Die Wahrheit: Plastikfliegen für Obamas Töchter
In Irland war vorige Woche viel los. Am Lough Erne an der inner-irischen Grenze trafen sich die Regierungschefs der G8, und 8.000 Polizisten langweilten sich ...
I n Irland war vorige Woche viel los. Am Lough Erne an der inner-irischen Grenze trafen sich die Regierungschefs der G 8, und 8.000 Polizisten langweilten sich, denn die Proteste gegen den Gipfel hielten sich in Grenzen. Zu einer Studentendemo in Belfast waren sieben Leute erschienen, bei der Workers’ Party waren es acht.
In Enniskillen, zehn Kilometer vom Tagungsort entfernt, kamen zwar ein paar mehr, aber das Aufregendste waren zwei Verhaftungen: Ein Mann wurde wegen Sachbeschädigung festgenommen, weil er ein Anti-G-8-Plakat an ein Schaufenster geklebt hatte, ein anderer, weil er nackt mit Protestplakat herumgelaufen war.
Das wichtige gesellschaftliche Ereignis fand weiter südlich statt. Dort trafen sich die Frau und die beiden Töchter eines Kriegstreibers mit einem berühmten Steuerflüchtling, und die „Yellow Press“ war vor Ort. Die gelbe Presse heißt so, weil sich die Reporter vor Aufregung ins Höschen machen, wenn sie über Promis berichten dürfen.
Bono, der Sänger der längst zum niederländischen Steuersystem übergetretenen Popkapelle U2, hatte Michelle Obama sowie ihre beiden Töchter Sasha und Malia in seine Stammkneipe im vornehmen Dubliner Vorort Dalkey eingeladen. Die Presse musste zwar draußen bleiben, aber das Nachrichtenportal Waterford Whispers hatte einen Informanten eingeschleust.
Der berichtete, dass Bono den Wirt gebeten hatte, etwas Plumpy’nut bereit zu halten – eine energiereiche Erdnussbutterpaste zur Behandlung von akuter Unterernährung. Mit der fütterte er die zwölfjährige Sasha, weil sie „etwas schwach“ ausgesehen habe. „Keine Angst“, sagte Bono zu dem Mädchen, „ich mache das ständig in Afrika. Ohne mich und Geldof wärst du wahrscheinlich gar nicht mehr am Leben.“
Und er habe den Afrikanern mit Hilfe eines kleinen Liedchens beigebracht, dass sie Saatgut nicht essen dürfen, weil es sonst im nächsten Jahr keine Ernte gebe, prahlte Bono. Das ist natürlich Quatsch: Bono arbeitet mit Monsanto zusammen, und deren genetisch manipulierte Samen sind unfruchtbar, so dass man sie ruhig essen kann, weil man nächstes Jahr ohnehin neue von Monsanto kaufen muss.
Dann zog Bono eine Plastikfliege aus der Tasche und bat Sasha, sie sich auf die Stirn zu kleben – für ein Foto, weil afrikanische Kinder immer Fliegen im Gesicht haben. Die US-Geheimdienstler, die zur Bewachung der drei „Afrikanerinnen“ abgestellt waren, drängten nun zum Aufbruch, während Bono sich zum Lough Erne nach Nordirland aufmachte, um die G-8-Regierungschefs zu beraten, wie sie die Zahlung von Steuern vermeiden.
Für die Obama-Töchter war die Reise eine langweilige Angelegenheit. Den Fotografen gelang kein einziger Schnappschuss, auf dem die Mädchen nicht gähnten. Lediglich auf der Weiterreise nach Berlin hatten sie etwas Spaß. Papa zeigte ihnen unterwegs die privaten E-Mails von Bono und Fotos seines Anwesens in der Nähe der Kneipe in Dalkey. Die Mädchen nahmen ihrem Vater das Versprechen ab, beides auf die Hitliste seiner Drohnen zu setzen.
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