Die Wahrheit: China oder Posemuckel?
Im Jahr des Drachen: Maggie Cheung heißt wie eine berühmte Hongkonger Schauspielerin. ...
Maggie Cheung heißt wie eine berühmte Hongkonger Schauspielerin. Auch Maggie II wurde in Hongkong geboren, hat Hongkonger Eltern und spricht perfekt Kantonesisch. Allerdings sieht Frau Cheung nicht sonderlich chinesisch aus. Ihre leibliche Mutter stammt aus Pakistan, und ihre Eltern haben sie als Dreijährige adoptiert. Trotzdem besaß sie noch bis vor kurzem keinen Hongkonger Pass.
Den hatten ihr die Behörden verweigert, offenbar weil sie so anders aussieht. Erst nachdem Frau Cheung – inzwischen eine vierundzwanzigjährige Lehrerin – die Presse mobilisiert hatte, erhielt sie vor drei Wochen die chinesische Staatsbürgerschaft. Allerdings gibt es in Hongkong genug ähnlich gelagerte Fälle, die bisher nicht so glücklich ausgegangen sind. Immerhin ist es in der Stadt nicht unmöglich, Hongkonger zu werden. Bevorzugt werden dafür jedoch Leute genommen, die man wegen ihrer ungesunden Blässe für gewöhnlich Weiße nennt.
In Festlandchina sieht die Situation für Fremde noch schlechter aus. Hier wird überhaupt kein Ausländer Chinese, noch nicht einmal Leute mit bleichem Teint werden es. Die Einzigen, die je einen Pass der Volksrepublik China bekommen haben, waren in den fünfziger Jahren ein paar hundert Ausländer, die aktiv an der Revolution beteiligt waren, darunter auch Deutsche wie Eva Siao, Käthe Zhao und Hans Müller.
Dabei gibt es heute noch viel mehr Zugereiste, die Staatsbürger werden wollen. So hörte ich vor einiger Zeit die ehemalige Miss-World-Finalistin Mariatu Kargbo hier im Fernsehen ihren Hit „Ich liebe dich, China“ singen. Anschließend erzählte die Frau aus Sierra Leone dem Publikum, wie sehr sie sich wünsche, eine Chinesin zu sein. Sie ist es bis heute nicht geworden. Auch von dem brasilianischen Fußballer Marcus Romero Bonfim weiß man, dass er sich um die chinesische Staatsbürgerschaft bemüht hat. Er war dabei genauso erfolglos wie ein deutscher Freund von mir, der in der Provinz Yunnan wohnt und dort im vergangenen Jahr einen chinesischen Pass beantragt hatte.
Immerhin erhielt er eine der begehrten Green Cards. Doch auch diese Daueraufenthaltsberechtigungen werden nur selten gewährt. Von 2004 bis 2011 kamen insgesamt nur 4.752 Fremde in ihren Genuss. Das ist nun ziemlich unverhältnismäßig, wenn man bedenkt, dass es weltweit etwa 50 Millionen ethnische Chinesen gibt, die eine andere als die chinesische Staatsbürgerschaft besitzen. Begründet wird die restriktive Handhabe damit, dass China kein Einwanderungsland sein könne, weil es schon zu viel Einwohner habe. Bedenkt man allerdings, dass das Land nur zu einem Drittel so dicht besiedelt ist wie die Niederlande, ist das kein wirklich überzeugendes Argument.
Nein, es hilft alles nichts, verehrte chinesische Regierung: Wenn China eine halbwegs interessante Zukunft haben will, dann müssen hier auch wieder Ausländer eingebürgert werden. Passiert das nicht, sollte man China die Eigenbezeichnung „Reich der Mitte“ aberkennen. Als neuer Name wäre dann wohl Posemuckel angemessen.
Die Wahrheit auf taz.de
Leser*innenkommentare
Besserwessi
Gast
" Ausserdem werden ihre Besitzer chinesischen Staatsbürgern rechtlich gleichgestellt. "
Das ist aber gar nicht gut, ohoh. No consular protection.
CYS
Gast
Heute meldet die staatliche Global Times, dass Green Cards künftig schneller erteilt werden sollen. Ausserdem werden ihre Besitzer chinesischen Staatsbürgern rechtlich gleichgestellt. Hut ab, eine schnelle Reaktion der chinesischen Regierung auf diese Kolumne.
http://www.globaltimes.cn/content/749640.shtml
Besserwessi
Gast
"Rechtschreibung und Grammatik sind okaido"
Da bin ich mir nicht ganz so sicher.
Ich meine, sie spricht perfekt kantonesisch,
bzw. perfektes Kantnesisch, ist richtig.
SunJohann
Gast
Die Kolumne ist gut geschrieben, die Kommas sitzen an der richtigen Stelle, Rechtschreibung und Grammatik sind okaido, vor allem: guter Stil. Nur die Schlußfolgerung, die aus dem Geschilderten gezogen wird, gefällt mir nicht. So blöd sind die Chinesen nun auch wieder nicht, sie haben genug eigene Kriminelle trotz der ziemlich rohen Rübe-ab-Justiz, daß sie zu den eigenen Kriminellen noch Kriminelle aus dem Ausland hinzuzufügen wünschten. Und die kämen ja wohl massenweise, öffneten die chinesischen die Grenzen für alle und für jeden mit Hintergrund. Deutschland muß nicht allen anderen Ländern ein Vorbild sein. Ausnahmen gibt es. Ich bin mit Ausnahmen befreundet, mit liebenswerten Ausländern, die ich gern habe, die mich gern haben. Ich habe sie gefragt, Sie haben gesagt, schreib das so auf, du hast Recht, die Chinesen haben Recht. Als deutscher Bedenkenträger jedoch habe ich auch Jesus gefragt. Und auch Jesus hat ja gesagt. – Nirgendwo paßt mein derzeitiges zweites Lieblingswort rein, wollte noch den Genderbegriff von der Weißseinsforschunge unterbringen. In den Waldorfschulen wird er nämlich schon getanzt.
Besserwessi
Gast
Werter CYS, ganz gut aus den Startbloecken gekommen, dann etwas nachgelassen…^^
1. Ich glaube, die sogenannte “green card” wurde erst vor ein paar Jahren eingefuehrt. Wahrscheinlich 2004, da Ihre Zahlen ja bei 2004 anfangen.
Obwohl, traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefaelscht hast
2. Nur ca.1/3 des Landes ist bewohnbar, oder sollen die Neu-Chinesen etwa die Bergwelt Tibets und die Wuestenstriche Chinas urbar machen ?
Daher hinkt Ihr Vergleich mit Holland gewaltig, auch wenn man beruecksichtigt, dass die Kaeskoeppe dem Meer ein wenig Land entrissen haben.
3. Anstatt von Posemuckl zu fabulieren, wer immer das sein soll, haetten Sie mal lieber was zum Thema Doppelte Staatsbuergerschaft schreiben sollen. Das ist doch immer ein beliebtes Thema in Doitschland.
Darueber wird in China naemlich ernsthaft nachgedacht, um die vielen Auslandschinesen, sprich Hirnis, eh, Gehirne, nach China zurueckzuholen.
Fuer Hongkong Chinesen ist die Doppeltgemoppelte schon fast Realitaet,da die chin. Regierung den Besitz auslaendischer Paesse zwar duldet
(Mottto: ist ja nur ein Reisedokument), die auslaendische Staatsbuergerschaft des Passinhabers aber nicht anerkennt. Aetsch.
Das gilt aber nur fuer “echte” HK-Chinesen, also nicht fuer Auslaender,die muessen naemlich ihre Staatsbuergerschaft ablegen, um die chin. Staatsbuergerschaft zu erhalten.
Shrike
Gast
Weiße bzw. hellhäutige Menschen sind als "ungesund" blass ?
Ein vergleichbarer Spruch über Dunkelhäutige wäre in der taz sicherlich als "rassistisch" gebrandmarkt worden.
Die doppelten Standarts der selbsternannten Antirassisten sind schon seit längerem unübersehbar.
Dazu kommt die Behauptung, China ohne Zuwanderung wäre uninteressant.
Wie kann man solchen Unsinn schreiben, ein Riesenvolk von über einer Milliarde soll also uninteressant sein, wenn dort nicht auch Multikulti Einzug hält ?
Mich ekelt die beleidigende überhebliche Anmaßung vieler Linker wirklich an. Polen hat z.B. auch eine ziemlich homogene Bevölkerung.
Auch langweilig ?
Also ob ethnisch homogenere Gesellschaften nicht auch ihre Meinungsverschiedenheiten und Subkulturen hätten.
Multikulti ist längst nicht mehr liberal, sondern soll offenbar allen aufgedrängt werden.
John Yeh
Gast
Lieber Christian Y., könntest du als Chinese in China solche Texte ungestraft veröffentlichen?
Xi Jinping
Gast
Du möchtest einen Pass haben? Vielleicht solltest Du mal etwas hübsches vorsingen und nicht so seltsam verdruckste Texte schreiben.