Die Vorschau: Beständigkeit wider
Cable Car Theory, Realign und Adjudgement spielen in der Friesenstraße
Die Konzertgruppe Sissy-Concerts, in der jüngeren Vergangenheit verantwortlich für so unterschiedliche veranstalterische Großtaten wie die Konzerte der Flying Luttenbachers, Laddio Bolocko oder Hrvatzki, offenbart nun eine weitere musikalische Facette ihres Programms. Cable Car Theory, Realign und Adjudgement lassen sich relativ umstandslos in gängigen Vokabeln fassen. Die amerikanischen Cable Car Theory beziehen sich ausdrücklich auf ihre Wurzeln in traditionellem Hardcore, nicht zuletzt weil der den jugendlichen Sturm und Drang samt ungebrochenem Glauben an gesellschaftliche Veränderung impliziert wie kaum eine andere Musik.
Die Vorstellung vom unbegrenzten Potenzial der Menschheit und die Unsicherheit darüber, was ist, wenn wir einmal den Löffel abgeben müssen, brachte Cable Car Theory in den Ruch Christen zu sein, was sie energisch dementieren. Die Vorstellung steter Entwicklung in gesellschaftlicher Hinsicht verpakken sie ironischerweise in eine Musik, die, wie erwähnt, deutlich in musikalischen Traditionen wurzelt, die den Charakter musikalischer Umwälzung längst verloren haben. Dagegen ist nun nicht so wahnsinnig viel einzuwenden, weil sie den alte Stoff noch einmal mit Energie und Erfindungsreichtum neu aufbereitet wird.
„Realign“ aus den Kellern der Friesenstraße sind derzeit mit den Amis auf Tour und erproben sich an Ähnlichem - melodischen Hardcore, der nie ins Lala abdriftet, mit Ecken, Kanten und Kurven.
Adjudgement, dritte Band im Bunde, stellen sich noch offensiver zu ihrer mittlerweile achtjährigen musikalischen Vergangenheit im einstmals „Hardcorehausen“ genannten Hannover. Ganz und gar beständig, darauf legen sie wert, halten sie an ihrem Hardcore New Yorker Bauart fest und modifizieren ihn höchst behutsam um ein paar nahezu unvermeidliche Schmankerln wie eingestreute Flageolett-Gitarrentöne à la Korn oder Machine Head. Ganz altmodisch auch ihr Wettern gegen MTVIVA-Hardcore der Sorte Biohazard und der ganze Kram, den es vermutlich immer geben wird. Andreas Schnell
14. April, ab 21 Uhr
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