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Die Umwelt-Sensoren

■ Renommiert und Hoffnungsträger für die Stadt und die Welt: „Woche der Meeresforschung“ in Bremen

Hätte Bremen etwas schneller reagiert, hätte man schon früher auf das hanseatische Flaggschiff der Meeresforschung aufspringen können, findet Jürgen Timm, Rektor der Bremer Uni. Er denke dabei nur an den Vulkan. Das eine oder andere neue High-Tech-Forschungsschiff könnte schon im Bau sein. Solche Dinge dauern in Bremen etwas länger – man beginnt nun verstärkt mit der Präsentation der wissenschaftlichen Arbeit: Seit gestern hat Bremen seine „Woche der Meeresforschung“, die zwei Wochen dauern wird.

Was vor fünfzehn Jahren mit einem kleinen Institut in Bremerhaven begann, führte zwischenzeitlich zur Gründung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) und des Fachbereichs Geowissenschaften an der Bremer Uni. Die Meeresforschungsprojekte im kleinsten Bundesland sind international etabliert und werden entsprechend honoriert. 100 Millionen Mark gibt es jährlich vom Bund, 2,6 Millionen von der EU.

„Meeresforschung wird jetzt ernstgenommen“, bemerkte gestern der Bremer Professor Gerold Wefer. Niemand könne mehr Meßergebnisse wie den Meeresspiegelanstieg oder die Erwärmung der Ozeane nivellieren. „Meeresforschung ist globale Umweltforschung“, so Wefer. FCKW-Messungen unter Wasser stünden dafür. Und mit den Eiskernbohrungen des AWIs ließen sich Klima-Umschwünge bestens beobachten.

Das ist nun nicht nur global weit weg, sondern läßt sich auch anfassen: Die Woche der Meeresforschung begleitet eine Ausstellung in der Galerie der Hochschule für Künste. Dort gibt es zwar vorrangig Monitore, Mikroskope, Satellitenfotos und Echolotkurven zu sehen. Doch zu ihnen gesellen sich Austern im Glaskasten, selbstredend ein Aquarium, der Eiskernbohrer in Lebensgröße sowie fünf ausgestopfte Kaiserpinguinküken in ebensolcher, die tot aufgefunden wurden.

Es wird einerseits sehr wissenschaftlich werden in den beiden Meeresforschungswochen – internationale ReferentInnen stehen dafür –, andererseits sollen Tage der offenen Tür im Max-Planck-Institut (Celsiusstraße 1) oder beim Forschungsschiff „Victor Hensen“ im Europahafen (Schuppen 3) vor zu viel Abstraktem bewahren. An der Bremer Uni wird zudem das neue „Marum“ eröffnet, das „Zentrum für Marine Umweltwissenschaften“. Dort soll der Lebensraum Küste (mit Kajen- oder Pipelinebau) Thema sein. High-Tech im Meer wird anvisiert und die Gruppe Medienbereich kümmert sich um bessere Kontakte zu Behörden und Industrie. sip

Vorträge und Ausstellung in der Hochschule für Künste, Dechanatstraße. Tage der offenen Tür So, 19.5./Mo 20.5., jeweils 10 bis 17 Uhr. Info G. Wefer, 218-3389, E-mail gwefer§zfn.uni-bremen.de

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