Die Vorschau: Schlangen im Klo
■ Morgen beginnt die Radio-Bremen-Reihe „SommerGäste“ in der Schauburg mit dem ARD-Balkanexperten Friedhelm Brebeck
Die einen suchen ihn im Kalender, die anderen am Himmel. Wahre Bremer und BremensIen aber wissen: Sommer in Bremen ist erst dann, wenn Radio Bremen 2 sagt, in Bremen ist jetzt Sommer. Und dies teilt uns der Sender alljährlich quasi durchs Marmeladenbrötchen mit. Denn bei selbigem sitzen dann, wenn endlich Sommer ist, viele Menschen im Foyer des Schauburg-Kinos sowie zuhauseandenGeräten und lauschen den spannenden Geschichten weitgereister Damen und Herren, die wir zumeist nur aus dem Fernsehen kennen.
„SommerGäste“ heißt diese schon traditionsbehaftete Reihe der zettBeh-Redaktion, die zum morgigen Auftakt Friedhelm Brebeck in der Schauburg begrüßt. Für seine über rauhe Stimmbänder geraspelten Beiträge aus den Krisengebieten des Balkans ist Brebeck nicht nur in Deutschland berühmt geworden. Auch die serbische Regierung hat die stets von deutlicher Anteilnahme für die Kriegsopfer geprägten Reportagen des ehemaligen Schwimmlehrers aufmerksam verfolgt und den 64jährigen im vergangenen Jahr unter dusbiosen Anschuldigungen aus dem Kosovo ausgewiesen.
Daß einst in der Personalabteilung der ARD Menschen mit einem Faible für markante Stimmen die Einstellungspolitik dominierten, beweist der Werdegang des nächsten Sommergasts. Gerd Ruge, nur wenige Jahre älter als der röchelnde Brebeck, ist trotz seiner Pensionierung vor sechs Jahren noch vielen als geduldig nuschelnder „Mann aus Moskau“ in Erinnerung. Der frühere Rußland-, Amerika- und Chinakorrespondent der ARD wird am Vormittag des 10. Julis unter anderem darüber berichten, weshalb er sein Rentnerdasein nicht wie viele seiner SchicksalsgenossInnen stilecht als untätige Couchpotatoe verbringt.
Nicht nur das Journalistinnendasein berechtigt dazu, kundig von den Dingen dieser Welt zu erzählen. Den Wilhelmshavener Bundeswehrgeneral Manfred Eisele und die 32jährige Verhaltensforscherin Julia Fischer, Sommergäste am 17. und 24. Juli, haben UN-Blauhelmmissionen und geschwätzige Paviane nach New York und in den Urwald Botswanas verschlagen. Als Soldat unter DiplomatInnen und als Berlinerin unter Löwen, Grillen und kloverliebten Schlangen – das ist der Stoff, aus dem Sommergäste gehäkelt sind!
Die Korrespondentinnen Sabine Reifenberg (London), Birgit Kaspar (Jordanien), Hans-Josef Dreckmann (Afrika), Klaus Scherer (Japan) und Luten Leinhos (Lateinamerika) stehen auf der Gästeliste der nachfolgenden Wochen. Die letzten Sommergäste am 11. und 18. September werden zwei gelernte Bürgerinnen der ehemaligen DDR sein. Die Publizistin Carola Stern verließ schon 1951 den Arbeiter- und Bauernstaat und schrieb in den vergangen Jahrzehnten zahllose Artikel gegen die ebenso zahllosen Versuche, die deutsche Geschichte dieses Jahrhunderts politisch und publizistisch zu entsorgen.
Die einen nennen sie volksnahe Politikerin, die anderen populistische Quasselstrippe – Regine Hildebrandt hängt nicht nur der Ruf an, „Frau des Jahres 1991“ gewesen zu sein. Die promovierte Biologin trat nach der Wende der SPD bei und wurde in ihrer Funktion als Brandenburgs Sozialministerin innerhalb kürzester Zeit zu einer der bekanntesten Repräsentantinnen Ostdeutschlands. Und hätte die Frau mit der Krächzstimme die Möglichkeit gehabt, frühzeitig Kontakte zur Personalabteilung der ARD zu knüpfen, wer weiß, ob Hildebrandt nicht schon früher als „Unsere Stimme aus Ost-Berlin“ in die Annalen eingegangen wäre. zott
Die „SommerGäste“ sind an den kommenden zwölf Samstagen zwischen 9 und 12 Uhr live in der Schauburg zu sehen und zeitgleich zuhauseandenGeräten zu hören (UKW Bremen 88.3; Bremerhaven 92.1). Infos zu den Sendungen gibt es unter Tel.: 246 1394 Tel.: und im Internet: www.radiobremen.de
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen