Die Wahrheit: Merkels Epigenetik
Die unglaubliche Informationsüberlegenheit des weiblichen Geschlechts macht Männern mächtig Angst, aber auch die Natur interveniert.
D ie Epigenetik ist eine recht junge Wissenschaft. So jung, dass nicht mal mein Rechtschreibprogramm sie kennt, das so Begriffe wie „Flüchtlingskrise“, „Kapazitätsgrenze“ oder „Armlänge“ locker aus dem Speicher schüttelt. Die Epigenetik kümmert sich um alles, was Einfluss auf die Zellen hat, aber nicht auf Mutation begründet ist. Einfacher gesagt: Etwas kommt von außen und verändert dich. Also so ziemlich genau das, was der AfD, der Pegida und dem anderen rechten Pack immer solche Angst macht.
Epigenetik schafft erstaunliche Dinge. Jede unserer Zellen hat ursprünglich dieselbe Erbinformation. Trotzdem entwickelt sich die eine zu einer Leberzelle und sorgt dafür, dass dich das hemmungslose Saufen nicht gleich nach Karneval umbringt, eine andere sorgt als Samen- oder Eizelle dafür, dass deine Rente irgendwann mal bezahlt wird.
Die Wissenschaft der Epigenetik hat auch festgestellt: Auf dem Y-Chromosom liegen um die 100 Gene, auf dem X dagegen an die 1.300. Also kriegt ein Junge auf den XY-Chromosomen nur circa 1.400 Gene mitgeliefert, ein Mädchen auf seinen XX-Chromosomen aber fast das Doppelte. Klar, dass diese unglaubliche Informationsüberlegenheit des weiblichen Geschlechts nicht nur den Männern des selbsternannten Islamischen Staats mächtig Angst macht. Selbst die Natur kann das nicht so klaglos hinnehmen und schaltet die überzähligen Gene vorläufig wieder aus. Weibliche Embryos hätten sonst gar keine Überlebenschancen. Aber was man ausschalten kann, das kann man bekanntlich im Allgemeinen auch wieder anschalten.
Das macht sie brandgefährlich, die deutschen Frauen! Erst bleiben sie schön im Windschatten von dicken XY-Chromosomträgern, und – schwupps – schon sind sie über zehn Jahre lang Bundeskanzlerin. Wie macht die Kanzlerin das nur, wie kann sie aus jeder verdammten Krise am Ende gestärkt hervorgehen? Die Epigenetik liefert die Antwort! Angela Merkel hat einfach ein paar Gene auf ihrem X-Chromosom wieder angeschaltet. Nicht umsonst hat sie einen Wissenschaftler geheiratet. Immer wenn Mutti allein unterwegs ist, tüftelt Vati im Labor an der Epigenetik herum.
Besonders interessant allerdings ist, dass epigenetisch beeinflusste Zellen an die Nachfahren weitergegeben werden können, obwohl die DNS unverändert bleibt. Damit hätte nun wirklich keiner gerechnet. Bei Angela Merkel ist das ja noch unbedenklich, sie hat sich wenigstens nicht fortgepflanzt. Aber Frauke Petry? Gleich viermal! DNS plus Epigenetik!
Das lässt Schlimmes ahnen. Ein wenig Hoffnung gibt nur eine Erkenntnis: Im Gegensatz zu mutierten Zellen, die gern mal 1.000 Jahre oder mehr weitergegeben werden, ist eine epigenetische Veränderung nicht besonders stabil. Nach ein paar Generationen verschwindet die wieder von selbst. Oder wie man in meiner rheinischen Heimatstadt fröhlich sagt: „Et bliev nix wie et wor.“ Selbst auf der Domplatte ließ sich neulich wieder richtig schön schunkeln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!