden. Aber die Dankbarkeit für die Hitze spielt sicher eine Rolle. Nicht zuletzt sorgt ja das Bundesumweltministerium für das schöne Wetter. Und das gehört doch schließlich auch zur Bundesregierung, oder?

Silvio Berlusconi wurde wegen Steuerbetrugs verurteilt und soll ein Jahr ins Gefängnis, in Hausarrest oder Sozialstunden ableisten. Was würde am besten zu ihm passen?

Am besten zu ihm passen würde: im Bordell die Bettpfannen zu leeren. Zu wünschen ist ihm allerdings diejenige Lösung, bei der ihm am schnellsten sein feistes Grinsen vergeht. Also Hausarrest in einem Spukschloss.

Beim Heavy-Metal-Festival Wacken hat die Band Rammstein Schlagersänger Heino zu einem Gastauftritt auf die Bühne geholt. „Blau blüht der Enzian“ oder „Sonne“ – was hören Sie lieber?

Da ich ein Freund der wertvollen Wissensvermittlung durch deutsches Liedgut bin, höre ich am liebsten das Lied „Sonne“. Besonders die Zeile „Sie ist der hellste Stern von allen“ erklärt mir im Moment so einiges. Zum Beispiel, wofür eine „Sonnenbrille“ gut ist. Das unangenehme Stechen in den Augen hat auch prompt aufgehört. Der Enzian-Song gibt mir viel weniger.

Papst Franziskus hat vergangene Woche mit seiner Äußerung gegen die Ausgrenzung von Homosexuellen für Aufsehen gesorgt. Ein Meilenstein oder überbewertet?

Vollkommen überbewertet. Franziskus findet es zwar nicht mehr so richtig schnafte, wenn Homosexuelle verfolgt und verprügelt werden. Die Schnauze halten sollen sie trotzdem. Was Putin als Ziel ja ebenfalls genügen würde.

In Uruguay wird Anbau, Kauf und Konsum von Marihuana legalisiert. Wann zieht Deutschland mit?

Es ist noch hie und da ein leichtes Sträuben zu erkennen. Doch sobald der Würgeengel vom Himmel steigt, die Residenzpflicht für Asylbewerber aufgehoben und die Kreuzberger Bürgermeisterin Monika Herrmann zur Bundeskanzlerin gekürt wird, stehen die Aussichten nicht schlecht.

Thyssen-Krupp Patriarch Berthold Beitz ist letzte Woche im Alter von 99 Jahren gestorben und wird zur Legende stilisiert. Haben Sie auch dieses Verlangen, zu älteren Männern aufzuschauen?

Jedes Mal, wenn ich so ein abstruses Verlangen verspüre, knie ich mich vors Waschbecken und blicke nach oben in den Badezimmerspiegel. Das hilft.

Die „Lindenstraße“ steht angeblich vor dem Aus: zu teuer, zu wenig Einschaltquoten. Würden Sie die Serie vermissen?

Ich würde sie nicht vermissen und hoffe, dass dann auch endlich wieder mehr Skispringen gezeigt wird. Und Tanz. Oh, ich liebe Tanz (in-die-Hände-klatsch)!

In Berlin-Reinickendorf haben Einwohner versucht, die Kinder von Asylsuchenden daran zu hindern, auf einem Spielplatz zu spielen. Darf man Reinickendorfer abschieben?

Abschieben sollte man niemanden, nirgends. Stattdessen sollte man verstärkt ferne Länder mit ihnen beschicken, damit sie sich dort mal ein bisschen umsehen. Das bildet Herz und Verstand und sie werden entdecken, dass es eine Welt hinter Wittenau gibt.

Und was macht Hertha BSC?

Bereitet sich gewissenhaft auf den nächsten Abstieg vor.

FRAGEN: ANM

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.