: Die Versorgung der Kids hat Vorrang -betr.: "Zurück marschmarsch in die Schule", taz vom 25.5.1996
Betr.: „Zurück marschmarsch in die Schule“ v. 25.5.
Unbestritten leisten die meisten der abgeordneten LehrerInnen gute Arbeit an ihren neuen Einsatzorten. Nun haben wir aber das Problem, daß Bremen aufgrund der politischen Beschlüsse auch schon der Ampel die Schülerlnnen/Lehrerlnnen-Relation von ursprünglich 14,2 auf 16,7 anheben soll. Folglich gilt es, alle Kapazitäten dort zu konzentrieren, wo sie benötigt und wofür sie bezahlt werden: für unterrichtliche Tätigkeit in der Schule.
Von den knapp 5.000 Lehrerinnenstellen, die in der Stadt z.Z. zur Verfügung stehen, erreichen über 1.000 – das sind etwa 26.000 Stunden Woche für Woche – nicht die SchülerInnen. Darunter fallen langfristige Erkrankungen, Schulleitertätigkeiten, Fortbildungen, Pendelstunden usw.und eben auch die Stadtteilkulturarbeit. Die letztere geht in die Schülerlnnen/Lehrerlnnen Relation ein, d.h. es wird so getan, als sei die Tätigkeit im Ortsamt unterrichtliche. Gleichzeitig haben die Schulen Probleme, ihre Unterrichtsversorgung zu gestalten.
Es tut mir leid, aber ich finde, daß die Versorgung der Kids Vorrang hat, zumindest soweit die Leute aus dem Bildungsetat finanziert werden. Wenn die Tätigkeit in den Ortsämtern für so wichtig und unentbehrlich gehalten wird, muß sie eben aus deren Etats finanziert werden. Unter der Voraussetzung können die LehrerInnen dann an ihrem neuen Einsatzort gehalten werden, die Bildung erhält lediglich die Stellen zurück.
Helmut Zachau, bildungspolitischer Sprecher
B'90/Grüne
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