Die Vorschau: Stromgitarren los!
■ Rock aus der Schweiz: Favez spielt heute im Magazinkeller des Schlachthofs
Sie sind sehr verbindlich, diese jungen Männer aus der Schweiz, ganz so, wie sich das gehört. Wer eines ihrer Alben kauft, kann schon anhand des Titels fest stellen, was sich so in etwa darauf finden lässt. „A Sad Ride On The Line Again“ hieß ihr Debüt, aufgenommen auf akustischen Instrumenten in einer Kirche – melancholisch war gar kein Ausdruck.
Dann kam „Gentlemen Start Your Engines“. Auf dem Cover ein grob gekörntes Standbild aus einem Rennfahrer-Film. Startet die Stromgitarren! Alle Potis auf Elf! Rock! Auch wenn es nicht die explosiven Gitarrenwände sind, die sie live auffahren, wo sie regelmäßig dafür sorgen, dass ihnen das Volk zu Füßen liegt.
„Wir wollten ein Album machen, dass den Songs dient“, erklärt Favez-Sänger und Gitarrist Chris. „Wenn du dir die Sachen auf einer Stereo-Anlage anhörst und die Songs nicht kennst, kannst du nicht sehen, wohin die Songs gehen, woher sie kommen, wenn sie so klingen, wie wir sie live spielen. Deswegen haben wir sie gewissermaßen ein wenig poliert um möglichst direkt zeigen zu können, wie die Harmonien funktionieren.“ Diese Zu-gänglichkeit korrespondiert da-bei mit der Sorgfalt, die Favez auf ihre Songs verwenden. Klassische Formen, sicher, aber erstens mit bemerkenswerter Geschmackssicherheit und zweitens mit einem Ohr für Details, für Stimmungen, die mit größtmöglicher Klarheit, Ver-ständ-lich-keit gezeichnet werden. Deswegen das Element der Kontrolle anstelle der Pose existenzieller Verzweiflung.
Auf ihrer Single „Headed For The Ocean“ geben Favez in Kürze einen Überblick über das eigene Werk und die darin schlummernden Möglichkeiten. Neben dem vor Sehnsucht nach sonnigeren Tagen überquellenden Titelstück kontrastieren Favez u.a. mit einem Nick Drake-Cover noch einmal den wirklich harten Brocken, bei dem sie dann angemessenerweise keine Gnade mehr walten, dafür aber eine Ahnung von ihren Bühnenqualitäten aufscheinen lassen.
„Was sollen wir tun“, zuckt Chris mit den Achseln und grinst. „Wir sind nun mal weiße Mittelklasse-Kids.“ Und auch die müssen manchmal auf die Kacke hauen. Andreas Schnell
Heute, 20 Uhr, Schlachthof
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