Die Wahrheit: Eine Spinne namens Mary Jane
Neulich auf der Nebenbank belauscht: Was sagen eigentlich die Konsumenten zur Cannabisfreigabe? Und was ist ihnen dabei besonders wichtig?
Zwei junge Kiffer sitzen auf einer Bank im Park und rauchen eine Tüte, die immer wieder zwischen den beiden hin- und herwandert.
„Haste schon gehört? Cannabis soll jetzt legal sein.“
„Echt? Seit wann?
„Hat Lauterbach neulich irgendwann im Fernsehen gesagt.“
„Lauterbach?“
„Der Gesundheitsminister.“
„Und ab wann?“
„Ich glaub, ab jetzt sofort.“
„Kann ich mir nicht vorstellen. Da müsste doch viel mehr Bürokratie- und Papierkrams dranhängen.“
„Ja, klar, aber vielleicht haben die das ja schon hinter sich, ohne dass wir was davon mitgekriegt haben? So charmant hinter den Kulissen?“
„Quatsch! Die machen doch nicht irgendwas charmant hinter den Kulissen! Wenn die was machen, dann wollen die auch, dass das gesehen wird. Also, ich kann mir das nicht vorstellen.“
„50 Gramm pro Person und Monat sind jetzt erlaubt.“
„50 Gramm? Wie soll man das denn in einem Monat wegkiffen? Das geht doch gar nicht! Die spinnen ja wohl!“
„Vielleicht kann man das ja auch ansparen, so wie Urlaubstage.“
„Toll, und was machste dann im Urlaub damit?“
„In eine neue Nachbarschaft ziehen und eine Reitspinne im Garten halten! Und jeden Morgen um Punkt 7.48 Uhr mit Reithose, Reitstiefeln, Reiterhut und Gerte laut ‚Ein Jäger aus Kurpfalz, der reitet durch den grünen Wald‘ singen, während man achtbeinig durch den Garten trippelt.“
„Haha, das ist ’ne tolle Idee, wäre mir aber total zu anstrengend.“
„Hab ich dir schon erzählt, wie Jürgen sich mal in Möwenkacke gesetzt hat?“
„Welcher Jürgen?“
„Kennste glaub ich nicht, die Geschichte ist auch nicht so interessant.“
„Kannste mir dann ja mal wann anders erzählen. Kacken Spinnen eigentlich auch?“
„Weiß ich nicht, wieso?“
„Na, weil ich mir überlege, was die so fressen. Darüber muss man ja auch nachdenken, bevor man sich eine anschafft.“
„Ich glaub, die fressen gar nichts. Ich könnte die jedenfalls nicht essen. Wenn man die einmal ins Herz geschlossen hat, kann man die, glaub ich, gar nicht mehr so richtig als Nahrung sehen.“
„Die Politiker machen ja auch echt nur Fehler. Wenn die das legalisieren, dann feiern doch die Dealer eine fette Party nach der anderen!“
„Wieso?“
„Na, weil die dann von ihren 50 Gramm maximal im Monat 10 selbst verkiffen und ihre anderen 30 können sie dann für teuer Geld an Minderjährige verticken!“
„Aber die Dealer werden trotzdem keine Partys feiern, den gehen dabei doch voll die Preise kaputt!“
„Dann müssen die ihre Preise halt in eine Preiswerkstatt bringen.“
„Haha, ja, mit so Zwölfkantinenschraubern!“
„Haha, ja, und dann auf so einer Rollpfanne unter den Preisen liegen, völlig mit Teer beschmiert und laut fluchen!“
„Meinst du, man kann Spinnen auch einzeln halten?“
„Kommt drauf an, was du damit vorhast.“
„Keine Ahnung. Vielleicht zähmen und dann drauf reiten.“
„Ich glaub, das geht.“
„Und welchen Namen würdest du deiner Spinne geben, wenn du eine als Haustier hättest?“
„Öh, Mary Jane natürlich.“
„Spitzenname!“
„Spitzenkraut!“
„Hast du heute eigentlich noch was vor?“
„Ich müsste mal wieder den Goldpreis checken.“
„Ja, ich auch. Kann ich aber auch morgen machen.“
„Cool, dann können wir ja noch ’ne Weile hier sitzen bleiben.“
„Cool.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
FDP stellt Wahlkampf Kampagne vor
Lindner ist das Gesicht des fulminanten Scheiterns
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen
Türkei und Israel nach Assad-Sturz
Begehrlichkeiten von Norden und Süden
Katja Wolf über die Brombeer-Koalition
„Ich musste mich nicht gegen Sahra Wagenknecht durchsetzen“