Die Vorschau: Schwarze Folklore
■ Die „Dichter aus Epibreren“ gastieren heute Abend im Jungen Theater
Konturlos liegt sie da, fließend und wabernd. Die Insel mit Namen Epibreren. Die ist Fiktion, eine dichterische Negation des Wolkenkuckucksheims. Die Wortschöpfung geht auf den hölländischen Schriftsteller Simon Carniggelt zurück und bedeutet soviel wie „nichtstun“. Also nicht gerade etwas Erhabenes. Aber von Faulheit ist sowieso kaum etwas zu spüren, wenn die „Dichter aus Epibreren“ die Bühne entern.
Wild, fast psychotisch winden sich die Groninger Dichter Bart FM Droog und Tjitse Hofmann um die Mikrophonständer, laufen auf der Bühne herum, schreien, kriechen, kichern. Ihre Gedichte sind mehr als Worte. Sie sind Klang, der sich fortsetzt in ihrem Minenspiel und in den mal ambientmäßig mäandernden, mal zirkushaft leichten Sounds, die Jan Klug mit vielerlei Blasinstrumenten und elektronischen Gimmicks zur Verfügung stellt. Die Grenzen von Musik und Sprache lösen sich auf, bilden ein faszinierendes Drittes. Die Performance des Trios erinnert zuweilen an Punk- oder Industrialbands. Die Texte handeln in guter Slamtradition von Alltagsbeobachtungen. Oder es sind bizarre Geschichten, der Welt entrückt wie genannte Insel.
Äußerst umtriebig treten alle drei allein oder in immer unterschiedlichen Formationen in der Groninger PopPoeten-Szene in Erscheinung. Stets geht es darum, klangliche und inhaltliche Dimensionen von Lyrik auszuloten. Damit das nicht akademisch unterkühlt wirkt, verstehen sich die „Dichter“ als „grenzüberschreitende Spaßmacher“. So arbeiten sie gegen den oftmals annoncierten „Tod der Poesie“. Indem sie dem Vortrag besondere Aufmerksamkeit schenken. Indem sie Musik einbinden als gleichberechtigten Partner. So reagieren sie auf die Rolle, die Popmusik in ihrem eigenen, wie auch im Leben der Zuhörer spielt. Tim Schomacker
Heute, 20 Uhr, Junges Theater
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