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Die WahrheitKalter Krieg? Ja, bitte!

Kolumne
von Thomas C. Breuer

Die Politik und die Eiszeit sollten es noch einmal miteinander versuchen. Sie könnten diesmal alles viel besser machen. Das wäre verdammt cool.

K alter Krieg – damit ist nicht etwa das diesjährige Sommerwetter gemeint. Für die Jüngeren: Von 1947 bis 1991 herrschte die letzte Eiszeit auf unserem Planeten, zwischen Eastside und Westside, zwischen der Sowjetunion und den USA, zwischen Kommunismus und Kapitalismus. Begegnungen auf politischer Ebene waren getragen von eisigem Schweigen und gefriergetrockneten Vorwürfen. Daran änderten gelegentlich nette Gesten wie Eisblumen für Frau Breschnew oder eine Kaltschale für Präsident Reagan wenig. Während die Außenminister miteinander Schlitten gefahren sind, brachten die Regierungschefs jede Kuh aufs Eis.

Dann kam Gorbi, genannt Väterchen Defrost, der einen Riesensack Streusalz dabeihatte, und alles hatte ein Ende. Schade, denn der Kalte Krieg war zugleich stets ein Orientierungsrahmen. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde die Welt unübersichtlicher – wohl auch für Wladimir Putin. Der starke Mann Russlands ist inzwischen heilfroh, dass sich wenigstens Angela Merkel traut, ihm zu sagen, wo’s langgeht. Beim letzten Gipfel mit russischer Beteiligung in Neuseeland hat sie ihn ohne Abendessen ins Bett geschickt. Das hat ihm imponiert.

Vielleicht hat Amerika bald eine Antwort auf Putin: Hillary Clinton. Selbst unter ihren Freunden heißt es, dass sie als vollendete Kaltmamsell die Temperatur bei Betreten eines Raumes schlagartig um mehrere Grade absinken lassen könne.

Die Wirtschaft würde den Kalten Krieg ohnehin begrüßen, endlich gäbe es wieder Vollbeschäftigung bei Heckler & Koch und Colt, den Waffenschmieden in Oberndorf am Neckar und im darbenden Connecticut. Spione jubeln ohnehin schon seit Längerem. Selbst die olle Friedensbewegung würde wieder Zulauf kriegen. Vielleicht werden sogar alte Bräuche wieder aufgewärmt, zum Beispiel für die Brüder und Schwestern im Osten eine Kerze ins Fenster zu stellen. Unbotmäßigen Jugendlichen könnte man endlich wieder empfehlen, doch „nach drüben“ zu gehen, wenn es ihnen hier nicht passt. Wobei dieses Drüben neu zu definieren wäre.

Freilich müsste man den Kalten Krieg besser verkaufen als damals, ein Facelifting für den Cold War ist längst überfällig. Feindbilder beispielsweise werden heute längst mit der Spraydose angefertigt, kalter Kaffee heißt heute Frappuccino, und das kalte Büfett wird als Fingerfood angeboten. Klingt einfach besser. Der Kalte Krieg kann cool sein, Alter!

Dabei darf es allerdings keine tapsigen Begrüßungen mit peinlichen Bruderküssen wie zwischen Breschnew und Honecker geben. Oder will jemand sehen, wie der Russe Putin und der Grieche Tsipras feucht die Lippen aufeinanderdrücken? Putin hat das längst kapiert und verkauft sich und seine Rüstungspläne seit geraumer Zeit wie in einer Wod­ka­re­kla­me der sechziger Jahre. Ein Cocktail „Wettrüsting on Ice“ käme da doch gut an.

In einer Zeit, da sich die Erde immer weiter aufheizt und das Eis an den Polen zu schmelzen beginnt, kann ein globaler Kälteeinbruch die Welt retten. Eiswein statt Glühwein! Die Entspannung hat uns ohnehin nichts gebracht und gehört dringend schockgefrostet.

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