Die Wahrheit: Neues aus Neuseeland: der Prinz von Parnell
Sohn unseres Premierministers fällt unangenehm auf. Das hat indirekt auch mit dem teuersten Cocktail der Welt zu tun.
S ommerferien vorbei? Wer gerade sein Urlaubsvideo ins Internet hochlädt, befindet sich in bester Gesellschaft: in der von Max Key, dem smarten, geschniegelten Sohn unseres Premierministers. Mit den Instagram-Fotos des 20-Jährigen beschäftigt man sich sogar im neuseeländischen Parlament. Ist er Möchtegern-Promi oder neureicher Polit-Prinz?
Max Key schaut ausdruckslos in die Kamera. Er ist durchtrainiert, seine Basecap trägt er verkehrt herum und er sieht aus wie ein Bubi. Hinter ihm ist die Skyline von Honolulu. Max reckt beide Mittelfinger hoch. So cool. Schwenk zum Strand. Max fährt Wasserski, auch gern schnelle Autos, und er hat eine schicke Freundin: das Model Amelia Finlayson. Die beiden sind die Stars eines selbst gedrehten GoPro-Werks namens „Summer Paradise“, das im letzten Monat eine Viertelmillion Mal auf YouTube gesehen wurde. Tolle Leute, toller Urlaub, voll geil. Allerdings hielten mehr als doppelt so viele Zuschauer den Daumen runter statt hoch. Im Land der Bescheidenheit kommt die Protzerei aus dem Paradies nicht so gut an.
Kaum jemand würde sich für das Filmchen interessieren, wenn nicht Premierminister John Key – weißes Polohemd, weiße Tennisshorts – ab und zu im Bild auftauchen würde. Der hat den Trip nach Hawaii für die Familie spendiert. Auch seine Tochter Stephie, die als Performance-Künstlerin „Cherry Lazar“ in Paris auftritt und dort ihren Körper gern mit Sushi und Fastfood bedeckt, war auf der Reise dabei, samt pinkfarbener Haarpracht. Die Kinder können nichts für ihren konservativen Vater und seine Reichenpolitik. Doch Klein Max kann was dafür, dass alle auf ihn gucken.
Mit Reportern spricht er nicht, aber er beantwortet Fragen auf der Social-Media-Seite eines Radiosenders. Da entschlüpfen ihm tiefschürfende Einblicke in sein Inneres: „Ich wollte schon immer Milliardär sein und glücklich.“ Jetzt studiert er Finanzwesen und Immobilien – ganz wie Papi, der mal Banker war. Und Max schmeißt Partys mit der „Fulltimers Society“, einem Club von gutbetuchten jungen Aucklandern. Max hat die richtige Nobelviertel-Adresse und trägt daher den Schlagzeilen-Titel „Prince of Parnell“. Solch eine „First Family“ hatte Neuseeland noch nie. Skan-da-lös!
Einige Politiker haben sich nach dem hämischen Medienecho auf Max’ Video dagegen verwehrt, Rückschlüsse vom Sohn auf den Vater und umgekehrt zu ziehen: „Lasst den Jungen in Ruhe!“ Eine Maori-Abgeordnete drückte gar „aroha“ (mitfühlende Liebe) für den Jungen aus. Bei all dem Luxusgebaren sind Sorgen um die Lage der egalitären Nation vielleicht berechtigt: In Melbourne flog gerade ein Schwindel fürs „Guinnessbuch der Rekorde“ auf. Dort wurde angeblich der teuerste Cocktail der Welt für 14.000 Dollar getrunken. Ausgeschenkt wurde er an James Manning, Millionär aus Neuseeland. War zwar alles nur ein PR-Coup – die Rechnung wurde von Manning nie bezahlt –, aber wie stehen wir Kiwis jetzt da? Lieber arm und unsexy als so.
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