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Die Welt in der Federboa

■ Die Queen hört sie ebenso gern wie James Bond: Seit „Goldfinger“kommt bei der ehemaligen Packerin Shirley Bassey der Glamour zu sich selbst

Wußten Sie, daß es in England eine Ehrenliste für Lieblingskünstler der königlichen Familie gibt? Gibt es tatsächlich. Sie heißt „CBB Honour List“, und neben Elton John steht auch Shirley Bassey darauf. Anläßlich ihres 40jährigen Bühnenjubiläums vor fünf Jahren bekam es der große Showstar sozusagen schriftlich, monarchische Ohren aufs liebste berauschen zu können. In England funktioniert das ganz prima, bei uns hingegen wäre so eine Auszeichnung fehl am Platz. Man stelle sich mal vor: Ilse Werner pfeift die Lieblingslieder von Roman Herzog. Powered by Müller Milch.

Nein, nur einer Sängerin wie Shirley Bassey steht diese Ehre wirklich zu Gesicht. Allein deshalb, weil sich die Lebensgeschichte der gebürtigen Waliserin ähnlich traumhaft liest wie die Auszeichnung selbst: 1937 als jüngstes von sieben Kindern im Hafengebiet von Cardiff geboren, die Mutter Engländerin, der Vater ein nigerianischer Seemann. Tagsüber monotone Arbeit als Verpackerin in einer Fabrik, nachts aber, so will es die Legende, tritt sie als kleine, aber verdammt gute Barsängerin in Clubs auf.

Dann das Wunder: Shirley Bassey wird bei einem ihrer nächtlichen Auftritte von einem bedeutenden Produzenten aus London entdeckt und für die „Al Read Weihnachtsshow“in der britischen Hauptstadt engagiert. Vom Fleck weg, wie es so schön heißt. Und die Bassey startet durch. Noch nicht mal 20 Jahre alt und schon ein Star. Dann die Zusammenarbeit mit dem Texter Norman Newell. Newell war für Bassey Förderer und Mentor. Es folgen Hits ohne Ende, etliche Chartsplazierungen und Preise, Preise, Preise. This is my life, As I love you oder Never, never, never stammen aus dieser Zeit.

Zum Inbegriff des Glamours wurde die Bassey natürlich erst mit ihrer James-Bond-Titelsong-Trilogie zu Goldfinger, Diamonds Are Forever und Moonraker. Irgendwann hat Shirley Bassey aufgehört, eigene, neue Lieder zu singen. Shirley Bassey sings the songs of Andrew Lloyd Webber, Shirley Bassey sings the movies oder ihr letztes Album The show must go on von 1993 sind Alben mit altbekanntem Songmaterial. Mittlerweile ist die Bassey 60 Jahre alt, mehrfache Oma und als Showstar nur noch sie selbst.

Das wäre wohl auch bis zum Ende ihrer Tage so weitergegangen, wenn nicht die angesagten Propellerheads die Bassey für einen Song ans Mikro gebeten hätten. Und auf einmal ist sie auch Pop und wird als Künstlerin verehrt, der Parallelen zur guten Clubkultur von heute zugeschrieben werden. So weit bekannt, hat sich Shirley Bassey noch nicht zu diesen Verweisen geäußert. Braucht sie auch nicht, die Geste allein war schon Coolness genug. Oliver Rohlf Fr, 10. März, 20 Uhr, CCH

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