Die Wahrheit: Blutrünstiger Riesenaffe
TV-Trends: Schnarchnasenserien schocken mit neuen Wendungen.
Die Konkurrenz des Internets und der Social Media zeigt Wirkung. Was vor Kurzem kaum einer zu hoffen wagte: Im deutschen Fernsehen wird endlich mehr riskiert. Dass dazu nicht einmal neue Formate nötig sind, zeigt vor allem das ZDF, die einstige Königin des Schnarchnasenfernsehens. Doch auch andere Sender haben ihre abgewrackten Fregatten ordentlich aufgehübscht.
Das Albtraumschiff. Folge 666
Bei einem unnötigen Manöver, um die Ertrinkenden eines frisch gekenterten Flüchtlingsbootes von Bord aus zu verhöhnen, rammt das Kreuzfahrtschiff „Orcus Ovaria“ ein russisches Atom-U-Boot, das ein Dutzend Mittelstreckenraketen zur Verschrottung in Sizilien geladen hat, und verhilft so im Umkreis von tausend Seemeilen sämtlichen Meeresbewohnern zu einem ungeplanten Landgang. Zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes verfolgt der italienische Kapitän Andrea Doria im Fernsehen eine Champions-League-Partie, während er betrunken Oralverkehr mit einer gesuchten Terroristin hat. Die beiden sind die einzigen Überlebenden und stranden auf einer einsamen Insel, deren Zentrum eine blaue Lagune …
Schlechte Zeiten, ganz schlechte Zeiten. Folge 13
Sabine steht weinend am Herd. Ihr seit neuestem krebskranker Freund Thomas hat sie an ihrem Geburtstag, zu dem kein einziger der Eingeladenen kam, für eine dreißig Jahre ältere Toilettenfrau verlassen. Das Einzige, was ihr von ihm als gemeinsame Erinnerungen bleiben, sind eine HIV-Infektion, die vollgepinkelte Klobrille sowie der darminkontinente Pitbull Ronald. Unterbrochen wird ihr Schluchzen nur vom Klingeln an der Tür: Ein übellauniger Polizist teilt ihr mit, dass ihre gesamte Familie samt Steuerberater bei einem Busunglück ums Leben gekommen sind. Als sie seine massiven Belästigungsversuche endlich abgewehrt hat und die Tür schließt, sticht ihr erst eine Wespe und dann ein komischer Geruch in die Nase. Da wird doch wohl nicht die Milch angebrannt …
Euer Charly. Pilotfolge
Der freundliche Schimpanse Charly verändert sich nach der Einnahme genmutierten Kraftfutters dramatisch. Aus Freundlichkeit wird Depressivität und aus Depressivität schließlich kannibalistische Schizophrenie, gepaart mit völlig unkontrollierten, cholerischen Ausbrüchen. Nebenbei wächst er auf vierzig Meter Schulterhöhe heran, bricht mit Gewalt aus dem der Kleintierklinik benachbarten Flugzeughangar aus und macht sich mit Riesenschritten auf nach Berlin, das er in seiner Raserei komplett verheert, bis er in einem Showdown durch mehrere Jagdflugzeuge von der Spitze des Berliner Fernsehturms …
Die Blindenstraße. Folge 10.000
In der Blindenstraße ziehen neue Mieter ein. Das hören die Bewohner des Hauses Nummer vier immerhin daran, dass der von den Neuankömmlingen fatalerweise selbst gesteuerte Umzugswagen voll Rohr in die Reihe der vor dem Haus parkenden Autos brettert, aber gesehen hat natürlich wieder keiner was …
Rosamunde Hitler: Herzen im Wind
Die idyllischen Steilküsten von Cornwall. Keinerlei Ähnlichkeit haben sie allerdings mit dem ölverschmutzten Wattenmeer vor dem halbabgerissenen Liverpooler Elendsquartier Arsemore-upon-sea, in dem unsere Handlung spielt. Der verarmte Lord Sir Richard Paisley rettet eine junge Ratte aus dem Müllcontainer, in dem er nach Fish-and-Chips-Resten gesucht hat, und tauft sie auf den Namen Sophie of Cornerstone Goldbury. Gemeinsam treten sie einer satanistischen Sekte bei, die es sich zum Ritual gemacht hat, ihren Zufallsopfern bei lebendigem Leibe die Herzen herauszureißen und diese in den wehenden Wind zu werfen …
Forsthaus Galaktika. Folge 817c
In Störzing am Ammersee ist ganz schön was los. Ein Raumschiff mit Außerirdischen hat ausgerechnet die idyllische kleine Gemeinde als Landeplatz gewählt und startet von hier aus eine für unsere humanzentrischen Begriffe grauenhaft und bizarr wirkende Versuchsreihe an Mensch und Tier. Förster Stefan Leitner hat alle Hände voll zu tun, den Schaden an Flora, Fauna und Sonnensystem so gering wie möglich zu halten. Und dann verliebt sich seine Tochter Jenny auch noch in den jungen Außerirdischen Gamma T 432 Sinus Centauri …
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau