Die Wahrheit: Ungeduscht und ohne Kaffee
Bob Geldof hatte recht. Der Dubliner Sänger ist zwar eine Ratte, aber früher war er eine "Boomtown Rat" ...
... und hat mit seiner Band "I Dont Like Mondays" aufgenommen. Der vorige Montag war besonders hassenswert.
Wer sich mit Wind und Wasser nicht anfreunden kann, hat in Irland eigentlich nichts zu suchen. Manchmal sind die beiden Elemente aber besonders heimtückisch. Es fing damit an, dass ich mir morgens einen Kaffee machen wollte. Die betagte Maschine leckte, der Kaffee floss nicht aus der dafür vorgesehenen Düse in die Tasse, sondern irgendwo unten aus der Maschine. Ich wischte den Kaffee mit der flachen Hand von der Arbeitsplatte in die Tasse, was zwar nicht sonderlich appetitlich war, aber immer noch besser als Kamillentee zum Frühstück.
Lag es an dem überfüllten Auffangbehälter für den gebrauchten Kaffee? Ich wollte ihn ausleeren, blieb aber mit dem Ärmel am Milchaufschäumventil hängen, sodass mir der Behälter in hohem Bogen aus der Hand fiel. Der Kaffee verteilte sich auf der Arbeitsplatte und in meiner Kaffeetasse, sodass das zusammengewischte Heißgetränk vollends ungenießbar war. Ich musste mit Toast und Wasser Vorlieb nehmen.
Der Toaster verströmte überraschenderweise einen angenehmen Duft von geröstetem Kaffee. Hatte ich wegen des Koffeinentzugs Halluzinationen? Doch schnell schlug das Aroma in einen ekelhaften Gestank nach verbrannten Bohnen um. Beim Verschütten der Kaffeereste war ein Klumpen der feuchten Pampe in den Toasterschlitz geraten und verursachte nun einen Kurzschluss. Das Telefon rief hilflos nach seiner Basisstation, der Gefrierschrank sandte panische Warntöne aus.
Nachdem ich die Küche gewienert und die Sicherung ausgewechselt hatte, wollte ich duschen. Das Wasser floss aber nur sehr langsam aus der Duschtasse ab. Und es floss nicht etwa in die Kanalisation, sondern durch die Decke nach unten in den Flur. Dabei entstand ein Kriechstrom und verursachte schon wieder einen Kurzschluss, der sich alle zwei Stunden wiederholte.
Plötzlich klebte eine Zeitung am Küchenfenster. Und zwar von außen. Mir schwante nichts Gutes. Montags wird die Recyclingtonne geleert, doch bevor es so weit war, hatte der Sturm unsere Mülltonne umgeworfen. Im Vorgarten und in der Hecke hatten sich Pappkartons, Bierdosen, Plastiktüten, Colaflaschen und Windeln verteilt. Cola und Windeln? In unserem Haus trinkt niemand Cola, und aus dem Windelalter sind wir heraus. Unsere Tonne war nicht die einzige, die der Wind umgeworfen hatte. Die Wohnsiedlung ist so konstruiert, dass der Sturm, wenn er durch die verwinkelte Straße tobt, einen Drall bekommt und der herumliegende Müll zielstrebig in unseren Garten geblasen wird.
Inzwischen sind die Kurzschlüsse seltener geworden, Decke und Wände sind fast trocken. Geduscht wird jedoch vorsichtshalber nicht, bis ein Klempner grünes Licht gibt. Am Telefon tippte der Handwerker auf eine Verstopfung des Rohrs durch Mäuse oder Ratten. Vermutlich steckt Bob Geldof in unserem Duschabfluss.
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