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Die WahrheitGrunzlaute aus dem Saarland

Nur selten dringen Nachrichten aus der abgeschiedenen Heimat der neuen CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer.

Dinosaurier waren die einzigen Spielgefährten der jungen Annegret Kramp-Karrenbauer. Foto: reuters

Als Angela Merkel die Ministerpräsidentin des Saarlandes Annegret Kramp-Karrenbauer zur CDU-Generalsekretärin kürte, rieben sich viele Deutsche verwundert die Augen. Die Mehrheit der Bevölkerung glaubt nämlich, das Saarland sei eine Erfindung des Kabarettisten Heinz Becker. Auch viele Eingeborene leugnen die Existenz des Landes. Die Bewohner der Ortschaft Saarludwig behaupten, ihre Stadt liege in Frankreich und hieße Saarlouis. Gebürtige Saarländer, die es zu Bekanntheit bringen wollen, vertuschen ihre Herkunft. Der Politiker Oskar Kramp-Quellenbauer etwa hat seinen Namen zu „Lafontaine“ französisiert.

Annegret Kramp-Karrenbauer aber steht zu ihrem Namen: ein Name, wie er saarländischer nicht klingen könnte. Ein Name, der wie ein Ochsenkarren über eine schlagloch­übersäte Schlammpiste rumpelt, vorbei an köchelnden Sümpfen, in denen depressive Haubentaucher verzweifelt nach Erlösung krächzen.

Der Kontakt zwischen dem Saarland und Deutschland ist seit Jahren abgerissen. Die einzige Reisemöglichkeit ins Saarland führt über das benachbarte Luxemburg. Bis in die siebziger Jahre hinein verkehrte ein stündlicher Zug, dann rosteten die Gleise weg und die Eisenbahn wurde durch einen täglichen Bus ersetzt, der in den Neunzigern durch eine wöchentliche Postkutsche abgelöst wurde. Heute begibt sich einmal im Monat ein Ochsenkarren auf die beschwerliche Reise durch die Sümpfe bis zu den zwei Dutzend Pfahlbauten, die alles sind, was von Saarbrücken übrig geblieben ist. Dinosaurierfreunde, die den Dino-Park in Schiffweiler besuchen, die einzige touristische Attraktion des Saarlandes, werden von gepanzerten Helikoptern der Luxemburger Luftwaffe dorthin gebracht.

Dabei gehörten Luxemburg und das Saarland vor langer Zeit als Teil des Stammesgebietes der keltischen Treverer zusammen. Heute ist die letzte Gemeinsamkeit das Wort für Kartoffel (luxemburgisch: Gromper, saarländisch: Grumbeere). Im 21. Jahrhundert trennen den goldenen Bruder von der Mosel und den grauen Bruder von der Saar Welten. Zwar sind beide Länder fast gleich groß, doch wirkt Luxemburg viel größer und majestätischer. Während sich Luxemburg nach heroischem Unabhängigkeitskampf, in vielen Hollywood-Filmen thematisiert, und zwei fast im Alleingang gewonnenen Weltkriegen zum Global Player gemausert hat, wurde das Saarland von der Natur zurückerobert. Auch die kurze Unabhängigkeit des Saarlands war nicht tapfer erkämpft, sondern kam zustande, weil Frankreich es nach kurzer Prüfung an Deutschland zurückgab. [Rückgabe = unabhängig? Der Säzzer]

Krösus an der Mosel

Neidisch schielte man aus dem Saar-Röhricht hinüber nach Luxemburg, als es im Industriezeitalter zum Krösus an der Mosel anschwoll. Nachdem die Wünschelrute des Dorfschamanen Salü Palü im Jahr 1953 auf dem Dorfplatz von Völklingen ausgeschlagen hatte, begannen auch die Saarländer Schächte und Stollen zu graben und freuten sich auf eine florierende Kohleindustrie. Doch es war nur eine Blase. Eine Blase aus dem Inneren der Erde, in der eine Dinosaurier-Population überlebt hatte.

Immer mehr Dinos krochen hervor, und im Jahr 1962 siedelte die erste Brontosaurus-Herde in den Sumpfwäldern rund um Püttlingen. Regelmäßige Stampeden sorgten dafür, dass die Püttlinger Püttlingen bald den Rücken kehrten. Nur der Clan der Kramp-Karrenbauers hielt die Stellung. Die junge Annegret wuchs als Einzelkind auf, ihre Mutter wurde 1964 von einem Allosaurus gefressen. Mit vier beherrschte Annegret bereits die Sprache der Brachiosaurier, die aus vier Grunzlauten besteht: einer fürs Schlafen, einer fürs Essen, einer fürs Kacken und einer für Gras. Und das Gurren eines paarungsbereiten Oviraptors klingt dem saarländischen Dialekt ohnehin zum Verwechseln ähnlich.

Unsichere Zeiten im Habitat

Als sie älter wurde, nutzte die kleine Annegret ihre Fähigkeiten und schaffte es nach zähen Verhandlungen mit Dino-Delegierten, dass Übergriffe von Raubsauriern ein Ende hatten. Dafür wurde sie von der Bevölkerung zur Ministerpräsidentin ernannt. Um dem Land wirtschaftlich auf die Beine zu helfen, eröffnete Annegret den Dino-Park in Schiffweiler mit der „weltweit größten Dino-Show“, in der gezähmte Urzeittiere durch Feuerreifen springen und kranke Kinder mit Plesiosauriern schwimmen. So wurde der Dinosaurier-Tourismus zur wichtigsten und einzigen Einnahmequelle des Saarlandes.

Wie es mit dem Saarland weitergeht, wenn Kramp-Karrenbauer den Posten als CDU-Generalsekretärin antritt, ist schwer vorherzusagen. Ohne die harte Hand ihrer Ministerpräsidentin könnten sich Saarländer wie Dinosaurier derart vermehren, dass sie ihr Habitat zu verlassen versuchen. Für diesen Fall aber droht die Atommacht Luxemburg mit nuklearem Erstschlag.

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9 Kommentare

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  • Na Mahlzeit!;)

     

    Much all weesen & die quarrels la Saare et Lutzelbourg - Gehn klar! Ja.

    &

    "Die Pälzer in die Palz -

    Die Saarländer - in die Saar!"

     

    Aber auch! Newahr.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Ich könnte mir vorstellen, daß Frau M. mit ihrem Halbsatz: '... bin jetzt die Einzige, die schon über sechzig ist ...' andeuten wollte, daß sie mit ihren Mit-Dinos (Maizière, Kauder, Gröhe und Spahn und viele mehr) ein Dino-Museum der CDU in Saarbrücken aufbauen will. Das Saarland würde mit einzigartigen historischen Exponaten zum Tourismusrenner aufsteigen.

  • Ich bin Saarländer und vielleicht oute ich mich hiermit als genau so hinterwäldlich wie Sie das Land beschreiben. Aber ich verstehe diesen Text, in dem der Kommentar eines Editors vergessen wurden, der zu Recht einen Widerspruch anmerkt, nicht.

     

    Was will mir der Autor mit dieser Metapher sagen und wie soll ich diesen Text verstehen, wenn nicht tatsächlich abwertend? Ich glaube, Heinz Becker ist Ihnen satirisch ein Stück voraus.

    • Francis Kirps , Autor*in ,
      @Tim Ruffing:

      Guten Tag, Herr Ruffing, ich oute mich jetzt mal als Autor dieses Textes (und als Luxemburger). Der "Säzzer" hat recht, da ist ein Widerspruch: Im Original lautet der Satz "...nach kurzer Prüfung wieder an Deutschland zurückgab, das es jedoch auch nicht haben wollte, und 1957 von den Siegermächten dazu gezwungen wurde, es in die BRD einzugliedern." d.h. die kurze Unabhängigkeit de Saarlandes war die Zeit, als weder Frankreich noch Deutschland es habe wollten, bis Deutschland schließlich dazu gezwungen wurde etc.... Da der Text ein wenig zu lang war wurde er stellen weise gekürzt, vermutlich hat der Pförtner das übernommen. Merci, dass Sie mich mit Heinz Becker vergleichen, ehrt mich. Natürlich ist er besser als ich. Verstehen Sie den Text bitte nicht als abwertend, jedes Land in dem Dinosaurier leben ist ein gutes Land, und nur das wollte ich der Welt damit sagen.

      mfG, Francis Kirps

      • @Francis Kirps:

        Damit kann ich leben. Solange kein atomarer Erstschlag kommt. ;)

      • @Francis Kirps:

        Putzig, der Luxemburger, der damit prahlt wie sein Land glänzt - mit dem Steuergeld, das nebenan in den rauchenden Hütten erwirtschaftet wurde und dann über die Mosel in irgendwelche Fonds geflossen ist.

        • Francis Kirps , Autor*in ,
          @Soungoula:

          ich bin ein alter Prahlhans. Ein satirischer Prahlhans. Aber im Ernst: Das ist ein satirischer Text, und ich nehme hier das prahlerische Luxemburg mehr aufs Korn als das "arme" Saarland.

          • @Francis Kirps:

            Keine Sorge, das hatte ich schon verstanden ;)

            Ich als Saarländer schmunzle ja auch gerne über unsere östlichen Nachbarn, die eigentlich genauso sind wie wir - weil eben unter dem Blattgold doch immer noch der Hüttenstaub durchschimmert.

            • @Soungoula:

              Und ich schmunzle auch über mich selbst, wenn ich Ost und West verwechsle.