Die Wahrheit: Français pour les fautes
Juriste de ligne: Noch ist Zeit für ein intensives Trainingslager der Worte im Hinblick auf die anstehende Fußballeuropameisterschaft.
Mon dieux! Die Fußball-EM steht vor dem Tor und die wichtigsten Akteure sind völlig unvorbereitet: die Fans nämlich. Die wissen noch nicht einmal, was Fußball auf Französisch heißt und die glauben wieder, dass sie sich schon irgendwie durchmogeln können, so wie immer bei WMs und EMs.
Aber: Rien ne va plus! So geht’s nicht weiter! Noch ist es Zeit für ein Sprach-Trainingslager, ihr sacs inutils (ihr faulen Säcke). Allons enfants, vite (Kommt, ihr Kindsköpfe, schnell)! Du willst nicht? Das würde ich dir nicht raten, mon cheri: Notorischen Integrationsverweigerern wird nämlich die Uefa in die heimische Fernsehübertragung hineingrätschen, dass es nur so flimmert! Hineingrätschen heißt im Französischen „tacle glissé“ und demonstriert uns die unendliche Sanftheit der französischen Sprache. Das teutonische Grätschen wird so zu einer gleitenden erotischen Berührung, oh, là, là!
Und wonach grätscht und gleitet alles? In Frankreich nach dem ballon. Nicht etwa nach den balles, die stehen umgangssprachlich für Testikel! Der Fußballsport selbst heißt erstaunlicherweise le football und nicht le bal au pieds. Die EM fängt mit dem match ouverture an, dem Türöffnerspiel. Die Zuschauer spektakeln und heißen spectateurs. Sie schreien „Allez les Bleus!“ (Geht, ihr Blöden!), aber die Blöden bleiben.
Ersatzspieler als Rumpelfüßler
Die capitaines tauschen die tricolores (Wimpel), und der arbi (Schiri, von arbitre) pfeift an. Die Ersatzspieler sind die remplaçants (Rumpelfüßler), und sie drücken die banc de touche (Ersatzbank, wörtlich die Bank der Berührungen) und die pouces (Daumen). Der Linienrichter (juriste de ligne) hastet die ligne de touche auf und ab, die hingetuschte Kreidelinie. Der alerte aile (Flügelstürmer) hebt ab zu einer Schwalbe (simulation) und stirbt (il meurt).
Qu’est-ce que c’est? (Kweste ist denn deste?) Le peuple s’enrage (Der Pöbel rast): Arbi téléphone! Der Außenstürmer rast auch und voilà, une frappe de banane (Sieh, eine Bananenflanke)! Sie kommt scharf nach innen, aber la mort des chances (Chancentod) baguette la chance (versemmelt die Gelegenheit): Er tritt über den ballon! Quelle merde (Quellmist)!
Dann dégagement (Abschlag) und engagement: Ein grabschweres Foul – faute grave! Siffle, siffle (pfeif, pfeif)! Au secours (Oh, Hilfslauf)! Le sanitaire dribble sur la place (Der Sanitäter betritt den Platz). Carte rouge (Der rote Karton) pour le grobian! Voulez-vous doucher avec moi? (Wir gehen jetzt duschen!) Le grobian s’enfuit (Der Rohling entfernt sich). Coup franc (französischer Stoß) und le gardien se couche sur la balle (Der Wärter kuschelt mit dem Ball). Das publique rast. Periode première fin! Die Premierenperiode ist vorbei, doch was bringt Teil zwei?
Un coup de sifflet – eine Kuh pfeift an. Die Zuschauer wogen la olàlà, aber da: Faute, faute! (Pfote, Pfote)! Handspiel? Nein, Foul! 11-metre (Strafstoß)! Le tireur brosse le ballon: Der Schütze bröselt den angeschnittenen Ball! Er trifft den premier poteau, den kurzen Pfosten! Trezeguet (Treze geht) enttäuscht vom Platz … Cela suffit (Er ist nicht so fit). Un match nul (Ein Spiel von Nullen)! Egale (egal). Football heißt: L’amour est torture! Liebe ist Leiden!
Apropos Leiden: Jeder Fan und jeder Hooligan liest diesen Text dreimal durch, schreibt die Vokabeln raus und trägt ihn beim nächsten Spiel in der Ostkurve laut vor! Merci.
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