Die Werbepause: Klauen ist das neue Skaten
Deutschlands „Freund und Helfer“ ist am Ende. Glaubt man der neuesten Werbekampagne der Gewerkschaft der Polizei (GdP), sind die „Sicherheitskräfte“ der Bundesrepublik überarbeitet und unterbesetzt, in den Städten herrscht der reinste Moloch.
Die Kriminellen stellt sich die Gewerkschaft vorzugsweise zwischen 20 und 40 Jahre alt vor, sie tragen Basecaps, Beanies und Bärte: Mal hängen sie lässig vorm Computer, mal schwenken sie martialisch Brecheisen vor zerstörten Autos oder tragen erbeuteten Schmuck cool um die Faust gewickelt. Klauen muss das neue Skaten sein.
Sogar die Geschlechtergerechtigkeit hat die GdP ansatzweise berücksichtigt: Neben vier Männern tritt auch eine grimmig blickende Frau auf, die Unterarme aufs Bösartigste tätowiert.
Die Verbrecher freuen sich ganz gewaltig, sie kommentieren ihre Taten mit Sätzen wie „Mega! Kaum Polizei im Internet“ und „Cool, die Polizei hat kaum Leute, Streife zu fahren“.
Genauso ist das bestimmt: Junge, hippe Leute planen den nächsten Coup, weil sie mitbekommen haben, dass die Gesetzeshüter_innen gerade voll schwach besetzt sind. Seltsam, wie sie auf solch eine Idee kommen können, wenn doch die Polizei bei jeder noch so kleinen Anti-Nazi-Demo in der Lage ist, Hunderte Einsatzkräfte zu mobilisieren, damit die Nazis auch ja nicht von ihrer angemeldeten Route abgehalten werden.
Nach den letzten Terroranschlägen wird darüber debattiert, die Polizei vermehrt mit Maschinenpistolen auf Streife zu schicken und die Bundeswehr für Inlandseinsätze abzukommandieren. Der Militärstaat hat Konjunktur, doch selbst unter diesen Bedingungen schafft es die Polizei nicht, die Sicherheitsparanoia zu ihren Gunsten einzuheizen, und schießt sich mit wir-brauchen-verstärkung.info gezielt ins eigene Knie. Zoe Sona
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