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Die WahrheitVom Greizeljopp

Ausnahmsweise ist Anekdotentag auf der Wahrheit, damit sich die Leserschaft an der Mär eines Wappentiers erfreuen kann.

Illustration: Leo Riegel

Es kam der Tag, an dem Graf Adolf-Adolf IV. beschloss, seiner Regentschaft über Odelslohe-Striegnitz ein wenig Schwung zu verleihen. „Immer dasselbe in der Grafschaft!“, klagte er, „Festmahle, Fuchsjagd, Mätressenprellen. Und das Volk täuscht die Freude an der Knechtschaft auch nur noch vor. Ich bin es leid!“

Er brüllte seinen Diener herbei: „Diener, ich habe eine Idee, wie wir das Glück in unserem Lande mehren.“ – „Wie denn, Euer Erlaucht“, fragte der herbeigeeilte Diener, „durch Steuersenkungen? Oder den Bau eines Stadtgartens?“ – „Nun übertreib nicht gleich!“, unterbrach ihn Adolf-Adolf, „ich dachte an ein Wappentier.“ – „Ein Wappentier?“, fragte der Diener dumm. „Ja, ein Wappentier“, erwiderte der Graf nicht minder dumm, „Eines, das Freude bereitet, wenn man es am Stadttor prangen sieht. Eines, das die Seele des Volkes erquickt und welches noch nie zuvor gesehen ward.“

Besonnenheit der Fische

„Hm“, überlegte der Diener, „Warum soll es nur ein einzelnes Tier sein? Warum nicht gleich mehrere Tiere in einem?“ – „Bravo“, rief der Graf, „sieh an: Manchmal bist du doch zu etwas nütze, alter Faselhannes! Ja, ein Mischwesen soll es sein: halb Hund, halb Schwein, aber mit der Großmut einer Ente und der Besonnenheit der Fische! Dem Tümpel des Eichenwaldes soll es entsteigen und sein nächtliches Jaulen soll die Dämonen strafen.“

Der Diener kam mit dem Schreiben kaum hinterher, so schnell sprach der Graf, der sich munter den Ausschlag unterm Gehrock kratzte. „Der Hofnarr möge die Legende im Volk verbreiten!“, befahl er, „und der Maler sein Bild dutzendfach verbreiten! Hast du alles mitgeschrieben?“– „Sehr wohl, Euer Erlaucht, jedoch fehlt noch etwas: der Name. Wie soll sie denn heißen, Eure Kreatur?“– „Na, wie wohl“, blaffte Adolf-Adolf, „das Greizeljopp!“ Da glotzte der Diener erst blöd und notierte dann den Namen.

Lauthals verflucht

Doch wie kurze Zeit darauf das Bildnis des neuen Stadttiers sämtliche Straßenzüge zierte und der Hofnarr nicht müde wurde, die Legende des Greizeljopps zu verbreiten, da geschah etwas Merkwürdiges: Niemand interessierte sich für das neue Wappentier. Allenthalben nur Achselzucken und Naserümpfen. Und nicht nur das: Die freundlich-süße Erscheinung des Greizeljopps nahm der Stadt jegliche Erhabenheit. Streunende Banden überfielen Odelslohe-Striegnitz zur erstbesten Gelegenheit, plünderten es und errichteten eine Herrschaft von Terror und Frevel. Noch auf dem Schafott soll Adolf-Adolf das Greizeljopp, sein eigenes Geschöpf, lauthals verflucht haben.

Ein Mischwesen soll es sein: halb Hund, halb Schwein, aber mit der Großmut einer Ente

Dies aber ist sein einziges noch existierendes Bildnis aus jener lang vergangenen Zeit. Bis heute dient es als Mahnmal gegen Frohsinn und Possierlichkeit. So, liebe Kinder, und jetzt ab in die Kantine! Es gibt Waffeln, auf, auf!

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3 Kommentare

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  • Danke. Einen Bären - als Wappentier. Wollnich. Das! - wär’s gewesen. Gelle.



    Aber - Aufgebunden - Newahr.



    Normal.

    Na schaugmer mal - vorm Schafott!



    &



    Däh! Greizel - Similar surnames: Kreisel, Reidel, Reitzel, Reimel, Reibel, Reigel, Brenzel, Reifel

    & Däh in The Velderet



    Buch von Cecilia Tan Erotischer SM-Roman



    books.google.com/b...de&id=Wcp3DwAAQBAJ



    Waschzettel:



    Erotisch und fesselnd! Von der Kraft der Liebe in turbulenten Zeiten...

    Die attraktive Merin und ihr exotischer Liebhaber Kobi leben in einer futuristischen Idealgesellschaft, die nicht hält was sie verspricht. Jeder Bürger wird von dem rigiden System gezwungen, "brav" zu sein. Erlaubt ist nur die Missionarsstellung. Und damit auch jeder genug davon bekommt, gibt es staatliche Sexclubs, wie das VELDERET, die allen Bürgern kostenlos zur Verfügung stehen. Doch was ist, wenn einem der Sinn nach härteren Sexpraktiken steht? Merin und Kobi geraten in einen Sog von leidenschaftlichen SM-Spielen. Doch je stärker sie sich von Macht und Unterwerfung angezogen fühlen, desto mehr gefährden sie ihr Leben...

    Ein spannender Roman über eine utopische Gesellschaft, in der letztendlich die Liebe alle äußeren Hindernisse überwindet!

    Auszug:



    Sie drehte sich nun um, und er küsste zärtlich ihren Rücken, als er sich auf sie legte.



    "Du brauchst keine Angst zu haben vor Schmerzen, die in Liebe gegeben werden", sagte er sanft. "Und wenn ich es richtig mache, dann sollte es nicht weh tun." Er machte eine kurze Pause. "Außer, du willst es so. Willst du es?"



    "Ich ... Ich weiß nicht."



    "Komm, wir probieren das jetzt erst mal ganz vorsichtig. Hast du Handcreme oder so was da?"



    Sie hatte sogar welche griffbereit, direkt in dem Schränkchen neben dem Bett. Er begann zuerst mit einem Finger, um ihr ein Gefühl dafür zu geben. Zuerst mit seinem kleinen Finger, immer 'raus und 'rein, bis sie keuchte..,,(sorry - zitier ja nur!)

    ff leider

    • @Lowandorder:

      ff (nur über 18 weiterlesen gestattet



      Zu Risiken & Nebenwirkungen have a look for Nettikette!;)

      “…Dann nahm er zwei Finger gleichzeitig, sie begann zu stöhnen und ihre Beine fingen zu zittern an. Ihre Hände krallten sich im Bettzeug fest, und sie keuchte ein "Ja, ja, ja!" - wie als Antwort auf eine Frage, die er nicht gestellt hatte.“



      (Schade. Greizel kommt leider was später;)(

      &Däh! GreizelJopp - Ha noi. Wat ne Kombi. Gellewelle!;) - Aber Hallo!

      JOOP - Remember - wa!



      jahwe = Name Gottes (Hebräisch); chanan = begünstigen, gnädig sein (Hebräisch)



      Bedeutet - Gott ist gnädig, Gott ist gütig



      &



      niederländ. Koseform von Johannes, manchmal auch Josef

      kurz - Anekdotentag will gelernt sein.



      Volles Risiko! - Nö. Ein Gedicht - isses - Normal - nich.

      Fin - “Wehe Wehe - Wenn ich auf das Ende sehe.“

      • @Lowandorder:

        en passant - Sorry - I forgot.

        's Greizeljopp - phantastisch getroffen.



        Chapeau. Ein Gedicht.