Die Wahrheit: Letzte Ausfahrt Sackgasse

Der Brexit wird endgültig Wirklichkeit, egal wie in letzter Minute verhandelt wird – mit fatalen Folgen auf beiden Seiten des Kanals.

eine Frau im Brautkleid in einem Palast

Dürfen Europäer bald nicht mehr sehen: Emma-Louise Corrin als Lady Di in „The Crown“ Foto: AP

Sieht ganz so aus, als würden die Briten das jetzt endgültig durchziehen, einfach den Ärmelkanal hochkrempeln, ohne Rücksicht auf Verluste, selbstbritisch, wie sie nun einmal sein können. Wie das aussehen kann, haben wir just bei den Impfstoffen erleben müssen.

Die Folgen scheinen den Briten egal zu sein. Land’s End – all over the place. Im Dead End sind sowieso längst alle Beteiligten, in der Sackgasse. Wo aber kriegen sie in Zukunft ihre verdammten French Fries her? Aus Frankreich sicher nicht. Für ein Volk mit kollektiver Essstörung wird das nicht einfach. Umgekehrt ist für die Franzosen die geregelte Alkoholzufuhr gefährdet, wenn der Royal Sparkling Wine nicht länger exportiert wird und sie wieder mit ihrem albernen Champagner vorlieb nehmen müssen. Wer den Sekt aus Kennt kent, kennt auch das Ausmaß des welschen Schmerzes. Die europäische Getränkeindustrie muss ohnehin mit schlim­men Einbrüchen rechnen, bleiben die englischen Hooligans erst einmal dem Kontinent fern.

Wann wird der Eurotunnel zugeschüttet? Was ist mit dem Arbeitsplatz von Jürgen Klopp – ist der gefährdet? Auch der Hasenhüttl in Southampton ist ja als Österreicher irgendwo Europäer. Gerade jetzt in der coronabedingten Spielplanverdichtung muss klar sein: Ab Januar wird es bei uns keine „Englischen Wochen“ mehr geben können. Im Gegenzug sollten wir Formel-1-König Lewis Hamilton verbieten, seine Runden in diesem Leben noch einmal auf dem Nürburgring zu drehen. Sowieso eine Frechheit, einfach den Schumi-Rekord zu übertrumpfen.

Keine Hofberichte mehr

„Der Bergdoktor“ wird nicht länger auf den Inseln zu sehen sein, umgekehrt müssen wir auf „The Crown“ verzichten. Das bringt das absolute Aus für Rolf Seelmann-Eggebert, weil es auch in Friseurfernsehmagazinen wie „Brisant“ nie wieder Berichte vom Königlichen Hofe geben wird. Das wird bitter für alle Beteiligten, zumal niemand auf die Erfüllung diverser Klischees verzichten will. Steaks werden bei uns in Zukunft ausschließlich „durch“ sein, falls es irgendwann einmal wieder so etwas wie Gastronomie geben sollte. Austin Mini? Haha, vergiss es. Und auch die vielen deutschen Rolls-Royce-Fahrer müssen umdisponieren, schwere Zeiten für Rolf Eden (90).

Um die Briten zur Räson zu bringen, könnten wir selbstverständlich die Tea Pipeline Bombay–Folkestone an entscheidender Stelle kappen, aber das würde Krieg bedeuten. Auch auf dem Meer könnte es zu Auseinandersetzungen kommen, wenn europäischen Fangflotten der Zugang zu britischen Gewässern verweigert wird. Dann heißt es nicht nur Bretonen versus Briten. Letztere gehen unablässig ans Netz, obwohl sie eigentlich Angelsachsen sind.

Kein Fischen im Trüben

Bisher wurde einer Anfrage aus Brüssel eine barsche Abfuhr zuteil. Trawler, die im Trüben fischen, werde man unverzüglich kapern. „British fishers are not the fisherman’s friend“, hat der irische Premierminister befunden. Für eine Öffnung ihrer Fischereischutzzone verlangen die Großbriten den freien Zugriff auf europäische Gewässer, im Fall Deutschlands wären das Fischgründe im Starnberger See und im Steinhuder Meer.

Das erscheint so absurd wie die Idee, auf der Straße der Ölsardinen den Linksverkehr einzuführen. Wenn die Briten Knall auf Fall nicht länger Mitglied in der Europäischen Union sind, können sie sich sogar Walfangnationen wie Island oder Norwegen anschließen. Selbst wenn der Prince of Whales prophylaktisch entschieden dagegen ist. Fool Britannia!

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kari

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