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Die Schampus-Fete war ein Flop

■ Zur vorgezogenen Havelchaussee-Öffnungsfete des Grunewaldturmes kamen nur Bekannte des Wirts/ Wieder demonstrierten Umweltschützer

Zehlendorf. Es scheint kein Anlaß zum Feiern zu sein, daß der schwarz- rote Senat vor Ostern die Havelchaussee wieder öffnen will. Zur vorgezogenen Eröffnungsfete des Grunewaldturmes am vergangenen Freitag waren zwar alle 21 Tische »gebucht«, erzählte Geschäftsführer Thomas »Bodo« Bode, tatsächlich aber blieben 16 Tische leer. Und die erschienenen Gäste waren nicht einmal wegen des Zeitungsinserates gekommen, mit der der Restaurant- Chef suggerierte, daß die Chaussee bereits geöffnet sei und man nun »in Harmonie feiern« wolle: Sechs- Gang-Menü für 128 Mark, inklusive unbegrenzt Champagner. Einer der Schampus-Fans, Peter Pflegel, hätte von der Feier durch »Mundpropaganda« gehört — auf deutsch: Der überwiegende Teil der Gäste kannte Bode persönlich und war von ihm angerufen worden.

Klar, daß alle für die Öffnung der Havelchaussee sind. Denn der kulinarische Laden des »guten Bekannten« solle wieder richtig laufen. Aber dennoch konnten die Gäste das 1,8 Kilometer gesperrte Stück nicht durchfahren. Die Polizei hatte an beiden Seiten jeweils eine Wanne aufgefahren. Die Gäste vermuteten anfangs gar, Demonstranten hätten die Benutzung der Chaussee verhindert.

Doch die Ökofront schaffte es nur, einen einzigen Vertreter zu schicken. Fritz Kelm (37), Biologe vom Trägerkreis Havelchaussee, trank in dem Restaurant Weizenbier und wollte Bodo auch wenige Tage vor der voraussichtlichen Öffnung der Waldstraße davon überzeugen, daß aus ökologischen Gründen eine Sperrung notwendig sei. Der Versuch war zwar hoffnungslos, das Bier am Schluß aber umsonst.

Auch gestern demonstrierten wieder zahlreiche Umweltschützer für eine weitere Sperrung der Havelchaussee. Mit Plakaten und Trommelwirbel wurden Auto- und Motorradfahrer darauf hingewiesen, daß es auf dem Straßenteilstück noch keine freie Fahrt gibt. Polizisten sorgten dafür, daß es auch dabei blieb. Am Tag zuvor, berichtete eine AL-Aktivistin, haben sich die Beamten noch anders verhalten: »Da lauerten die Polizisten in einer Kurve und haben ganz schön abkassiert.« Wachleiter Horst Frohn war gestern zufrieden: »Binnen einer dreiviertel Stunde wollten bloß drei Autofahrer durch.« diak/thok

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