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Die WahrheitGitter und Glas

Verdammt zum Dasein als Zerrbild im Zoo.

Am Ende wird der Monsteraffe King Kong einfach erschossen. Bild: taz-Archiv

Tiere gucken gehen, die hinter Eisengittern, Elektrozäunen und Isolierglas zur Schau gestellt werden, hat viel an Reiz verloren. In einer globalisierten und medialisierten Welt wollen immer weniger Menschen exotische Wildtiere sehen, die, eingesperrt und jeder natürlichen Regung beraubt, in Betonbunkern vor sich hin vegetieren. Außer jene, die sich daran erfreuen, dass es anderen noch mieser geht als ihnen selbst. Doch die können sich einen Zoobesuch kaum mehr leisten, der eine Familie mit zwei Kindern schon mal 50 Euro Eintritt kostet. Zuzüglich Bockwurst und Pommes.

Um zahlungskräftiges Publikum zurückzugewinnen, setzen die Zoos seit geraumer Zeit gezielt auf Disneylandisierung ihrer Anlagen: Der Zoo Gelsenkirchen etwa bietet dem Besucher in einer freitragenden Halle den "tropischen Regenwald", samt Orang Utans, die darin gehalten werden; der Zoo Osnabrück baut gerade eine "Tempelruine aus Angkor Wat" nach als Kulisse für eine seiner Primatengruppen.

Um jeden Preis will man den Eindruck von Tiergefängnissen vermeiden, die die Zoos, trotz aller Kaschierungsversuche, schlichtweg sind. Da helfen auch klassische Konzerte vor den Tiergehegen (Hamburg) nichts, ebenso wenig Biergartenmusik (München), Theateraufführungen (Nürnberg) oder kulinarische Events (Leipzig); auch keine Halloweenpartys (Köln), bei denen die Pfleger als Vampire oder Hexen herumlaufen, und erst recht keine Gottesdienste (Bremerhaven), bei denen man die "Schönheit der Geschöpfe Gottes" preist. Mit den Tieren hat das alles nichts zu tun, sie dienen nur als Staffage, wie unlängst etwa bei Akt-Shootings im Zoo Dortmund, bei denen sich ein Nacktmodel vor den Käfigen räkelte.

Dass die Großen Menschenaffen - Schimpansen, Gorillas und Orang Utans - sich genetisch nur minimal vom Menschen unterscheiden, ist mittlerweile ins Allgemeinwissen eingedrungen. Was aber wissen wir wirklich über sie? Schimpansen gelten als geborene Spaßmacher. Selbst im Zoo werden sie als solche erlebt, gleichwohl ihr Dasein, eingesperrt hinter Gittern, alles andere als spaßig ist. Zum Zerrbild aus Zirkus und Zoo kommt jenes, das in Kino- und TV-Produktionen vorgeführt wird. Filmschimpansen sind immer gut drauf, ob nun Cheetah aus den "Tarzan"-Filmen, Judy aus "Daktari" oder "Unser Charly" aus der gleichnamigen Vorabendserie.

Fest verankert im kollektiven Gedächtnis ist auch der "Planet der Affen", jener Science-Fiction-Film von 1968, in dem die Affen die herrschende Spezies sind, die Menschen jagt, versklavt, nach Belieben auch tötet. Die fiktive Affengesellschaft erweist sich als streng hierarchisch strukturierte theokratische Diktatur: Die Orang Utans stellen den herrschenden Klerus, Gorillas das Militär, Schimpansen das Bürgertum. Der zunächst durchaus als gesellschaftskritische Parabel daherkommende Plot mit seiner Umkehr der Machtverhältnisse Mensch-Affe hält diese Linie nicht lange durch. Held ist und bleibt der Mensch - gespielt passenderweise von US-Redneck Charlton Heston -, der sich erfolgreich gegen die Übermacht der Affen durchsetzt. Diese erscheinen als korrupt, bigott, faschistoid - und vor allem: dem menschlichen Helden intellektuell heillos unterlegen.

Und die Gorillas? Auch sie kennt man aus dem Zoo, wo sie hinter Gittern oder Panzerglas gehalten werden. Woraus wir lernen: Gorillas sind gefährlich. Nicht umsonst werden Leibwächter von Unterweltgrößen seit je "Gorillas" genannt - in diametralem Gegensatz zur Friedfertigkeit echter Gorillas. Man kennt sie zudem aus Film und Fernsehen: vorneweg durch "King Kong" aus dem Jahr 1933, den Klassiker schlechthin des Monsterfilmgenres: Ein großer schwarzer Affe entblättert eine blonde weiße Frau, weshalb er letztlich von Flugzeugen aus erschossen wird. Wir lernen: Selbst der Größte aller Gorillas kommt nicht gegen die technische Überlegenheit des Homo sapiens an. Das cineastische Rührstück "Gorillas im Nebel" aus dem Jahr 1988 ändert an diesem Bild nichts, zumal der Spielfilm komplett absäuft in seiner eigenen Sentimentalität.

Von Orang Utans wird ein genauso verzerrtes Bild gezeichnet: In "Planet der Affen" stellen sie die korrupte und machtgeile Priester- und Politikerkaste vor. Selbst in dem harmlosen Disney-Trickfilm "Das Dschungelbuch" ist der Orang Utan hinter der Vormachtstellung im Dschungel her: King Louis, der nicht umsonst den Namen des französischen Sonnenkönigs trägt. Besonders tragisch ist das Bild, das ein Orang Utan in dem Horrorstreifen "Link, der Butler" von 1986 abgeben muss: Er bringt reihenweise Menschen um.

Auch die wiederkehrenden Schutzkampagnen des Europäischen Zoo- und Aquarienverbands EAZA haben mit den Tieren nichts zu tun, sie dienen allenfalls der Aufbesserung des Images, das die Zoos als Tierknäste haben. Sie sollen vorgaukeln, die Zoos dienten dem "Artenschutz", wodurch zum einen das Leid der real eingesperrten Tiere verdeckt wird, die man zu "Botschaftern ihrer Art" hochstilisiert, und zum anderen unter den Teppich gekehrt werden kann, dass gerade die europäischen Zoos es waren, die mit ihren ungezügelten Wildfängen bis heute viele exotische Tierarten an den Rand des Aussterbens brachten.

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21 Kommentare

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  • W
    Weiler

    Versucht hier wieder ein TierRECHTLER "GEHIRNWÄSCHE" zu betreiben? In der TAZ Redaktion scheint es nur so zu wimmeln von diesen "Gutmenschen"? Oder bezahlt Ingrid Newkirk die TAZ für solche Artikel? Na,wenn die PETA 1. Vorsitzende "Terroristen" der ALF bezahlen kann, warum nicht auch Journalisten der TAZ? Man wird doch mal fragen dürfen?

     

    Qellenangabe für Ingrid Newkirk, PeTA und Alf "Terroisten": http://esowatch.com/ge/index.php?title=PETA

     

    Vielen Dank für Ihre Antwort liebe TAZ.

  • CH
    Christian Heidt

    @M.K.

     

    Wissen Sie, wie sich ein Zootier fühlt? Um Ihre Frage zu beantworten, ich weiß es nicht, ich kann es nur erahnen! Aber eines ist auch klar: Sie wissen es auch nicht!!!!!

     

    Wer wie Sie einseitig auf Artenschutz in der Natur setzt, der ist, wie Sie selbst formulieren, einseitig gestrickt und blind auf einem Auge!

     

    Artenschutz vor Ort ist so vielen Gefahren ausgesetzt, dass nur das in-situ funktionieren kann, wenn es durch ex-situ begleitet wird. Ob Sie mit diesen Begriffen was anfangen können, ich weiß es nicht, aber wenn Sie es nicht wissen sollten können Sie sich ja entsprechend schlau machen.

     

    Verabschieden Sie sich und andere "schlaue" Zookritiker von dem Gedanken, dass das Wohlbefinden eines Zootieres von den zur Verfügung stehenden Quadratmetern abhängig ist. Zoo ist Ersatzlebensraum und kann niemals identischer Lebensraum sein.

     

    Da die "Zookritik" mit ihren "ollen Kamellen" nicht viel zu bieten hat, bin ich frohen Mutes, dass die deutliche Mehrheit unserer Bürger, ihren schrägen Thesen zum Tiergartenwesen kein Vertrauen schenkt. Setzen Sie und Andere endlich Ihre "Anti-Zoo-Brille" ab, informieren Sie sich über den Natur- und Artenschutzauftrag der Zoos, dann werden Sie schnell feststellen, welch positive Rolle die Zoologischen Gärten weltweit spielen. Dann werden Ihre eher flachen Diskussionsbeiträge zur Makulatur und das ist auch gut so!

  • K
    Klawitterfee

    Danke für einen aufrichtigen Artikel, der leider vergisst, dass der eigentliche Anzugspunkt der Zoos immer noch die Tierbabies sind, die systematisch "hergestellt" werden, um Mutti (danke an die Frau oben für den offenen Kommentar, ihr Kind könnte im Zoo was über Tiere lernen - mal versucht ein Buch zu kaufen??) dorthin zu locken und "ach süüüüß" zu jauchzen. Diese Tiere müssen irgendwo hin und werden nicht der Art Erhaltung wegen gezüchtet. Die landen dann in schlimmen Einrichtungen, Zirkussen (grausamer gehts nicht) oder in Privathaushalten! Zootiere haben weder in den Zoos ein schönes Leben und schon gar nicht die 90% der dann verkauften Tiere. Auf die wartet der wahre Horror. Jeder Zoobesuch bezahlt aber nun mal diese Praktiken.

  • M
    M.K.

    Herr Heid, mir scheint SIE sind blind auf einem Auge.

    Wissen Sie, wie sich ein Zootier fühlt?

    Man sollte doch lieber Geld in den Schutz der Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum investieren, anstatt die Letzten ihrer Art in viel zu kleine Gehege zu zwängen.

     

    Wie kann man sich anmaßen einem Eisbären oder einem Elefanten(die tägliche viele Kilometer wandern) ein gerechtes Heim zu bieten wenn man sie auf wenigen Quadratmetern einsperrt.

     

    http://www.bz-berlin.de/bezirk/charlottenburg/toscas-trauriges-eisbaeren-video-article1338993.html&ct=ga&cad=CAEQAhgAIAAoATAIOAhAz6KW9wRIAVAAWABiAmRl&cd=cU12vlIBGEI&usg=AFQjCNGH_kBo80LiEDfvGI6d1Nr3uZIg6g

     

    Was denken Sie, wenn Sie Tosca so sehen? Glückliches Leben im Zoo, nicht wahr?

     

    Wenn man eine Art erhalten will, findet man einen Weg den Tieren gerecht zu werden! Ohne sie einzusperren!

     

    Ein Jammer, dass Tiere nicht wie Menschen weinen und klagen können!

  • PA
    Peter A.

    @T.Siewert: Wie bitte? Welche Anmaßung, der gesamten Menschheit vorschreiben zu wollen, welche Auffassung sie zu haben hat: "Kein Mensch, und ich betone KEIN Mensch sollte..." KEIN Mensch also darf mit Blick auf Tierhaltung im Zoo eine anderer Moral haben als Ihre Nicht-Moral dies vorgibt??? Wie lachhaft ist das denn???

     

    Die Primatenforschung der letzten dreißig Jahre (deWaal, Goodall, Sommmer etc.) ist offenbar völlig an Ihnen vorbeigegangen.

     

    Die taz hat m.W. erstmals einen zookritischen Artikel gebracht, bedauerlich genug, dass das so lange gedauert hat. Wenn Ihnen das nicht passt und Sie gar von "niederen Instinkten" sprechen müssen, auf die der Artikel vorgeblich abzielt, kann ich das nur mit bornierter Voreingenommenheit "pro Zoo" erklären. Daher wohl auch Ihre lachhafte "KEIN-Mensch..."-Diktion.

  • MV
    Mike Vester

    Sehr geehrte Photorin,

     

    auch für Sie ein kleines Gedankenexperiment bezüglich ihrer romantisch-verklärten Definition von Leben:

     

    Heute morgen musste Herr Meier früher aufstehen, um völlig unsinnigerweise den Schnee auf unserem Bürgersteig zu entfernen. Danach hat er seine Wohnung in einem Haus, das so gar nicht seinen Vorstellungen von "Schöner Wohnen" entspricht, aber einen Kompromiss zwischen Preis und Lebensqualität darstellt, verlassen. Lieber hätte er bei dem Schnee einen kleinen Spaziergang in einen Wald gemacht, aber er musste arbeiten. Er hat sich also in sein Auto gesetzt und eine halbe Stunde Zeit seines Lebens damit vertrödelt, um sich im Berufsverkehr durch die Innenstadt zu kämpfen. Das gleiche wird ihm übrigens heute abend auch passieren, wenn er nach acht Stunden Arbeit, die mit seiner Vorstellung von spaßbereitender Aktivität nicht das geringste zu tun hat, wieder zurück in seine Wohnung fährt, wo der Hund auf ihn warten würde, den er zwar gerne hätte, der aber vom Vermieter leider nicht genehmigt wurde.

     

    Ja, dieses selbstbestimmte Leben in Freiheit ist schon toll - nur blöd, dass 99,9998 % der Menschheit niemals in den dessen Genuss kommen wird. Statt Jagen und Sammeln ist nämlich das alltägliche Rat Race angesagt, das mit der von Ihnen in Ihrem Gedankenexperiment proklamierten Freiheit nicht das geringste zu tun hat.

     

    Was nun die Empfindung von Lebewesen bezüglich Gefängnissen angeht, möchte ich an dieser Stelle einfach nur auf das Höhlengleichnis von Platon verweisen - dies erklärt auf exzellente Weise, warum diese Sichtweise völliger Humbug ist.

  • G
    Guni

    Wer wird denn seine Mutter in ein Heim verfrachten nur weil man als Kind im Zoo war und dort ein Tier im Gehege gesehen hat ???

    Ich seh das eher so, dass Kinder, die heute nicht lernen was ein Elefant, Tiger oder jedere andere Art von Tier ist, nichts über deren Lebensräume lernt(ja auch sowas kann man im Zoo lernen wenn man lesen kann) nicht begreift wie wichtig die Tiere und die Natur für uns Menschen sind. Erst was man kennt und liebt, das wird man versuchen zu schützen!! So ist es doch in sooo vielen Dingen heut zu Tage...traurig.

  • P
    Poesie

    Ich finde den Artikel ebenfalls eher unterirdisch. Umso schlimmer das es gerade die Taz betrifft,die ich immer als lesenswert betrachtet habe.

     

    Ich bestreite nicht das es Zoos gibt,bei denen noch eine Menge Nachholebedarf besteht. Das Tiere genauso denken wie wir Menschen ist absolut nicht bewiesen. Aber einige Kommentare beweissen das Menschen immer denken,das andere genauso denken müssen wie wir. Das klappt schon zwischenmenschlich nicht, und noch weniger klappt es in der Beziehung Mensch-Tier.

    Ich befürworte auch mehr artgerechte Haltung. Ich bin selbst Naturschützer durch und durch.

    Man sollte sich auch bewusst machen das es ohne Zoos keine freilebenden Wisente,Przewalski-Pferde,Arabische Oryx und noch einige andere Arten geben würde.

    Meiner Meinung könnten Zoos durchaus mehr in die Arterhaltung setzen.

    Das betrifft jetzt die Zoohaltung an sich...die ist in Sachen Arterhaltung für mich unerlässlich. Luft nach oben ist noch sehr viel, das muss ich selbst zugeben.

  • CH
    Christian Heidt

    @Rafi:

     

    Sie sollten sich weniger mit meiner Person beschäftigen, sondern mit Argumenten "trumpfen". Das Sie das offensichtlich nicht können, müssen sich mich als "Zoopropagandisten" attackieren. Das ist Ihre Sache und ficht mich wenig!

     

    Ja ich bin Zoo- und Tierparkbegleiter in den Berliner Tiergärten und das sogar sehr gerne und mit viel Leidenschaft! Deshalb bin ich noch lange nicht das Sprachrohr des Zoo- und Tierparkdirektors. Wenn er aber zu Unrecht angegriffen wird (wir kennen das beispielsweise von Peta und grünen "Zooexperten") und das Ganze auch noch zum Privatkrieg entartet, dann werde ich nicht müde werden, Bernhard Blaszkiewitz zu verteidigen. Ich werde es nicht zulassen, dass Leute wie Sie, die offen gestanden in meinen Augen ein eingeschränktes Wissen über die Zooarbeit und Tiergartenbiologie haben, mit banaler Kritik über die wichtige Rolle der Zoos befinden.

     

    Wer im diesem Zusammenhang "Guantanamo" erwähnt, der verlässt den Boden des guten Geschmacks. Bei Ihnen ist das auch nicht verwunderlich, da Sie immer wieder ihr lächerliches Argument der "Tierknäste" in die Debatte einbringen. Werden Sie sachlicher, legen Sie Ihre Tierschutzbrille zur Seite und dann können wir gerne weiter sachbezogen diskutieren.

  • N
    Nebu

    Schon mal überlegt, weshalb die meisten der heutigen Großzoos während der Kolonialzeit (Mitte bis Ende des 19.Jhdts) begründet wurden, und die restlichen während der Nazi-Diktatur (ab 1932)? Weil es darum ging, die Überlegenheit des Europäers (bzw. Ariers) über den Rest der Welt (Mensch/Tier/Natur) zu dokumentieren, den man nach Belieben seiner Freiheit berauben, einsperren und zum eigenen Vergnügen nutzen kann.

     

    Zoos sind überlebte Relikte dieses Überlegenheitswahns. Sie gehören abgeschafft.

  • P
    Photorin

    Wie schön, hier endlich einmal einen Artikel zu lesen, der Zoos als das erkennbar macht, was sie sind: Gefängnisse mit einer Fassade aus Nostalgie und angeblicher Tierliebe. Wer seine Kinder in eine solche Einrichtung führt und ihnen damit beibringt, es wäre normal, intelligente Tiere vollkommen artwidrig ein Leben lang einzusperren, raubt ihnen ihre Empathie und sollte sich nicht wundern, wenn er im Alter von ebendiesen Kindern ins nächste Heim abgeschoben wird.

     

    Und hier ein kleines Gedankenexperiment für Herrn Heidt: Wenn Sie einer der letzten Ihrer Art wären, würden Sie lieber selbstbestimmt in Freiheit leben oder sich als Samenspender lebenslang einsperren lassen, um der Menschheit ein Überleben in Gefängnissen zu ermöglichen? Eben.

  • TS
    Traudel Siewert

    Man kann über Zootierhaltung sicher trefflich streiten

    und bestimmt existieren auch etliche Zoos, die von artgerechter Tierhaltung weit entfernt sind!

    Der Artikel ist aber mehr als polemisch und ich würde fast sagen, er spricht niedere Instinkte an!

    Kein Mensch, und ich betone KEIN Mensch sollte den Fehler machen, seine eigene Gefühlswelt oder gar sogenannte moralische Vorstellungen einfach zu übertragen! Das wird den Tieren nämlich auch keineswegs gerecht und mit Tierliebe hat es erst recht nichts zu tun!

    Schade, dass sich ausgerechnet die TAZ auf diese Niveau begibt.

  • TB
    Thomas Berlin

    Eine kritische Auseinandersetzung mit zoologischen Gärten macht durchaus Sinn und ist auch wichtig. Diese sollte aber von Leuten kommen, die etwas von Zoo`s verstehen !

     

    Eine solch dümmliche Anti-Zootirade wie in diesem Artikel zählt sicher nicht dazu. So etwas braucht die Welt nicht und so etwas ist auch nur dazu geeignet Stimmung zu machen. Fundamentiert ist in dem Artikel jedenfalls nichts auser einem "Hollywood is just a dream" - aber was bitte hat das mit Zoo`s zu tun ?!

  • MV
    Mike Vester

    Was genau will uns der Autor eigentlich mit seinem Werk sagen? Ich lese keinerlei wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse über Tierhaltung, sondern einen Lehraufsatz über das Bild von Affen im Kino, bei dem er sich auch noch mehr als einmal verzettelt. Natürlich ist das Bild der Primaten im Kintopp verzerrt, aber ist es nicht etwas billig, dieses so heraus zu arbeiten? Gott, was sollen die Ostfriesen sagen, wenn sie sich anschauen, welches Bild von ihnen dank Otto Waalkes im deutschen TV zementiert wurde? Herr Goldner hat also in seinem Artikel herausgefunden, dass Hollywood nicht real ist - herzlichen Glückwunsch zu dieser bahnbrechenden Erkenntnis! Dazu noch ein paar unreflektierte Statements zur Tierhaltung und zu Disney - und fertig ist ein weiterer Text, den die Menschheit nicht braucht.

  • R
    Rafi

    @Christian Heidt: Laut google sind Sie "Zooführer", also jemand, der Zoobesucher im Zoo herumführt und dabei Zoopropaganda abläßt, wie notwendig doch Zoos sind und wie gut es die Tiere darin haben. Als Sprachrohr Blaskewitzens ist von Ihnen nichts anderes zu erwarten als das, was Sie da geschrieben haben. Genausogut aber könnten Sie Guantanamo zum Club-Med-Feriendorf umdeklarieren.

     

    Zoos sind Tierknäste, die abgeschafft werden müssen.

  • CH
    Christian Heidt

    Eigentlich hatte ich der taz mehr zugetraut, als pauschalierte Zookritik, wie wir sie eher von Tierrechtlern und politischen "Zooexperten" aus politischen Parteien kennen.

     

    Mit den Realitäten im Zoo hat ihr Bericht wahrlich nichts zu tun. Das ewige Wiederholen von seit Jahrzehnten falsch "gepredigten" und unsinnigen Anti-Zoo-Thesen macht unterm Strich keinen Sinn. Eine Disneylandisierung in den Zoo gibt es nicht und Tiergefängnisse ist ein übler Spruch der ach so oft unkundigen Zookritiker, die nicht mehr gebacken bekommen, als eine Bausch-und-Bogen-Kritik.

     

    Zoos sind Ersatzlebensräume bedrohter Tierarten, die durch Landschaftsgestaltung aufgewertet wird, nicht mehr und nicht weniger! Welche Arroganz des Autors liegt vor, wenn er Zoologische Gärten als Tierknäste diffamiert? Woher nimmt sich der Autor das Recht, über das Wohlbefinden von Zootieren zu befinden, wenn er selbst es nicht schafft, über billige Zookritik hinweg zu kommen?

     

    Wir wissen nicht, wie Wildtiere sich fühlen, wir können es nur erahnen, das gilt für die Tiere in der Natur ebenso wie für die Tiere in der Zootierhaltung.

     

    Erhaltungszuchtprogramme dienen keinesfalls der Aufwertung des eigenen Images der Zoos, hier sollte sich der Autor einmal über die Effektivität beispielsweise der Europäischen Erhaltungszuchtprogramme (EEP) informieren. Die Zookritik ist auf einem Auge blind und verweigert permanent die Tatsache, wie schlecht es um die Wildtierbestände in der Natur bestellt ist. Wer dann noch zusätzlich den Erhaltungszuchtauftrag der Tiergärten als Imagepflege diffamiert, der hat bei mir auf der ganzen Linie verloren.

  • J
    Jan

    Ein sehr wahrer Artikel, der deshalb eigentlich eher ins Feuilleton gehörte.

     

    Zoos sind Auslaufmodelle, die nicht mehr in die heutige Zeit passen. So wie die "Völkerschauen" in den Zoos Hamburg, Stuttgart und anderswo, in denen bis in die 1920er hinein "Neger" und sonstige "Wilde" ausgestellt wurden. Oder die "Liliputanerschauen", die es bis in die 1960er auf Jahrmärkten gab.

     

    Es wird die Zeit kommen (hoffentlich bald!), in der es genauso abartig erscheint, dass man Tiere zur Schau stellt, wie wir heute die "Menschenschauen" für abartig halten. Oder würde es jemandem einfallen, einen Inuit oder Papuaner hinter Gittern und Isolierglas zu halten, weil seine "Art" bedroht ist?

     

    Natur- und Tierschutz sind das genaue Gegenteil von Zoos!

  • A
    Andreas

    Liebe taz, vielen Dank für diesen kritischen Beitrag zur Instrumentalisierung empfindungsfähiger und zudem geistig hochentwickelter Tiere.

    Dass die gesellschaftliche Rezeption unserer Verwandten arg verzerrt ist, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden, hier holt der Artikel m.E. etwas zu weit aus. Aber der Tenor stimmt: Mit welchem Recht wird ein Hominid einer Art von einem Hominiden anderer Art derart diskriminiert - nur weil der Homo sapiens die MACHT dazu hat?

  • US
    Ulrich Staets

    Soviel Satire habe ich der Wahrheit gar nicht zugetraut. Selten so gelacht!

  • E
    Elkwoman

    Danke für diesen Artikel (der gerade zur rechten Zeit kommt: am 24.12. werden wieder Horden an Vätern und Opis mit Kindern und Enkeln die Zoos stürmen, um das Warten auf die Bescherung zu verkürzen).

     

    Ich selbst habe vor zwei Jahren meinen mühsam erkämpften Ausbildungsplatz als Zootierpflegerin hingeschmissen, nach nur acht Wochen, nachdem ich hautnah miterleben mußte, wie völlig gefühlskalt die ausgelernten Kolleginnen mit den Tieren umgesprungen sind. Schieber auf, Schieber zu, Futter reinwerfen, fertig. Das hat nicht das Geringste zu tun mit den "Panda,Gorilla&Co"-Sendungen, in denen die Tierpflege völlig verkitscht und falsch dargestellt wird. Das Misten (=Scheißeschaufeln) hat mich nicht gestört, das 90 Prozent der Arbeitszeit ausmacht, da war ich drauf vorbereitet. Aber eben der rohe Umgang mit den Tieren (wie ich mir das im Knast im Umgang mit Strafgefangenen vorstelle). Und vor allem die ständigen sexistischen Sprüche und Anmachen der Kollegen. TierpflegeriN im Zoo ist ein einziger Horrortrip, ich rate jedem davon ab.

  • A
    anke

    Na so was! Was soll ich denn davon halten? Was hat die nackte Wahrheit in der taz-WAHRHEIT verloren? Nachher wollt ihr euch wieder wundern, wenn eure Leser Ironie oder Sarkasmus nicht von Meinung unterscheiden können! Wenn sie auch immer wieder zu lesen steht, wo sie der geübte Untertan gar nicht vermuten muss...