Die Vorschau: Reinfall München?
■ Bernd Begemanns Gruppe „Antwort“ weiß am Mittwoch im Tower die Antwort
Wer wie Bernd Begemann seine Band und deren aktuelles Album „Die Antwort“ nennt, muß sich natürlich mindestens eine Frage gefallen lassen – nämlich die nach der Frage. „Die Antwort hat zwar keine Antworten auf die letzten Fragen der Quantenphysik. Aber immerhin geben wir Antworten auf die Frage, wo wir eigentlich drinstecken, wie es ist und wie es sein sollte. Das Thema dieser Platte ist daher eine konstruktive Haltung, die standhält“, berichtet der charmante Hamburger Entertainer. Auf zwei Antwort-Alben und drei Soloplatten kann er inzwischen zurückblicken und wird allgemein für seine genaue Beobachtungsgabe geschätzt.
Minutiös seziert er in seinen sarkastischen Miniaturen den alltäglichen Wahnsinn – vom Talkshow-Terror bis zur vermeintlichen Einfamilienhaus-Idylle wird nichts ausgelassen.
Und obwohl das aktuelle Antwort-Album eher die seichten Seiten der Popmusik aufzieht und teils mit Liebe und Leichtigkeit lockt, darf auch ein Statement wie „Es darf nicht egal sein“ nicht fehlen: „Mich erschüttert dieser grassierende Instant-Nihilismus. Im letzten Winter hingen überall in Hamburg Plakate für die Milenium-Serie, auf denen stand: Fürchte deinen nächsten wie dich selbst. Bevor man morgens im Bus zur Arbeit gekarrt wird, sieht man dann düstere Gestalten im Wald. Was ist das denn für eine Welt, bitteschön?“
Diese Frage stellen sich selbstverständlich auch die Charaktere, die in den weniger heiteren Songs der Antwort portraitiert werden: Menschen, die – um einen Song Bernd Begemanns zu zitieren – auf dem Weg aus dem sicheren Unglück ins unsichere Unglück irgendwo hängengeblieben sind.
Hinterm Tresen der Großstadtkneipe stellt sich dann eine drohende Erkenntnis wie „Berlin war stärker“ schnell ein, doch wie Begemann weiß, können viele auch nicht anders: „,Weg aus dem Tal und nach München' ist die tragische Geschichte eines Menschen, der auf München hereinfällt, weil er eben aus dem Dorf kommt. Dabei muß man München höchstens gehabt haben wie Masern – obwohl wir natürlich auf Giorgio Moroder stehen.“ Gunnar Lützow
Die Antwort kommt am Mittwoch, 14. Oktober, um 20 Uhr im Tower
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