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Die WahrheitWippschwänze und Radratten

Harriet Wolff
Kolumne
von Harriet Wolff

Aus der Belästigungsmaschinerie: So befreiend es sein kann herumzuhopsen, so sind doch einige Bewegungen strikt abzulehnen.

Ohne Not zusammengestaucht in einem „Windschnittig geht anders“-Gefährt: Liegendradler. Bild: imago / Ralph Peters

E igentlich finde ich alles, was in Bewegung ist, nicht übel. Rumgehopse schadet nie, besonders nicht zum Jahreswechsel. Insgesamt gibt es nur wenige Bewegungen, die ich strikt ablehne: Faschisten etwa. Dann lange nichts. Und dann Männer auf Liegendfahrrädern – auch auf die Gefahr hin, mit dieser Hitliste den Faschismus zu verharmlosen. Aber ästhetische Verbrechen sind auch Verbrechen.

Liegendradler sind flachgelegte, flitzende Riesenratten, stinkend und schwitzend, ohne Not zusammengestaucht in einem „Windschnittig geht anders“-Gefährt inklusive Direktkontakt zur Auspufffront. Warum müssen sich diese Pseudo-Sportler so ducken? Kommen sie aus der Rückenschmerz-Liga? Leiden sie an Inkontinenz, wenn sie aufgerichtet fahren? Wollen sie dem Wind eins auswischen oder einfach nur mein ästhetisches Empfinden kränken?

Ich frage mich das jedes Mal, wenn ein flachgelegter Mann auf der Straße an mir vorbeigurkt. Dabei gibt es nichts, das weniger Sex ausstrahlt als Liegendradler. Ich fühle mich belästigt. Tiefergelegte Frauen kommen mir fast nie unter. Warum? Für Hinweise, die zur Aufklärung führen, bin ich dankbar. Schreiben Sie mir oder melden Sie sich bei den angeschlossenen Dienststellen.

Aber eigentlich ging es ja um Pferdeschwänze on the run. Hinter Faschisten und Liegendradlern belegen sie Platz drei auf der Anti-Bewegungs-Hitliste. Besonders belästigen mich dickere und dünnere, kürzere und längere Schwänze, wenn sie beim Joggen – ja, ich mag dieses altmodische Wort, heute heißt es „Laufen“ – wippen. Und zwar direkt vor mir. Ich werde nämlich wie magisch angezogen von Köpfen, die wie ein Wackeldackel vor mir hertraben. Und sofort wieder abgestoßen von diesem haarigen Gehänge hintendran. Männlich oder weiblich ist dabei ganz egal.

Fort von diesem traurigen Schweif!

Sehe ich einen Kopf mit Wackelschwanz, und ist er noch so weit entfernt, verspüre ich stante pede den Drang, zum Sprint anzusetzen. Denn diesem baumelnden Häufchen will ich auf alle Fälle voraus sein. Es haftet dem wippenden Pferdeschwanz etwas Lächerliches und Kindisches an. Fort, nur fort von diesem traurigen Schweif!

Die Füße sollen sich beim Laufen bewegen, meinetwegen noch die Arme, auch der Torso soll es, aber nicht jenes belanglose Anhängsel, das keinen Sportler ziert. Ganz besonders wenn es kümmerlich lang und dünn ist. Außerdem bringt dieses Wippen mich schlicht aus dem Takt, mache ich meine Runden.

Nächstens, schwor ich mir jüngst beim Joggen, und dabei kreuzte auch noch ein Liegendradler mit Pferdeschwanz meinen Weg, nächstens zöge ich los mit einer Dose Drei-Wetter-Taft und sprühte das klebrige Fixum rücklings auf die pferdeschwänzelnden Damen und Herren. Dann wäre ihr bestes Stück so steif, dass es hinten am Hals anpappte und nicht mehr schlackerte oder herumeierte.

Vielleicht wäre der Fall anders gelagert, ein echtes Pferd mit Schweif vulgo Schwanz trabte beim Joggen vor mir. Ist mir aber noch nicht untergekommen, der Fall. Ich laufe erst seit diesem beziehungsweise letztem Jahr. Kann ja noch werden.

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Harriet Wolff
Wahrheit-Redakteurin
Seit 2013 bei der taz-Wahrheit, zeitweise auch Themenchefin in der Regie und Redaktionsrätin. Außerdem Autorin mit Schwerpunkt Frankreich-Themen
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23 Kommentare

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  • W
    Wippschwanz

    Wie wäre das eigentlich, wenn Harriet ein Mann mit heraushängendem Penis vulgo Schwanz entgegen kommen würde? Vermutlich besser weil irgendwie sexier.

  • M
    Meggie

    Ein wunderbarer Artikel.

  • H
    Heros

    Wo ist denn bei dem Artikel der "Gefällt mir nicht"-Knopf?

     

    Egal, diesen Artikel bezahle ich nicht, auch wenn ich ein absolut "aufrechter" Radfahrer bin.

     

    Heros

  • L
    LieberLiegend

    *g*

     

    Und jetzt erst recht: Zopf einflechten, enge Hose an und rauf auf mein Liegerad in der Hoffnung das Harriett mich sieht.

     

    Mir ist es sowas von egal was andere davon denken, liegend zu radeln ist einfach nur bequem...

  • R
    radfahrer

    taz zahl ich NICHT!

    Ich habe den Artikel leider gelesen, weil ich gerne Rad fahre - und es war eine Beleidigung. Für (Liege-) Radfahrer und für meinen Intellekt. Als Entschädigung für die mir entstandenen psychischen Schmerzen zahle ich im Januar für keinen einzigen taz Artikel mehr.

  • B
    Balu

    Hallo Harriet,

     

    ich verstehe den Seitenhieb mit der "was weniger Sex ausstrahlt" nicht so ganz. Die liegende Position ist doch viel eher für Sex geeignet als die "Affe auf dem Schleifstein"-Position bei Aufrecht-Fahrrädern.

     

    Abgesehen davon ist es inzwischen medizinisch bewiesen, dass Aufrechtfahrer gerne auch mal Probleme mit der Potenz bekommen - Leiden, die den Liegeradfahrern neben Rücken- und Handgelenks- oder Schulterschmerzen dank wesentlich entspannterer Position erspart bleiben.

     

    Wie sitzen Sie eigentlich auf dem Sofa? Vorne übergebeugt, mit den Händen auf dem Tisch abstützend oder gemütlich zurückgelehnt, eventuell mit den Füßen auf einem Hocker?

     

    Vielleicht probieren Sie es einmal aus und verstärken anschließend die durchaus vorhandene weibliche Liegerad-Fraktion.

     

    Es wird Ihnen Spaß machen.

     

    PS: Eine Liegeradfahrerin (Maria Leijerstam) hat nebenbei bemerkt gerade als erste Frau in Rekordzeit den Südpol erreicht und dabei zwei männliche Kollegen auf Aufrecht-Rädern locker hinter sich gelassen. Ihr Vorteil war das Liegerad, mit dem Sie eine technisch wesentlich anspruchsvollere, aber kürzere Strecke fahren konnte...

  • I
    ironimus

    Aus "Nichts" einen lockeren heiteren Text machen -... hier ist es gelungen ! Danke , Harriet !

  • S
    Spottdrossel

    "...ihr humorlosen Rumknödler."

    Erbarmen und Nachsicht ,@ FLOCKE ,... es sind doch nur

    D e u t s c h e !

    Man stelle sich versuchsweise nur mal die Frage : Könnten aus deutschem Boden Gewächse wie 'Monty Python' , 'Mr Bean' sprießen ?

    Um die Antwort selbst zu geben :

    Nein , in tausend Jahren nicht !

  • F
    Flocke

    Liebe Leserschaft, bitte mal locker durch die Hose atmen und nochmal vergegenwärtigen, wo er denn gelandet ist. Etwas einfältig, ausgerechnet auf der Wahrheit-Seite einen seriösen Text zu erwarten.

    Übrigens ist Harriett meines Wissens ein ((britischer?)weiblicher Vorname, ihr humorlosen Rumknödler.

    • 7G
      738 (Profil gelöscht)
      @Flocke:

      Und auf der Wahrheit-Seite muss man schlechte Schreibe einfach schlucken? Das ist doch nicht der Spielplatz der Volontäre, auch Satire darf gerne intelligent sein.

  • R
    Ridicule

    "… Schwänze, wenn sie beim Joggen – ja, ich mag dieses altmodische Wort, heute heißt es „Laufen“ – wippen…"

     

    - auch sonst 'n bisken jung wie?

    oder vor " Laufen" - " wieder" vergessen?

     

    egal - mit soner dünnen Suppe das Jahr in die Tonne treten? - das kann ja nur besser werden.

  • Noch ein taugenichts Schreiberling, der meint niederkritzeln zu müssen was ER nicht mag und doch nur eine zahlende Leserschaft belästigt, dass mag ich nicht!

     

    Die taz ist sich mal wieder nicht zu schade einige Leser zu vergraulen.

     

    Die Wahrheit: dafür zahle ich ..., nicht!

  • LL
    Liegender Leser

    Toll, Harriet Wolff hat zwei Artikel geschrieben: Den ersten und den letzten.

  • Ist dem Autor dieses unsäglich schlecht recherchierten Artikels mal aufgefallen, dass Radler auf einem "normalen" Rad nicht aufrecht sitzen, sondern in einer affenähnlichen Haltung radeln?

    • @queenich:

      Und? Hast du als Sapiens Sapiens ein größeres Problem mit der Affenähnlichkeit?

      Dann viel Spaß im weiteren Leben.

       

      Ich hab gut gelacht bei dieser Kolumne. Aber ich hasse ja auch diese Liegeradler-Spezies. Ganz spezielle Sekte verkniffener Kerle.

  • AS
    Andreas Scherer

    »Liegendradfahrer sind … [R]atten, stinkend und schwitzend« – Ja, hallo, ich glaub’ es hackt!

     

    Merken Sie eigentlich, wann die Grenze zur Beleidigung überschritten ist?

     

    »Ich fühle mich belästigt«. Dann geh’ woanders flennen (und wegen der Pferdeschwänze gerne auch »laufen«).

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Der stream of consciousness ist nicht immer große Literatur, geschweige denn ein vernünftiger Artikel in einer Zeitung. Vielleicht sollten Sie mal überlegen, ob Sie jeden Anfall von Logorrhoe an die Öffentlichkeit bringen müssen?

    • @738 (Profil gelöscht):

      Ich frage mich grade ob ich mir meine Haare kurz schneiden soll, damit ich den Autor nicht belästige. Eine Frechheit dieser Artikel.

  • J
    Jochen

    Aua!

    Wenn man gar keine Ahnung hat, ist es keine Schande dann einfach mal gar nichts zu sagen.

  • R
    Ruediger

    ich konnte diesem Artikel entnehmen dass der Autor sich fuer sportlich haelt und ein arges problem mit seinen Mitmenschen hat.

    Es spricht auf jeden fall nicht fuer einen Charakter wenn er schlecht uber ander Menschen aufgrund ihrer sportlichen und modischen Vorlieben urteilt.

    Das machen Faschisten naemlich auch. Und die hassen wir!

    Denk mal nach!

  • SN
    So nich

    Hm - die Themen für das 2013 gehen langsam aus, gell?

    Hat die Autorin jemals ein Fahrrad oder gar ein Liegerad gefahren? Oder ist sie gleich runtergefallen, was den Wiederwillen erklären würde.

    Morgen lesen wir über die Obszönität von Rüsselkäfern - gähn.

  • K
    Kopfschüttel!

    Herr Wolff, lesen Sie mal:

     

    "Spektrum der Wissenschaft, Februar 2/1984, dann wissen Sie mehr!

     

    Kopfschüttel!

  • K
    Knallhart

    Herr Wolff,

     

    "Dann lange nichts. Und dann Männer auf Liegendfahrrädern – auch auf die Gefahr hin, mit dieser Hitliste den Faschismus zu verharmlosen. Aber ästhetische Verbrechen sind auch Verbrechen."

     

    Lassen Sie sich in die Geschlossene einweisen!

     

    BRD-Piefke!