Die Streitfrage: „Skandalös sind die Kameras“
Zwei Teenager haben Sex in einem Schwimmbad bei Augsburg und müssen in Arrest. Aber ist Sex in der Öffentlichkeit heute noch ein Skandal?
Vergangene Woche wurden zwei junge Erwachsene in Augsburg zu mehrtägigen Arreststrafen verurteilt, weil sie beim Sex in einem Schwimmbecken von einer Unterwasserkamera gefilmt wurden. In der Härte der Strafe sieht der Sexualwissenschaftler Heinz-Jürgen Voß eine staatliche Grenzverletzung. „Ich plädiere für Ausprobieren, drinnen und draußen, gleichgeschlechtlich und andersgeschlechtlich. Wichtig ist selbstbestimmt – auf eigene Grenzen achten und die anderer”, sagte er der taz.am wochenende.
Auch viele Leser sehen den eigentlichen Skandal nicht im öffentlich vollzogenen Geschlechtsakt, sondern im Strafmaß. Denn wären die beiden volljährigen „Täter” nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt worden, wäre die Strafe wohl milder ausgefallen. „Zwei Wochen Arrest nach Jugendstrafrecht für etwas, für das ein Erwachsener mit einer kleinen Geldstrafe davon gekommen wäre?”, fragt sich Leser Joe Völker.
Die Kameraüberwachung von Schwimmbecken löst bei vielen taz-Lesern zudem Unverständnis aus. „Das eigentlich Skandalöse ist doch, dass Kameras im Schwimmbad installiert werden. Wer kommt auf so etwas? Demnächst dann auch in der Sauna und auf der Toilette?”, meint Jesse Heiner.
Allgemein haben die meisten Leser die positiven Seiten von Sex in der Öffentlichkeit hervorgehoben. Das sei aufregend, anregend und oftmals spannender als im Bett. Viele haben ihre Erfahrungen geteilt, auch ob sie schon mal dabei ertappt wurden oder nicht. Und einige haben der taz sogar sehr intime Geschichten zugesandt. Die taz bedankt sich dafür schmunzelnd.
Der Schriftsteller Sasa Stanisic hat für die taz.am wochenende sogar ein Gedicht über Sex in der Natur geschrieben und Rapperin Lady Bitch Ray plädiert für „Sex, Hugs, Rock ‚n‘ Roll and Peace“.
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