Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbuch?
Bundeskanzlerin Merkel schiebt 25-Stunden-Tage, „Spiegel Online“ macht einen auf Transparenz und es zuckt in der US-Fernsehlandschaft.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?
Friedrich Küppersbusch: Der Horror in Kopenhagen.
Und was wird besser in dieser?
Ist schon: die Berichterstattung darüber bei Spiegel Online. Sie gliedern es in „Was wir wissen“ und „Was wir nicht wissen“. Das ist transparent, differenziert und ein Gegengift gegen Misstrauen und „Lügenpresse“-Geschwätz.
Im Berliner Dom erfreute sich ein offizieller Staatsakt zu Ehren von Richard von Weizsäcker größter Beliebtheit. Aber warum noch mal sollten wir ihn niemals vergessen?
Wollte man das deutsche 20. Jahrhundert verfilmen, würde man den Drehbuchautoren eine Biografie wie die von Weizsäckers durchgehen lassen als „etwas bemüht und heillos überfrachtet, doch am Ende muss man im Film halt Kompromisse machen“. Vom jungen Rekruten beim Überfall auf Polen, der am zweiten Kriegstag seinen gefallenen Bruder beerdigen muss – über den Rechtsstudenten, der vor dem Nürnberger Gerichtshof seinen Vater verteidigen hilft – bis zur Karriere in der Chemieindustrie des Wirtschaftswunderlandes.
Kirchentagschef und „der bessere Kohl“, Bundespräsident der Einheit und schließlich überparteilicher Monarch einer Demokratie. Wenn dann noch Berliner Bürgermeister und immer mal ein Sportabzeichen dazukommen, zückt der Produzent den Rotstift und sagt: „Wir machen das mit dem legendären Satz ganz dicke und den Rest erzählen wir so beiläufig.“ Und so kam es.
Der 13-Punkte-Plan von Minsk sorgt für große Erleichterung, aber bei keiner der beteiligten Parteien für wirkliche Zufriedenheit. Wie könnte die geplante Waffenruhe trotzdem für immer halten?
Zurück auf Anfang. Die EU wollte das Assoziierungsabkommen, Russland die Zollunion. Beide gaben keinen Nanometer nach. Ein Abkommen, das von beidem etwas zuließe, wäre – wieder so ein unbefriedigender Kompromiss. Für alle, die sich zum Zeichen ihrer Sorge um die Menschen in der Ukraine „the winner takes it all“ auf die Arschbacken tätowiert haben. Und – eine europäisch-russische Freihandelszone wäre ein Werkzeug zur Entschärfung künftiger Konflikte.
Wenn wir an die segensreiche Kraft von Handel und Wandel glauben, sollten wir Russland von der Droge zu kosten geben. Unter Jelzin gab es solche Gespräche, doch der war mit Wodka schon zufrieden. Bei allem Respekt vor Merkels 25-Stunden-Tagen: Es braucht neben dem Nacharbeiten vergeigter Hausaufgaben nun auch ein gestaltendes, in die Zukunft denkendes Moment.
„Fifty Shades of Grey“ läuft jetzt auch auf der Kinoleinwand. Was treibt die Leute, diese lahme Inszenierung anzusehen?
Selten so viele dominante und gewaltbereite Frauen erlebt wie gestern Abend in der Kinokassenschlange. Und wir wollten nur in den neuen Cumberbatch! Manchmal sieht man langjährige Beziehungen und wie sie einander zuverlässig jeweils den Ärger bereiten, auf den der andere am besten kann. Dann wünscht man sich still: Zieht doch was Süßes aus Leder dazu an und habt wenigstens Spaß mit eurem Schicksal. Vielleicht steckt diese Sehnsucht hinter dem Erfolg des Films.
Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden: Sexuelle Belästigung ist kein Grund für eine fristlose Kündigung. Einmal grapschen ist okay, kann ja mal passieren, oder?
Das Urteil stammt von 2014, man hätte es eher der Karnevalssitzung des Gerichts zugeordnet.
In den USA verlässt Jon Stewart die „Daily Show“, NBC-News-Moderator Brian Williams wird wegen seiner erlogenen Army-Helden-Geschichten suspendiert – zurück bleiben die auf Krawall und Quote gebürsteten Rechtsaußen wie Bill O’Reilly von Fox News. Ist das US-Fernsehen noch zu retten?
Die US-Fernsehlandschaft ähnelt in politischer Hinsicht eher der hiesigen Presse: Fox stramm rechts bis direkt irre, MSNBC urban liberal, und trotz allem ist Comedy Central auch ein Nischensender, eben mit der sehr einflussreichen „Daily Show“. Auch deswegen wurde der Erfolg Stewarts hier lange ignoriert: Er moderierte seit 1999, und nach wenigen Jahren hatte schon jeder deutsche Senderentscheider gesagt: „Geil, gucke ich immer, ist natürlich für unser Publikum viel zu politisch.“ So konnte das ZDF mit einer gesofteten Version zehn Jahre später reüssieren.
Nun hat Stewarts Urlaubsvertretung John Oliver mit „Last week tonight“ ein neues heißes Ding bei HBO lanciert. Jetzt rechnen wir mit einer wagemutigen Adaption beim Hessischen Rundfunk 2028.
Und was machen die Borussen?
Reuspern. Ein klares Bekenntnis zum gut ausgebauten ÖPNV-System in Dortmund, die Vertragsunterschrift von Marco Reus.
FRAGEN: JSP, SVO
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