Die Wahrheit: Der Tag der unverrichteten Dinge

Wie sieht’s aus, heute schon was geschafft? Ein Beitrag zur dringenden Feier der Prokrastination am „Tag der unverrichteten Dinge“.

Ein roter Wecker, der aus Plastiksteinen nachgebaut wurde

Dinge, auf die der Handelnde keinen originären Einfluss hat: Weckerklingeln Foto: James Brooks/ap

Sympathisch viele, bis auf wenige unerträgliche Streber, eigentlich alle Menschen, kennen dieses Gefühl. Jenes Gefühl, das mit leeren Händen besser als mit vollem Bauch zu greifen ist, ein Gefühl, das mit den Worten „erfolg- und ergebnislos“ eng verbunden ist. Es handelt sich um ein Gefühl, das quasi ein Nullsummenspiel mit sich selbst spielt – und regelmäßig im Clinch mit der harten Tür der Tatsachen liegt.

Die Rede ist vom volkstümlich verzweifelten, hübsch altertümlichen Begriff der „unverrichteten Dinge“, der uns im Kern stets wieder auf uns selbst zurückwirft. Ein Begriff, wie aus einem Deutschbuch für Menschen, die Gefallen an den Untiefen der deutschen Sprache gefunden haben: „Unverrichteter Dinge kehrte sie mit hängenden Schultern heim an den reich gedeckten Abendbrottisch.“

Da ist es nur recht und billig, dass das „Internationale Komitee zur Verrichtung von Dingen“ am Freitag, den 26. Februar, nun schon zum siebten Mal den „Tag der unverrichteten Dinge“ ins globale Gedächtnis ruft. Denn, machen wir uns nichts vor: Richtig ist, dass täglich millionen-, ja, billionenfach Dinge unverrichtet sich selbst überlassen bleiben, ja zurückbleiben müssen, weil diejenigen, die mit der Verrichtung der Dinge ursächlich betraut sind, wahlweise verhindert sind, es nicht wuppen wollen oder können oder anderweitig dazu nicht in der Lage sind. Ein Trauerspiel, unvollendet, Fortsetzung offen, oder gleich abgeblasen. Unverrichtet eben.

Was sind das nun eigentlich für Dinge, die so unverrichtet vor sich hin stehen oder liegen? Und wie kommen wir da wieder raus? Die internen Regularien des „Internationalen Komitees zur Verrichtung von Dingen“ definieren Dinge, die noch nicht verrichtet sind, folgendermaßen: 1. Wabernde Dinge, die paradox schwer auf den Punkt zu bringen sind. Dazu gehören noch nicht erfolgte Steuererklärungen, auf sich warten lassende Liebeserklärungen oder Dinge, mit denen man nix zu tun haben will beziehungsweise gar nicht weiß, dass man mit ihnen zu tun haben sollte, wie Müll runterbringen oder … (hier ein Stichwort nach Wahl einsetzen).

Dinge, auf die man keinen Einfluss hat: Schwiegermutter

2. Nicht wabernde Dinge, eigentlich einfache, schlichte Dinge, wie einen Zahnarzttermin vereinbaren – siehe Punkt 1, wabernde Dinge. 3. Dinge, auf die der Handelnde keinen originären Einfluss hat, die ihm aber bei der Verrichtung anderer Dinge hinderlich sind, Stichwort: Weckerklingeln, Schwiegermutter. 4. Alle anderen Dinge, auch hier gilt – siehe Punkt 1.

Was also können wir am Tag der unverrichteten Dinge verrichten, um richtungsweisend dieses Gedenktags zu gedenken? Die Ausrichterin, das „Internationale Komitee zur Verrichtung von Dingen“, schreibt in ihrer Pressemitteilung, die als Richtschnur zu lesen ist: „Lassen Sie es ruhig angehen heute, denken Sie daran: Nur wer auch das Unverrichtete schätzt, richtet keinen Schaden an!“ Dieser Losung schließen wir uns vollumfänglich an und brechen hier und jetzt diesen Text unverrichteter Dinge ab.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.