Die Wahrheit: Teuflisch tödlicher Biss
Sommerlochbewohner: Die alljährliche Invasion der Superspinnen.
Traditionell gebiert das Sommerloch gewaltige Spinneninvasionen. So wurde Brandenburg 2006 von einer „Invasion der Killerspinnen“ (Berliner Kurier) überrollt. Es kam zum Äußersten: „Todesspinne beißt Berlinerin“ (ebenda). Zum Glück scheint die Berlinerin den Todesbiss überlebt zu haben, und wir hoffen, dass ihr auch absterbendes Gewebe erspart blieb, denn das ist eine mögliche Folge des teuflischen Killerspinnenbisses.
„Die teuflische Brut“, wie es bayerische Medien formulierten, die über Brandenburg herfiel, waren Sackspinnen, sogenannte Dornfinger. Diese Art steht auf der Roten Bissliste und soll auf dem grauen Markt bis zu 200 Euro einbringen (Wiener Kurier). Der Biss ist relativ untödlich, so befand ein österreichischer Arzt im Selbstversuch, der Biss jucke „wie Brennnessel“ (Spiegel).
Auch andere bleiben ungewohnt besonnen: Im Artikel „Invasion der ’Todesspinnen‘ “ setzt Bild die Todesspinnen in Anführungszeichen und fragt windelweich: „Doch verdient diese bereits bedrohte Tierart wirklich den Beinamen ’Todesspinne‘?“ „Ich würde den Dornfinger nicht als Todesspinne klassifizieren“, ist die Antwort eines Apothekers. Auch der Brandenburgische Giftnotruf wiegelt ab: „Dornfinger gibt es seit 40 Jahren in Berlin und Brandenburg. Behandelte Fälle kann man sich an den Fingern einer Hand abzählen.“ Hoffentlich nicht an den nekrösen Fingern eines letalen Falls.
Im Jahr 2008 ging der Terror weiter: „Riesenspinnen erobern Deutschland“, schrieb T-online! „Sie sind schwarz, fast 20 Zentimeter groß und rotten sich in Scharen auf Hauswänden zusammen. Eine beispiellose Invasion von Weberknechten.“ Weberknechte! Die harmlosen Cousins der Spinnen! Lächerlich! Wieder kein echter Grusel.
Aber 2012 könnte ein gutes Spinnenjahr werden: Erst krabbelte eine „Todesspinne aus der Bananenkiste“ (B.Z.). Die beherzten Verkäuferinnen eines Buckower Discounters stülpten eine Kiste über die Todesspinne, und ein Berliner Polizist nahm das verängstigte Tier mit nach Hause. Gut, das war noch nicht besonders grauenerregend, aber dann meldete die Welt: „Klinik muss wegen Spinneninvasion schließen“! Die Spinnen waren aber gar keine Spinnen, und am Ende mussten nur drei, vier Patienten in ein anderes Krankenhaus verlegt werden.
Doch dann ist sie da, die „Invasion der Riesenspinnen“! (Spiegel online): „Eine Invasion von riesigen Giftspinnen hat ein indisches Dorf in Panik versetzt. Menschen sollen nach Beißattacken der Tiere gestorben sein.“ Wordpress toppt die Meldung überzeugend: „ Herden von Riesenspinnen überfluten indische Stadt und beißen Menschen.“ Trotz der tödlichen Herden wiegelt wieder ein Arzt ab, diesmal ein indischer, der zu bedenken gibt, dass die Opfer auch infolge einer allergischen Reaktion gestorben sein könnten. T-online ist ratlos: „Niemand weiß, woher die Tiere kamen und warum sie so plötzlich auftauchten:“ Doch ich weiß es: Es ist Sommerloch!
Ein guter Grund, mal wieder eine spannende Ausstellung zu besuchen. Wie wär’s mit der „Invasion der Seespinnen“ im Timmendorfer Sea Life? Aber gelten die „13 majestätischen Seespinnen“ (Presseinfo) eigentlich schon als Invasion? Klar, im Sommerloch allemal!
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