piwik no script img

Die WahrheitHeiler Sport, wehe Welt

Mahnende Verse und Gedichte - auch für Olympiafreunde.

O Fackel der hehren Dichtkunst, getragen wirst du unter all die Völker der Welt, ihnen zu leuchten heim. Bild: dapd

Der deutsche Dichter Lutz-Rüdiger Klawunde, seines Zeichens Autor der „Verse gegen das Schlimme“ (Klawunde Verlag) und der „Gedichte für offene Menschen“ (Edition Lutz-Rüdiger), ist den Lesern seiner Bücher durchaus bekannt. Nun hat der Poet, der im Jahr 1957 in der Universitätsstadt Göttingen geboren wurde, einige neue, selbst verfasste Verse zu Papier gebracht, da die Olympischen Spiele auch am Schreibtisch eines Dichters nicht ungerührt vorbeigehen. Seine olympischen Verse zeigen den Dichter, der mit seiner Lyrik seit je her Denkanstöße für die Reise zu einem besseren Dasein im Leben geben will, nun auch als engagierten Verfasser einer besseren, auf moralisch viel gesünderen Beinen stehenden Sportwelt. Lesen Sie also den Dichter ab hier:

Du Olympionike!

Musst du wirklich immer

kämpfen und andere

übertrumpfen?

Kannst du nicht

einfach mal

freundlich und hilfsbereit sein?

An den Starter

des 100-Meter-Laufes

Menschen können reden,

Menschen können sprechen,

aber was hast du zu sagen?

Willst du denn immer nur

„Auf die Plätze, fertig, los!“

sagen?

Handballer, nein!

Du spielst Handball

und irgendwo

auf der großen, weiten Welt

ist Krieg.

Das ist ernst.

Und du wirfst

mit Bällen!!

An den Sportler

Läufer müssen laufen,

Schwimmer schwimmen,

Gewichtheber Gewichte heben,

und die Radrennbahn

muss so und so breit

und so und so lang sein.

Sag:

Ist denn auch im Sport

überhaupt noch

Freiheit möglich?

Olympiens Haiku

Ein Kirschblütenzweig

für den Sieger: Viel schöner

ja als alles Gold!

Sag doch mal selbst!

Eine Tulpe im Mädchenhaar,

ein Baum mitten im Wald,

ein Sternenzelt am Abend:

Sind sie nicht viel, viel

schöner

als andauernd nur Rivalität,

Wettkampf, ja Ausstechenwollen

auf (in) den Plätzen und Hallen?

Und sind sie nicht auch

viel, viel leiser?

Wider den Bürger

Du fetter feister Bürger,

Dein weicher Wohlstandspopo

Ist das Kissen

Auf dem du

Im Stadion ruhst

Und selbstzufrieden

Den Athleten zuschaust.

Doch was

Hilft das den

Hungernden?

Bernd Brecht (1956–1898) heute

Was sind das für Zeiten, wo

ein Gespräch über Leichtathletik

schon ein Verbrechen ist,

weil es ein Schweigen

über so irre viel andere

Sportarten einschließt!

Wie lange noch?

Alle Menschen sind gleich,

so steht es jedenfalls

irgendwo

in der UNO.

Du aber,

ihr Sportler alle,

höre zu!,

wollst dauernd besser sein

als andere,

wollst siegen und immerzu

siegen.

Hat dich

die Geschichte (’33! ’45! ’89!)

also noch immer nicht

klüger gemacht?!

Wirst schon noch sehen,

wohin du

damit kommst …

Ein Gleicher (wie ich)

Auf allen Sportplätzen

ist Ruh.

Niemand muss hetzen

übern Parcour

wie ein Idiot.

Die Spiele sind endlich vorüber.

So ist es mir lieber:

Die Welt ist wieder im Lot!

So lauten die sprachlich gefassten neuen Gedichte, die Lutz-Rüdiger Klawunde persönlich geschrieben hat. Der bekennende Autor spielt in seiner begrenzten Freizeit übrigens Softball und hat schon mehrmals gewonnen. „Ich weiß, wie Sport geht!“, bekennt der weltoffene Dichter deshalb gern und oft. Und das merkt man seinen Versen und Reimen daher auch an, wie er versichert!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • R
    Ralph

    Im Feuer Olympias

    singt Begeisterung

    immer neue Hymnen

    auf Siege und Niederlagen,

    Freud und Leid

    -ja gut- , im Kleinen

    aber auf Messers Schneide!

    und du Emotionslos,

    politikverdrossen,

    aleppozerbombt,

    spielst mit Worten

    und singst

    das alte Klagelied,

    das keinen interessiert

    da dessen letzte Strophe

    längst gewiss.

    Nicht zu vergessen:

    der ewige Trieb

    sich zu messen,

    unter Gleichen

    ohne den wärst du nicht.