Die Wahrheit: Drei Kreuze für drei Fragezeichen
Was stört einen bloß an diesen ach so pädagogischen Helden aus Kinderbüchern? Es muss eine Allergie gegen solche Arten von Ideologie sein.
E s gibt Fremdwörter, die ich alle paar Monate neu nachschlagen muss, weil ich ihre Bedeutung immer wieder vergesse. Mit diesen Begriffen ist es wie mit den Grundlagen der Quantenphysik oder meiner Steuererklärung. Wenn’s mir jemand gerade erklärt hat, erscheint alles ganz logisch und leicht – bevor es nach spätestens fünf Minuten wieder in den unerklärlichen Nebeln meiner Verständnislosigkeit verschwunden ist.
Und so musste ich auch noch einmal neu nachschlagen, was genau ich eigentlich für „Die drei Fragezeichen“ empfinde. Ist es Abneigung, Antipathie, Abscheu? Eine aggressive Form der Allergie? Tatsächlich handelt es sich um eine Idiosynkrasie, wie mich der Duden belehrt.
Idiosynkrasie ist eine „Eigentümlichkeit“ und als solche eine Abweichung von der Norm. Normale Menschen meines Alters haben neuerdings Bob Dylan, Udo Lindenberg und andere irgendwie coole Vaterfiguren zu lieben – und seit jeher adoleszente Schnüffler zu verehren, weil sie mit ihnen „aufgewachsen“ sind. Eine Entwöhnung, wie bei Schnullern üblich, findet offenbar nicht statt. Mit beruhigender Redundanz begleiten die Geschichten ihre Hörer manchmal über Jahrzehnte.
Sie entfalten eine ähnlich anästhesierende Wirkung wie der sonntägliche „Tatort“, der auch gern abweichendes Verhalten abstraft und den erzbürgerlichen Status quo wiederherstellt. Ihre Fans hören „Die drei Fragezeichen“ nicht zufällig „zum Einschlafen“, denn sie sehnen sich nach dem Schlaf der Gerechten – und wer tut das nicht?
In medizinischer Hinsicht ist die Idiosynkrasie eine „Überempfindlichkeit gegen bestimmte Stoffe“. In psychologischer Auslegung habe ich einen „besonders starken Widerwillen gegenüber bestimmten Menschen“. Daher also der Würgereflex, mit dem ich auf Namen wie Justus Jonas, Peter Shaw oder Bob Andrews reagiere. Das gilt aber auch für Tarzan, Karl, Klößchen und Gaby (TKKG) oder die „fünf Freunde“ Georgina, Julian, Richard, Anne und Timotheus, der „überdurchschnittlich intelligente Mischlingshund“. Die können mich alle mal am Arsch lecken.
Es ergeben diese austauschbaren Cliquen aus stereotypen Charakteren mit „liebenswerten Schwächen“ wie Fettsucht (Klößchen) oder erfolgter Emanzipation (Georgina) in ihrer komplementären Teamfähigkeit am Ende einen einzigen Superheldenkörper, dem kein Verbrecher gewachsen ist. Immer stehen die kleinen Streber auf der richtigen Seite, haben den richtigen „Riecher“ oder wenigstens das richtige Equipment.
Ganz egal, was wohl aus diesen Typen würde, könnten sie eines Tages erwachsen werden – mit ihnen wäre sicherlich ein Staat zu machen oder ein erfolgreiches Start-up aufzuziehen. Als Charaktere mit untrüglichem Gespür für Verlierer arbeiten sie den Behörden und herrschenden Verhältnissen in die Hände, ohne jemals selbst auf die Nase zu fallen oder ihr Verhalten in Frage zu stellen. Das ist Ideologie bei der Arbeit. Und dagegen habe ich offenbar eine … Dingens. Mit drei Ausrufezeichen.
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