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Die Wahrheit über Katyn

Berlin (taz) - Frischen Wind scheint die Perestroika in der Sowjetunion auch in die polnische Außenpolitik zu bringen. Am Donnerstag verlangte der Abgeordnete Ryszard Bender im Parlament eine rückhaltlose Aufklärung der vermutlich von sowjetischen Truppen begangenen Morde an mehr als 4.000 polnischen Offizieren, deren Leichen 1943 in den Massengräbern von Katyn gefunden worden waren. Er forderte die, vor einem Jahr gebildete, polnisch–sowjetische Historikerkommission auf, die „dunklen Flecken der gemeinsamen Vergangenheit“ umgehend ans Licht zu bringen. Geklärt werden müßten außerdem die Hintergründe des Hitler–Stalin– Pakts von 1939, die Massendeportationen von Polen nach Sibirien sowie das Schicksal polnischer Politiker und Militärs in sowjetischen Gefängnissen. Was noch vor einigen Jahren als Anschlag auf die Fundamente der Freundschaft zum Großen Bruder verdammt worden wäre, wurde diesmal sogar ausführlich im staatlichen Rundfunk wiederholt. Glasnost jetzt auch in Polen? Ein Brief von Intellektuellen im Parteiorgan Trybuna Ludu, der die Morde von Katyn durch die „Henkersknechte Stalins und Berijas“ verurteilte, blieb bislang von offizieller Seite unwidersprochen.

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