Die Wahrheit: Eiskalte Ruh

Außerordentlicher Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft an einem Epitaph für den verblichenen Altkanzler erfreuen.

Ein Mensch steht in einer beleuchteten Ecke

Foto: ap

Du warfst den Schatten wahrhafter Giganten,

hinter deinem Rücken ward es Nacht.

Im Dunkeln blieben deine Anverwandten

Statisten kolossaler kalter Macht.

Gewandet in den Mantel der Geschichte,

zogst du aus der Rheinpfalz in die Welt,

in deinem Sog die Parodisten-Wichte,

vom Brettlvolk für kleines Geld bestellt.

Du warst der Wirt, der viele Kriecher nährte,

so mancher hat sich in dir hochschmarotzt,

noch gab er vor, dass er dich sehr verehrte,

schon hat der Heuchler vor dir ausgekotzt.

Die Schranzen saßen satt an deiner Tafel,

du gabst dem einen Brot, dem andern Land.

Mit großer Gunst ertrugst du ihr Geschwafel,

zum Undank bissen sie dir in die Hand.

Es ist dir keine ewge Ruh beschieden,

am Rande deiner Grube köterts grell.

Das sind die Hunde, die dich einst gemieden,

das hinterbliebne Rudel zerrt am Fell.

Nun schmücken falsche Fahnen falsche Schreine,

den echten kennt nur Springers „Bild“ sowie

die strenge Hüterin deiner Gebeine,

dein größter Fan, die schöne Misery.

Man weiß nur, was man aus der Zeitung weiß,

dort stand, sie kaufe häufig Trockeneis.

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kari

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