Die Streitfrage: „Pelz ist okay“

Eingewanderte Waschbären richten Unheil an und sollen bejagt werden. Was bleibt, sind viele Schadensfelle.

Was ist mit den Erstbesitzern passiert? Pelzmode in einem Fachgeschäft in Frankfurt am Main Bild: dpa

„Bereits seit 2004 verkaufen wir Jahr für Jahr mehr Pelz, häufig an sehr junge Kunden. Die finden das okay“, schreibt Susanne Kolb-Wachtel in der Rubrik Streitfrage der taz.am wochenende vom 7./8. Februar 2015 – und muss sich dennoch verstecken. Das standardmäßig abgedruckte Portraitfoto fällt aus. Als Branchenvertreterin und Geschäftsführerin des Deutschen Pelzinstituts habe sie schon genug mit Anfeindungen durch Tierschützer zu kämpfen. „Da ist ein Foto nicht sehr opportun.“

Kolb-Wachtel beobachtet, dass die junge Generation mit dem Thema Pelz entspannter umgeht als die Müttergeneration „in den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts“. Man will ihr nicht so recht glauben; zumindest nicht angesichts massiver Leserrückmeldungen auf unsere Streitfrage, die auch im aktuellen Jahrhundert fast ausnahmslos zwischen begründeter Empörung, internettypischen KZ-Vergleichen und dem Aufruf zum allumfassenden Genozid changieren - der Mensch als der eigentliche Schlächter.

Vielleicht meint Kolb-Wachtel jemanden wie den 16-jährigen Kerry Mahmud, der sich als Leser ebenfalls in der taz.am wochenende zu Wort meldet: „Pelz ist okay, solange das Tier würdevoll stirbt und nicht bei lebendigem Leibe gehäutet wird.” Mahmud stößt sich vielmehr an einer verbreiteten Doppelmoral: „Leder ist in der Modewelt auch nicht wegzudenken.” Es sei „heuchlerisch, wenn man ein starker Gegner von fairem Pelz ist, jedoch nichts gegen Leder hat.”

Nikolas Gleber will von Hasstiraden gegen die Pelzindustrie nichts wissen. Mit seinem Unternehmen Friendly Fur stehe er „für eine Zuchtpelz-Alternative, die nicht nur ‚OK‘ ist, sondern gut“. Statt auf Felle aus Fuchsfarmen greife man auf ohnehin anfallende Rohstoffe zurück, setze sich Grenzen – versuche ökologisch mit dem Thema umzugehen. „Dies ist meiner Meinung nach natürlicher, als Monokulturen, Industrie oder Synthetik“, schreibt Gleber.

Deutschland den Wölfen? Warum Waschbären sterben müssen und Menschen graue Eichhörnchen fürchten, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 7./8. Februar 2015. Außerdem: Ulrich Seidl hat Österreichern in die Keller geschaut. Ein Gespräch über Abgründe. Und: Wer „Promotion“ englisch ausspricht, macht aus dem Doktortitel eine Verkaufsaktion. Aus dem Leben einer arbeitslosen Akademikerin. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

„Echtpelz ist passé“ kommentiert der für seine opulent-barocken Designs bekannte Modemacher Harald Glööckler die Streitfrage und findet auch sonst drastische Worte: Tierquälerei. Neandertaler-Mode. Barbarei. „Die Modenschauen mit Pelzen gleichen vielmehr einem Leichenzug als einer kreativen Präsentation.“ In Glööcklers Kollektionen finden sich übrigens auch Lederjacken.

Die Streitfrage „Ist Pelz wieder okay?“ beantworten außerdem Model und Tieraktivistin Alena Gerber sowie der aus Germany's Next Topmodel bekannte Laufsteg-Coach Jorge González in der taz.am wochenende vom 7./8. Februar 2015.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.