■ Die Fusion von Thyssen und Krupp-Hoesch kommt doch: Die Vernunft des Profits
Die Vorstandskreise von Krupp-Hoesch in Essen ließen es durchsickern: Thyssen und Krupp schließen sich doch zu einem neuen deutschen Großkonzern mit 180.000 Angestellten zusammen. Viele hatten schon nicht mehr daran geglaubt, nachdem sich die künftigen Partner monatelang nicht auf einen Chef einigen konnten. Auf der einen Seite stand der als stahlharter Sanierer bei den Arbeitnehmern verrufene Krupp-Chef Gerhard Cromme; auf der anderen Seite der erfolgreiche, aber durch einen Haftbefehl der Berliner Wirtschaftsstaatsanwälte angeschlagene Thyssen-Boss Dieter Vogel. Nun hat sich der kleinere Partner durchgesetzt, Oberboss wird Cromme.
Auf den ersten Blick sieht das nach der schlimmeren Variante für die Beschäftigen aus – Cromme als rücksichtsloser Aufräumer nun auch bei Thyssen. Doch Vogel hätte bei einer Fusion wohl genausoviel Personal entlassen. Schließlich hätte er ein erfolgreicher, das heißt den Profit maximierender Manager bleiben wollen. Weil sich fast drei Viertel der Aktivitäten von Krupp und Thyssen überschneiden, kommt es auf jeden Fall zu den derzeit weitverbreiteten „Verschlankungen“ der Belegschaften, vom Lagerarbeiter bis zum Bereichsleiter. Cromme wird das höchstens etwas rauher angehen.
Doch der neue Konzern wurde nicht in erster Linie geschaffen, um die Belegschaft auszudünnen. Vor allem Krupp hatte dringend eine Vergrößerung nötig und wollte an die versteckten Milliardenreserven von Thyssen ran. Schon im Frühjahr hatten die beiden Firmen ihre Stahlsparten zu einem Global player verschmolzen. Nun entsteht auch bei Handel, Maschinen- und Anlagenbau ein Großkonzern. Wo Thyssen oder Krupp in Deutschland jeweils Mitspieler unter vielen waren, sind sie nun meist erste Liga oder sogar der Champion. Und auf internationaler Ebene können sie jetzt immerhin um den Aufstieg mitspielen.
Ganz nebenbei haben aber auch die in den Aufsichtsräten sitzenden großen Anteilseigner ihre Interessen gewahrt. Die Krupp-Stiftung hat am neuen Konzern zwar nicht mehr die Mehrheit, sondern weniger als ein Viertel der Stimmrechte. Doch sie bleibt der größte und wichtigste Aktionär, denn die Thyssen-Aktien sind weitgehend unter vielen tausend Aktionären aufgeteilt. Einzige größere Aktionäre neben Krupp werden im neuen Konzern nur der Iran, die Commerzbank und die allgegenwärtige Allianz AG sein. Die drei wollen hohe Aktienkurse sehen, und dafür garantiert ein großer Konzern besser als zwei sich beharkende Konkurrenten. Reiner Metzger
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