Die Wahrheit: Englische Löffeldiät

Britische Gelehrte haben einige aufregende Theorien über den optimalen Genuss verschiedener Joghurt-Arten entwickelt.

Engländer mischen sich gerne in Dinge ein, von denen sie nichts verstehen. In kulinarische Fragen zum Beispiel. So hat Professor Charles Spence von der Universität Oxford herausgefunden, dass Joghurt „teurer und cremiger“ schmecke, wenn man es mit einem silbernen Löffel isst. Ein Kupferlöffel ist auch nicht schlecht, er lässt Süßes süßer und Salziges salziger schmecken. Gold ist in dieser Hinsicht dagegen ein Versager, es verbessert den Geschmack überhaupt nicht. Wenn man aber Plastiklöffel benutzen muss, sollte man wenigstens darauf achten, dass er sehr leicht sei, meint der Professor. Das lasse Joghurt wertvoller erscheinen, als wenn man es mit einem schweren Plastiklöffel isst.

Die Form spielt dabei auch eine Rolle: Die Holzstückchen, die man in diesen modernen Kaffeeketten als Löffelersatz zum Umrühren bekommt, ruinieren selbst Edelgetränke. Vor allem aber muss man auf die Farbe des Löffels achten. Will man, dass Joghurt süßer schmeckt, muss man einen Löffel benutzen, der dieselbe Farbe wie die Früchte im Joghurt hat. Ein Himbeerjoghurt mit einem blauen Löffel zu essen wäre demnach töricht. Ein schwarzer Löffel geht gar nicht. Aber warum soll ein Joghurt überhaupt süß und cremig schmecken? Von Natur aus ist er eher herb.

Möglicherweise haben die Betreiber des Gardening Express ihre Gurken mit einem grünen Löffel gegessen, sodass sie süßer schmeckten. Jedenfalls klassifizieren sie Gurken als Obst, ebenso wie Oliven, Auberginen, Butternusskürbisse, Zucchini und Pfeffer. Alles, was Samen habe, sei Obst, meint der Gründer der Webseite, Chris Bonnett. Nach dieser Definition fällt er selbst in diese Kategorie. Der Gardening Express beklagt, dass nur eine kleine Minderheit der Engländer den Unterschied zwischen Obst und Gemüse kenne. Aber sie kennen ja auch nicht den Unterschied zwischen Bier und Hühnerpisse. Vielleicht könnten die Gelehrten aus Oxford untersuchen, ob das warme englische Dünnbier besser aus Silberkübeln schmeckt.

Spence’ Team von Wissenschaftlern arbeitet jetzt mit Heston Blumenthal zusammen, der in seinem Restaurant „The Fat Duck“ neue Löffeldesigns ausprobieren möchte, um „die Erfahrungen der speisenden Gäste zu verbessern“. Spence und seine Co-Autoren schreiben in ihrem Bericht: „Die Ergebnisse kann man benutzen, um Essgewohnheiten zu verändern – zum Beispiel die Größe der Portion oder die Salzmenge.“ Löffel als Diätprogramm, warum nicht?

In der englischen Psychiatrie kommen sie schon länger zum Einsatz. Wie bestimmt man, ob ein Patient in eine Anstalt eingeliefert werden soll, wollte ein Besucher vom Direktor wissen. „Wir füllen eine Badewanne mit Wasser und geben dem Patienten einen Löffel, eine Tasse und einen Eimer zur Auswahl, um die Badewanne zu leeren“, antwortete er. Der Besucher kapierte: „Ein Gesunder würde natürlich den Eimer nehmen, weil er größer als der Löffel und die Tasse ist.“ Der Direktor schüttelte den Kopf: „Ein Gesunder würde den Stöpsel herausziehen. Möchten Sie ein Bett am Fenster?“

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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