Die Wahrheit: Headbangerin auf dem Highway
In Schlangenlinien über die Autobahn – die Fahrerin kann doch nur Slayer-Fan sein. Für die Polizei hat sie die Ausrede des Jahres parat.
S ie hatte Slayer an der rechten unteren Ecke ihrer Heckscheibe kleben, aber das war nicht der Grund, warum die beiden Streifenhörnchen sie an diesem kalten Montagabend aus dem Verkehr zogen. Sie fuhr gleichmäßige Schlangenlinien, hübsch anzusehen, sicher, aber es waren nun mal Schlangenlinien. Noch dazu auf der Autobahn. Die beiden Blauen in ihrem alten VW Santana zückten die Kelle. Sie hielt, ließ die Scheibe herunter und schrie: „Slaaaayyyyer!“
Das zumindest hätte man verdammt noch mal erwarten müssen. Als die beiden Polypen ihr einen freundlichen Abendgruß entboten, zeigte sie auf ihre dicken Backen. „Schkann gansch schlech spreschn“, mauschelpauschelte sie, „mar beim Schahnarscht!“
Die Polizeimeisteranwärterin rückte ihre Dienstmütze keck zur Seite und ratterte nun in schönstem Dienstsprech die Verfehlungen runter. Der ältere Kollege mit Burt-Reynolds-Balken hatte ihr den Vortritt gelassen, sie musste noch üben für die Abschlussprüfung. Angesichts „ihres etwas ungewöhnlichen Fahrstils“, ließ sie die Fahrerin mit dem hervorragenden Musikgeschmack wissen, halte sie es für angebracht, den gerade frisch geeichten Alkomat bei ihr auszuprobieren.
„Orr, Mam“, stöhnte sie, folgte der Bullerei indes brav zum Peterwagen, ließ sich auch das Mundstück oral einführen, bekam dann allerdings zu wenig Druck auf die Düse. „Blasen!“, feuerte sie die Blauuniformierte an. „Doller!“ Aber nichts geschah. „Was ist denn los mit Ihnen?“, rief die Polentin aufgebracht. „Musch die Schpritsche schein“, verteidigte sich das arme Slayer-Hascherl.
Den erfahrenen Polizeioberschnauz allerdings konnte sie so leicht nicht hinters Licht führen. Sanft piekte er sie in die ausgebeulten Backen. „Was ist denn da drin?“ Sie hatte den ganzen Mund voller Geldmünzen. Ein echter Metalhead eben. Auf die Frage, warum sie ihre Barschaft hinter der Kauleiste mit sich herumtrage, machte sie ein ziemlich zickiges Spitzmäulchen. „Kein Kommentar, Herr Waldmeister.“ Und als sie dann doch noch einmal pusten sollte, meinte sie nur: „Hab doch gar keinen Alk getrunken. Ein Hanfseil hab ich durchgezogen, fragt nicht nach Sonnenschein.“
Da lächelte die altgediente Pornobremse, wie in „Auf dem Highway ist die Hölle los“. Man müsse leider mit ihr ins Klinikum fahren, um eine Blutprobe zu entnehmen, meinte er. Sie habe mit einer Anklage wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz zu rechnen.
Man wollte die Rauschgiftsüchtige gerade abführen und in den Fond des VW Santana setzen, Köpfchen ducken nicht vergessen, da grub sie das Kriegsbeil aus und wehrte sich mit Händen und Füßen: „Slaaaayyyyer!“
Die Exekutivorgane mussten zunächst ordentlich einstecken, aber dann bewies die Schupoanwärterschluse, dass sie mit ihrer Berufswahl goldrichtig lag.
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