Die Winterbilanz: 21,6 Milliarden Tonnen teurer Schnee

Schnee und Kälte hatten uns im Griff. Darüber freuten sich Schlitten- und Schneekettenhersteller. Die Kommunen aber mussten bluten: Auf sie warten Milliarden an Kosten.

Was war das für 'ne Menge Schnee! Bild: taz

BERLIN taz | Durch die lange Heizperiode wurden von November bis Ende Februar in Deutschland vier Millionen Tonnen mehr Kohlendioxid emittiert als normalerweise. Das geht aus Schätzungen des unabhängigen Verbraucherportals co2online.de hervor. Die anhaltende Kälte führte demnach in einem durchschnittlichen Haushalt zu 400 Kilowattstunden Mehrverbrauch, was Kosten von etwa 30 Euro pro Haushalt entspricht.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes waren die Monate Dezember, Januar und Februar im Schnitt deutlich kälter als das langjährige Mittel. In der Rangliste der kältesten Winter der vergangenen 110 Jahre erreicht dieser Winter dennoch nur den zwanzigsten Platz. „In den letzten zwanzig Jahren sind wir solche kalten Winter nicht mehr gewohnt“, sagt Uwe Kirsche vom Wetterdienst.

Daher seien uns die vergangenen Monate besonders hart erschienen. Tatsächlich extrem war die Menge des Schnees und wie lange er liegen blieb. Mitte Februar lagen als Höchstwert 21,6 Milliarden Tonnen im Land – in Wasser umgerechnet ist das der halbe Bodensee. In den vergangenen vierzig Jahren gab es zudem nicht mehr so wenig Sonnenstunden (113) wie in diesem Winter.

Schnee und Eis wirkten sich auch auf das Konsumverhalten aus. So stieg etwa der Absatz von Holzschlitten bei einigen Herstellern um das Dreifache. „Wir haben so viele Schlitten gebaut wie in den letzten drei Jahren zusammen“, sagt Michael Ress aus dem unterfränkischen Schwebheim. Der Absatz von Schneeketten stieg von November bis Februar im Vergleich zum Vorjahr beim Hersteller RUD um 30 Prozent, beim Onlinehändler Delticom um zwanzig Prozent.

Der Reiseveranstalter L'TUR hat von Oktober bis Februar zwanzig Prozent mehr Last-Minute-Tickets verkauft als in der vergangenen Saison. Auch die Betreiber von Solarien und Saunabädern waren froh über das anhaltende Winterwetter. Genaue Zahlen können sie noch nicht nennen.

Für Städte und Gemeinden wird der Winter allerdings teuer. Auf 3,5 Milliarden Euro schätzt der Städte- und Gemeindebund allein die Kosten für Winterdienst, Frühjahrsputz und die Beseitigung von Schlaglöchern und anderen Frostschäden. Zwei Milliarden Euro Einbuße muss die Bauwirtschaft aufgrund der anhaltenden Kälte hinnehmen, schätzt der Industrie- und Handelskammertag.

Bild: ap / Grafik: taz

In Städten wie Hamburg und Berlin und Teilen von Brandenburg gab es zwischen Jahresbeginn und März teils 70 Tage eine geschlossene Schnee- und Eisdecke. Besonders im Februar hatten Autofahrer mit den winterlichen Verhältnissen zu kämpfen. Der Einsatz von Streusalz erreichte in einigen Bundesländern Rekordwerte. In Berlin, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen wurde etwa das Doppelte des Üblichen verteilt. Der Rohstoffkonzern K+S konnte im vierten Quartal 2009 den Umsatz in der Sparte Salz um fast 120 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal steigern.

Insgesamt zieht der Einzelhandel eine gemischte Bilanz. Während etwa Winterkleidung hervorragend verkauft wurde, litten viele Geschäfte unter der Witterung. Eis und Schnee hielten viele Kunden davon ab, die Läden überhaupt zu besuchen.

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